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Was kommt nach der Privatisierung?

Das Freibad ist verkauft, auch wenn der Bürgermeister dagegen war.

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© Brühl/Archiv

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ortrand/Kraußnitz. Unglaubliches in Ortrand! Die Stadt verkauft ihr Tafelsilber!“ So heißt es in einem anonymen Schreiben über die Privatisierung des Freibades am Lausitz Comfort Camping (SZ berichtete). Und das, obwohl die Mehrheit der Bürger für den Erhalt des Freibades votierte. Gemeint ist eine Unterschriftenaktion, bei der sich auch viele Bürger der angrenzenden Gemeinden Schönfeld oder Thiendorf beteiligten.

Doch die Wahrheit ist: Die Stadt hat das Bad nicht privatisiert – der Amtsausschuss war es. Das ist in Brandenburg der Zusammenschluss mehrerer Gemeinden, zu dem auch die Stadt Ortrand gehört. Doch dessen Bürgermeister Nico Gebel (CDU) enthielt sich in der entscheidenden geschlossenen Sitzung der Stimme. Er hatte ein Jahr lang gegen den Verkauf des kommunalen Objektes mit einer Fläche von knapp 5,5 Hektar gestimmt. Der SZ gegenüber sagt er, dass er nur deshalb nicht dagegen stimmte, weil der Vater der Käufer ein Ortrander und dazu noch Stadtverordneter ist. Neben dessen Tochter Theresa Förster und Partner Uwe Schöbel gab es nur noch einen Bieter, den Bauunternehmer Mittag aus Kmehlen.

Verkauft ohne Konzeption

Was Nico Gebel besonders ärgerte, war die Tatsache, dass die Mitglieder des Amtsausschusses lediglich nach der höheren Angebotssumme entschieden: 310 000 Euro. „Ein Betreiberkonzept wurde nicht vorgelegt“, so der Bürgermeister. Mussten die Ortrander schon in diesem heißen Sommer nach Lauchhammer oder Großthiemig zum Baden fahren, obwohl sie ein eigenes Freibad in der Stadt haben, so wird das möglicherweise auch in Zukunft so bleiben. Das trübt die Stimmung in der Stadt gewaltig.

Und tatsächlich bestätigt Simone Förster, die Mutter von Käuferin Theresa: „Unsere Kinder werden ein Freibad definitiv nicht betreiben.“ Noch sei zwar nicht entschieden, was genau mit dem Gelände werden soll. Es seien ja auch noch nicht alle Unterlagen an die neuen Eigentümer übermittelt. Und von Vorpächter Jens Bohge müssten auch noch Sachen beräumt werden. Doch die Frau von Bauunternehmer Gerald Förster, dessen Betrieb im benachbarten Kraußnitz registriert ist, sagt der SZ gegenüber, dass das Badgebäude mit seinen Ferienzimmern, Aufenthaltsräumen und Sanitäranlagen gut als Wohnhaus genutzt werden kann.

Theresa Förster und ihr Lebensgefährte sowie die zwei Kinder würden aus Bayern gern wieder in ihre alte Heimat Ortrand zurückkommen. Und in ihrem neuen Haus wohnen. Ein Eigenheim neu zu bauen sei gegebenenfalls genauso teuer, wie die Finanzierung des Badkaufes per Kredit. Abgetrennt und nicht betroffen sei der Campingplatz, der auf jeden Fall bleibe. Denn er werde sehr gut angenommen und werde auch derzeit von Dauercampern genutzt. Vielleicht setzt Förster hinzu, könne man ja auch eines der drei Badebecken weiter gewerbsmäßig betreiben. Doch keinesfalls sei das für die gesamte Anlage angedacht. „Denn der Betrieb kostet viel zu viel“, sagt die Ortranderin. Wegen der hohen Zuschüsse habe der Amtsausschuss ja auf eine Privatisierung gedrungen, nachdem die Bindefrist der Fördermittel im Mai vorigen Jahres abgelaufen war.

Kein Angebot als Flüchtlingsheim

Die Sparkasse Niederlausitz, die den Verkauf vorbereitete, sprach im März noch von zwei Interessenten, die das Bad erhalten wollten. Sie kamen offenbar nicht zum Zuge, oder haben ihre Ziele geändert. Von anderen Zielen munkelt auch der Buschfunk. Das Objekt mit den Gästezimmern soll dem Landkreis OSL als Asylunterkunft angeboten worden sein. Eine Nachfrage im Landratsamt brachte keine Klärung. Es gäbe viele noch nicht geprüfte Objekte, heißt es. Simone Förster weist als Sprecherin der Erwerber dieses Ansinnen aber von sich.