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Was man jetzt für Igel tun kann

Nicht jeder Igel braucht im Herbst Hilfe, sagt Expertin Marlies Krannich. Aber jede Hilfe muss richtig sein.

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© Hagen Linke

Von Hagen Linke

Sebnitz. Marlies Krannich hat schon wieder Termine in Schulen und Kitas. Sie ist als „Igelmutti“ unterwegs, um vor allem junge Menschen über die stachligen Gesellen zu informieren. Seit über zehn Jahren kümmert sich Marlies Krannich zu Hause um kranke und verletzte Igel oder Jungtiere, die ohne Mutter aufwachsen. Sie bemerkt häufig, dass auch Erwachsene wenig über die kleinen Nagetiere wissen. Dabei könnte das helfen. Gerade jetzt, Anfang Oktober, kann im Garten einiges getan werden, sie gut über den Winter zu bringen. „Das Dankeschön der kleinen Nützlinge ist das Vernichten vieler Schadinsekten im Garten“, sagt Marlies Krannich.

Marlies Krannich kümmert sich seit vielen Jahren um kranke, verletzte oder verlassene Igel.
Marlies Krannich kümmert sich seit vielen Jahren um kranke, verletzte oder verlassene Igel. © Hagen Linke

Naturnaher Garten hilft

Ein einfacher Tipp: „Räumen Sie Ihren Garten nicht allzu gründlich auf.“ Wenn jetzt die Blätter fallen, müssen sie nicht täglich zusammengekehrt werden. „Man kann Igel beim Bau eines natürlichen Winterquartiers unterstützen, indem man trockenes Laub an Hecken, im Gebüsch oder in geschützten Nischen belässt“, so Marlies Krannich. Igel suchen auch gern Hohlräume unter Holzstapeln oder in Nischen von Lauben, Schuppen, unter Treppen oder alten Baumwurzeln auf. Ein Igel durchstreift in der Nacht ein Gebiet von ein bis zwei Quadratkilometern. Hecken sind optimale Grundstücksgrenzen zum Durchschlüpfen. Drahtzäune sollten nicht bis zum Boden reichen und Lattenzäune ausreichend Freiraum bieten, damit Igel durchkriechen können. Vorsicht ist bei Starnetzen geboten: Wenn diese bis zum Boden reichen, können sich die Tiere darin verheddern.

Eine Vielzahl von Insektenarten finden Igel besonders auf blühenden, nicht gemähten Wiesen. Auf kurz gemähtem Rasen sind vor allem Regenwürmer zu finden. Ein übermäßiger Verzehr kann zu einer Wurmerkrankung führen. Vorsicht bei Pflanzenschutzmitteln und Unkrautvernichtern. Sie töten viele Insekten, Igel finden dadurch weniger oder giftige Nahrung.

Vorsicht beim Mähen und mit Haustieren

Wer schon mal ein paar Tage alte Igel gesehen hat, ahnt, was passiert, wenn ein Rasenmäher drüberrollt. Deshalb sollte aufgepasst werden, wenn mit so einem Gerät unter Büsche gefahren wird. Wer von einem Igelnest weiß, sollte seinen Hund nicht in die Nähe lassen, sagt Marlies Krannich. „Gestörte Igelnester werden oft von der Mutter gemieden.“ Auch erwachsene Igel sind Angriffen von Hunden oft nicht gewachsen. Wer Rattengift in seinem Garten einsetzt, sollte es hoch genug stellen. Ratten kommen problemlos 60 Zentimeter hoch, Igel nicht mehr.

Gefundene Jungtiere erst beobachten.

Wer bei Arbeiten im Garten ein Igelnest entdeckt, sollte es sofort wieder zudecken und in Ruhe lassen. Bei einer Verlegung an eine andere Stelle kann es passieren, dass die Igelin das Nest nicht mehr annimmt. Ohne menschliche Hilfe würden die Jungtiere nicht überleben.

Geeignete Fütterung auswählen

Kalte Herbsttage sind nahrungsarme Zeiten. Wer zufüttern möchte, kann das zum Beispiel mit Katzendosenfutter tun, mit Igeltrockenfutter oder Haferflocken vermischt. Das Futter sollte in einer Kiste mit einem etwa zehnmal zehn Zentimeter großem Einstiegsloch angeboten werden. So können zum Beispiel keine Vögel oder Katzen herankommen. Als Trinkgefäße haben sich flache Keramikschalen bewährt. Sie sind stabiler als Kunststoffschälchen, die leicht umkippen. Milch oder Milchprodukte sind ungeeignet, weil Igel keine Laktose vertragen und Durchfall bekommen. Wer sich unsicher ist, zum Beispiel bei Welpenmilch, sollte einen Fachmann fragen, wie zum Beispiel einen Tierarzt.

Kranke Igel suchen oft tagsüber Futter

Ansprechpartner sind auch hier Tierärzte. Kranke Igel suchen meist tagsüber Futter, sie torkeln oder bleiben liegen. Sie sind apathisch, rollen sich kaum ein und sind oft mager. Auf kranken oder verletzten Tieren sitzen in der warmen Jahreszeit oft Schmeißfliegen, die darauf ihre Eier ablegen. Die meisten Igel werden bis September geboren, Spätzünder gibt es aber auch im Oktober und November. Jungtiere brauchen etwa sechs Wochen bei der Mutter.

Igel sind Wildtiere und sollten nicht grundlos in menschliche Obhut genommen werden. Ziel der Igelhilfe muss sein, die Tiere so bald wie möglich wieder in die Freiheit zu entlassen, erklärt Marlies Krannich, die zum Abschluss noch eine ganz wichtige Regel nennt: „Nicht jeder Igel braucht Hilfe – aber jede Hilfe muss richtig sein.“