Merken

Was Kreba-Neudorf mit Otto Buchwitz zu tun hat

Der DDR-Politiker beschäftigt den Gemeinderat derzeit. An ihn könnte am Sportplatz bald wieder gedacht werden.

Teilen
Folgen
NEU!
© Archiv

Von Katja Schlenker und Alexander Kempf

Unter Schnee bedeckt liegt der große Stein auf dem Boden. Darunter verborgen ist ein Schriftzug, der Otto Buchwitz gedenkt. Der deutsche Politiker ist 1879 in Breslau geboren worden und 1964 in Dresden gestorben. Während seines Lebens hat er beide Weltkriege miterlebt und die DDR. Aus dieser Zeit stammt auch die Platte mit dem Schriftzug. Sie befindet sich derzeit in der Obhut von Steinmetz Robert Marx in Kreba-Neudorf.

Dort wird in diesem Jahr auch das 70. Sommer-, Sport- und Parkfest gefeiert. Und aus diesem Anlass hat CDU-Gemeinderat Wolfgang Fietze in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates den Vorschlag gemacht, das Denkmal für Otto Buchwitz wieder in Kreba-Neudorf aufzustellen. Wie es früher am Schloss gestanden hat. Otto Buchwitz sei ein Sozialdemokrat gewesen, der sich nach 1945 dafür eingesetzt habe, dass Deutschland Deutschland bleibt, begründet er seinen Vorschlag. Und der Politiker habe sich dafür eingesetzt, dass jene, die am 17. Juni 1953 auf die Straße gegangen sind, nicht so hart bestraft werden. Damals ist es zu zahlreichen Streiks, Demonstrationen und Protesten gekommen. Verbunden mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen durch die Sowjetunion.

Andere Gemeinderäte sehen das etwas differenzierter. Er habe sich ein wenig mit Otto Buchwitz und der Geschichte beschäftigt, erklärt zum Beispiel Gemeinderat Peter Spinde (Bürger für Kreba-Neudorf). „Ich würde es angemessen finden, wenn ein Heimatmuseum in Kreba-Neudorf gebaut wird“, sagt er. „Auf der Platte ist ein typischer SED-Spruch drauf.“ Daher ist er strikt dagegen, so ein Denkmal öffentlich darzustellen. Allerdings könne er sich gut vorstellen, dass der Gedenkstein in einer Heimatstube ausgestellt wird. Und zwar eingebettet in den historischen Kontext, der sich drum herum rankt.

Weitere Gemeinderäte und Bürgermeister Dirk Naumburger (Bürger für Kreba-Neudorf) schließen sich dieser Meinung an. Das Denkmal soll nicht bis zum 70. Sommer-, Sport- und Parkfest im Sommer wieder aufgestellt werden. Steinmetz Robert Marx – ebenfalls Gemeinderat und in der Sitzung anwesend – erklärt sich bereit, die Steinplatte weiter aufzuheben. Seit der Wende ist sie deponiert, sagt er. Da sie nicht weiter stört, könne sie noch einige weitere Jahre dort liegen bleiben.

Otto Buchwitz sei maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass SPD und KPD zur SED zusammengelegt werden, lautet ein weiteres Argument von Robert Marx gegen das Denkmal. Von 1946 bis 1948 hat er sogar zusammen mit Wilhelm Koenen (1886 bis 1963) den Landesvorsitz der sächsischen SED innegehabt. Zudem ist er bis 1964 Mitglied im Parteivorstand beziehungsweise dem Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gewesen.

Auch die SPD tut sich heute mit seinem Erbe schwer. „Das Verhältnis zu Otto Buchwitz kann man als SPD-Mitglied nur ambivalent betrachten“, sagt beispielsweise der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Jurk. Als ein aufrichtiger Sozialdemokrat, der 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz stimmte, sei er für die SPD eine historische Person. „Seine weitere Lebensgeschichte und seine Rolle bei der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED sind für uns jedoch weniger angenehme Geschichtserinnerungen. Welche Erinnerung heute geehrt werden soll, muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagt Thomas Jurk.

Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Niesky/ Rothenburg wünscht sich eine differenzierte Betrachtung der Person Otto Buchwitz – auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. „Seine Rolle in der jungen DDR muss man auch zumindest als systemkritisch anerkennen, war er doch einer der führenden Kritiker der Vereinigung von KPD und SPD und wurde nach den Unruhen von 1953, im Zuge derer er sich gegen eine Sowjetische Intervention aussprach, dann auch ,aus gesundheitlichen Gründen‘ aus der Parteiführung entlassen“, so Harald Praus-Kosubek.

So wird auch heute noch in einigen Orten an den Politiker erinnert, nach dessen Tod in der DDR mehrere Straßen, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen benannt worden sind.