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Was junge Ärzte an Niesky schätzen

Sechs angehende Fachärzte arbeiten am Emmaus-Krankenhaus. Dass sie in der Region bleiben, ist sehr wahrscheinlich.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Für Falko Hoppenz steht seit geraumer Zeit ziemlich genau fest, wie es weitergehen soll mit der beruflichen Entwicklung. Der 31-Jährige ist das Paradebeispiel für einen künftigen Landarzt. In Förstgen aufgewachsen, in Niesky Abitur gemacht, Ausbildung als Rettungsassistent, gearbeitet auf der Rettungswache des ASB in Niesky, auch in Weißwasser und in Görlitz, mit 24 Jahren Start ins Medizinstudium, beendet in der Regelstudienzeit. Er lebt mit seiner Frau und den zweieinhalbjährigen Zwillingen in Steinölsa. Vor gut sechs Monaten begann er die Facharztausbildung am Emmaus-Krankenhaus in Niesky. Allgemeinmediziner zu sein und als Hausarzt zu arbeiten, das kann sich der Assistenzarzt gut vorstellen, erzählt er.

Falko Hoppenz ist einer von zurzeit sechs Assistenzärzten am Nieskyer Emmaus-Krankenhaus. In Zeiten des akuten Fachärztemangels gerade in ländlichen Regionen werden viele verschiedenen Szenarien erprobt, um jungen Leuten, die Mediziner werden wollen, das Arbeiten und Leben in den kleineren Städten schmackhaft zu machen. Immer wieder gefordert von Ärztenetzwerken, Verbänden und Vereinigungen und nicht zuletzt von Verantwortlichen in Orts- und Kreisverwaltungen: Junge Leute möglichst schon während des Studiums oder in der Ausbildung zum Facharzt für das Landleben zu begeistern. Oder ihnen das zumindest als mögliche Alternative zur niedergelassenen Praxis in der großen Stadt oder als angestellter Arzt in einer der großen Universitätskliniken erlebbar zu machen.

Diesen Weg befürwortet Dr. Uwe Scholze ausdrücklich. Der 57-Jährige übernahm im März 2001 von Dr. Helmut Klinger das Amt als Chefarzt. Er gehört seit 1987 zum Krankenhaus, war während seiner Facharztausbildung beispielsweise in Görlitz, Hoyerswerda, Dresden-Friedrichstadt und Leipzig. In Niesky geblieben ist er unter anderem, weil ihm Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt wurden, berichtet der leitende Chefarzt. Jungen Medizinern das Landleben schmackhaft zu machen, ist keine Erfindung der Neuzeit. Seit Dr. Uwe Scholze vor 17 Jahren Chefarzt wurde, habe er mehr als 20 junge Leute in der Ausbildung betreut, sagt er. „Das ist sehr schön zu sehen“, sagt er. In Niesky haben die angehenden Internisten, Allgemeinmediziner und Chirurgen viele Weiterbildungsangebote und vor allem die Möglichkeit, für sich zu prüfen, wie der berufliche Werdegang weitergehen soll.

Assistenzärztin Anne Michler arbeitet bereits seit 2014 am Nieskyer Krankenhaus. Mit ihrem Mann und den zwei Kindern, die ein und sieben Jahre sind, lebt sie in Maltitz bei Weißenberg. Eigentlich wollte die 30-Jährige zuerst Allgemeinmedizinerin werden, hat sich dann aber umentschieden. „Mein Plan sieht so aus, bis 2021 als Internistin fertig zu werden. Und es gibt die Überlegung, dann im Anschluss hierzubleiben“, so die junge Ärztin.

Ob das auch ihr Kollege Volodymyr Olkhovskyi so macht, das steht noch nicht fest. Chirurgie, Notfallchirurgie, eventuell Urologie: Wohin seine medizinische Ausbildung so richtig geht, das wird der 27-Jährige noch entscheiden. Er stammt aus Odessa in der Ukraine und hat nach dem Studium die Möglichkeit bekommen, für die Facharztausbildung nach Sachsen zu kommen. Mit seiner Frau, die Biologin ist, lebt er in Görlitz. Auf ihn trifft zu, dass er auch das Umgewöhnen von der Großstadt bewältigen muss. Für den jungen Arzt aus der Ukraine zählt vor allem, dass er hier selbstständig ist auch während der Ausbildung. „Fast alle meine Kollegen sind von den Eltern abhängig“, sagt Volodymyr Olkhovskyi. Nach der Station in Niesky wechselt er möglicherweise zur weiteren Ausbildung an das Diakonissenkrankenhaus Dresden. Das Nieskyer und das Dresdner Krankenhaus werden seit Januar 2015 von der Diakonissenanstalt Dresden betrieben. Das eröffnet auch jungen Medizinern mehr Möglichkeiten. Mit Dr. René Jesche arbeitet am Krankenhaus ein Facharzt für Innere Medizin, der wie Anne Michler, Falko Hoppenz und Volodymyr Olkhovskyi seine Facharztausbildung in Niesky absolviert hat. Anne Michler schätzt besonders das familiäre Klima in den kleinen Teams der Ärzte und Schwestern. „So einen schönen Umgang miteinander, das kennt man nicht überall“. Auch die breitgefächerten Aufgaben, in die die angehenden Fachärzte relativ schnell eingeführt werden, haben sie in dem Plan bestärkt, am Nieskyer Krankenhaus zu bleiben. Vorerst drei Jahre bleibt Falko Hoppenz für die Facharztausbildung in Niesky, wo er sich mit innerer Medizin beschäftigt, bevor er hier zu einem Kollegen in die Hausarztpraxis gehen will. Auf ein Wort