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Was nach dem Finanzamt kommt

Das Bürohaus an der Coschützer Straße wird zur Senioren-Wohnanlage. Jetzt erklären die Investoren die Details.

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© Karl-L. Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Oliver May steht an der vielbefahrenen Coschützer Straße, aber zugleich mitten in der Natur. „Das ist einer der Gründe, warum wir die Immobilie gekauft haben“, sagt der Geschäftsführer der Meißner MDU-Gruppe. Direkt gegenüber des Bürohauses an der Coschützer Straße 8-10, in dem sich derzeit noch das Finanz- und das Arbeitsamt befinden, liegt ein großer Park. Hier sollen sich einmal die künftigen Mieter des Hauses erholen und treffen. Das Gebäude unweit der Weißeritz wird in den kommenden Monaten zu einer Senioren-Wohnanlage umgebaut. Neun Millionen Euro gibt May mit seinem Unternehmen dafür aus. „Wir denken, dass es in Freital nicht so viele Angebote für seniorengerechtes Wohnen gibt“, sagt May. „Dafür gibt es eine riesen Nachfrage.“ Geplant sind 49 seniorengerechte Wohnungen in der dritten und vierten Etage des Hauses, zwei Demenz-Wohngemeinschaften für insgesamt 24 Personen in der zweiten Etage. Im ersten Stock und im Erdgeschoss richtet das Unternehmen Advita eine Intensiv- und eine Tagespflege ein. Auf rund 700 Quadratmetern sollen außerdem Praxen für Allgemeinmedizin, Ergotherapie, Physiotherapie und eine Logopädie im Erdgeschoss ihren Platz finden. Derzeit laufen Gespräche mit möglichen Mietern. Auch ein Café sei denkbar, sagt May.

Obwohl der Kauf des Hauses erst seit wenigen Wochen beschlossene Sache ist, haben die Bauarbeiten schon begonnen. Ein ehemaliger Konsum-Supermarkt, der nach der Eröffnung des Hauses Ende 1994 nicht einmal ein Jahr überlebte, wird gerade leer geräumt. Hier soll später die Tagespflege entstehen. Damit Licht in den jetzt fensterlosen Raum kommt, werden zur Coschützer Straße hin zusätzliche Fenster eingebaut. Auch eine Terrasse entsteht. Der öffentliche Durchgang, der heute von der Coschützer Straße quer durchs Gebäude führt, wird geschlossen.

Ansonsten ändert sich aber an der äußeren Gestalt des großen Bürohauses nicht viel. „Innen stellen wir das Haus einmal komplett auf den Kopf, schütteln es durch und stellen es neu hin“, so May. Soll heißen: Alle Leichtbauwände, die alten Teppiche und ein Teil der alten Fenster fliegen raus und werden ersetzt. Voraussichtlich wird das Haus auch einen neuen Anstrich bekommen – in derselben Farbgebung wie jetzt auch.

Außer im ehemaligen Supermarkt werden die Bauarbeiten zunächst im hinteren Gebäudeteil des Hauses starten. Ein Teil der Mieter, die dort noch Büros haben, sollen deswegen kurzfristig in den vorderen Teil umziehen. May geht aber davon aus, dass bis Jahresende fast alle Mieter aus dem Haus ausgezogen sind – inklusive Finanz- und Arbeitsamt. Der Mietvertrag der Arbeitsagentur endet zum Juni. Das Finanzamt soll bis Jahresende raus. Mit der Vermietung der Wohnungen soll in diesem Herbst begonnen werden. Die Fertigstellung der Wohnanlage ist für Mitte 2017 geplant. Als Mieter in dem Haus bleiben die Barmer und die HUK-Coburg-Versicherung.

Die Seniorenwohnungen sollen eine Größe zwischen 30 und 70 Quadratmetern haben und als Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen geschnitten sein. „Wir wollen auch älteren Paaren ein Angebot machen, wo vielleicht ein Partner pflegebedürftig ist und der andere noch fit.“ Die Angebote aus der Tages- und Intensivpflege können je nach Bedarf wahlweise dazugebucht werden. Wie hoch die Mieten für die Wohnungen sind, steht aber noch nicht fest. Damit sich Interessenten ein Bild von dem Haus machen können, ist auch ein Tag der offenen Tür geplant – sobald die ersten Wohnungen fertig sind. Für die MDU-Gruppe ist es nicht das erste Projekt dieser Art. Das Schloss Gröba in Riesa wurden jüngst zu einer Senioren-Wohnanlage umgebaut genauso wie der Husarenspeicher in Großenhain. Das Haus an der Coschützer Straße mit einer Nutzfläche von 8 000 Quadratmetern bleibt nach dem Umbau im Besitz des Unternehmens. Die Arbeitsagentur hatte zuletzt angekündigt, auch künftig mit einer Geschäftsstelle in Freital präsent sein zu wollen. Einzelnen Abteilungen sollen zunächst ab Juni als Zwischenlösung auf verschiedene Standorte im Stadtgebiet verteilt werden. Anschließend soll es aber wieder einen zentralen Standort geben. Zurzeit wird eine passende Bürofläche gesucht.

Das Finanzamt zieht zum Jahresende aus, weil in Pirna ein neues Zentral-Finanzamt für den gesamten Landkreis entsteht. Das wurde bei der Kreisgebietsreform so entschieden. Künftig soll es einzelne Servicetage pro Monat geben. Das zuständige Finanzministerium sucht aber noch nach geeigneten Räumen dafür.