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Was guckst du?

Der Lauensteiner Falkner stellt sein Programm um. Dabei spielen zwei junge Greifvögel eine Rolle.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Lauenstein. Ein bisschen gefährlich sieht der Vogel schon aus, den Henry Dydymski auf den Boden des Lauensteiner Schlosshofes gesetzt hat. Dabei ist Schnee-Eule Anton erst knapp zwei Monate alt und noch nicht ausgebildet. Dennoch hat der Lauensteiner Falkner das Männchen ins Programm aufgenommen. Schließlich ist er etwas Besonderes. Dydymski, der seit 2003 als Falkner auf Schloss und Burg Lauenstein tätig ist, hat lange darauf gewartet, dass ihm diese Nachzucht gelingt. Nun hat es wieder geklappt. Da diese Vogelart mit ihren großen stechenden Augen besonders hübsch anzusehen ist, präsentiert der Falkner gleich zu Beginn seines knapp zweistündigen Programmes eines dieser Tiere.

Henry Dydymski lässt den Fleckenuhu im Flugsaal fliegen. Oft wird es das nicht mehr geben. Denn der Falkner muss den Saal räumen.
Henry Dydymski lässt den Fleckenuhu im Flugsaal fliegen. Oft wird es das nicht mehr geben. Denn der Falkner muss den Saal räumen. © Egbert Kamprath
Falkner Henry Dydymski schaut dem kleinen Buntfalken tief in die Augen. Der Vogel schlüpfte am 27. Juni aus dem Ei.
Falkner Henry Dydymski schaut dem kleinen Buntfalken tief in die Augen. Der Vogel schlüpfte am 27. Juni aus dem Ei. © Egbert Kamprath

Auch der Schnee-Eule nutzt der kurze Auftritt etwas, sagt der Falkner. Denn der Vogel muss sich daran gewöhnen, dass er bald Teil des Programmes wird. Mit anderen Worten: Er muss seine Scheu vor den Menschen verlieren. Das sei Teil der Ausbildung, sagt Dydymski. Dazu gehöre auch, dass die Eule nicht nur auf die Anweisungen des Falkners zu hören lernt, sondern auch, dass der Vogel mit Dydymskis Familie, seinem Jagdhund und der Katze klar zu kommen hat. Ähnlich verhält es sich mit dem Buntfalken Goliath, der Ende Juni geboren wurde und den Dydymski ebenfalls zu Beginn seiner Show zeigt, zu der heute gut 50 Leute gekommen sind. Interessiert folgen sie den Ausführungen des Falkners, der humorvoll davon berichtet, welche Funktionen Greifvögel früher hatten. Sie halfen den Adeligen bei der Jagd und beim Verkuppeln. Denn einst war es üblich gewesen, dass die Damen mit dem Vogel auf dem Arm spazieren gingen. Der eine oder andere Adelige sprach das Fräulein an, um es näher kennenzulernen.

Der Buntfalke Goliath wird diese und andere Geschichten noch oft hören. Denn der Vogel soll später im Programm auftreten. Wann er und Anton ihre Auftritte haben werden, vermag der Falkner nicht zu sagen. Einige Tiere sind in einem Jahr so weit, bei anderen dauert es bis zu eineinhalb Jahren. Bis dahin bestreitet er das Programm mit anderen Vögeln. Insgesamt besitzt er über 30 verschiedene Greifvögel, in seiner Show treten sechs auf.

Bisher begann er diese in der Galerie. Doch dieses kleine Falknermuseum musste er räumen, weil die Stadt Altenberg das Gebäude, in dem sich die Galerie befindet, sanieren will. Dydymski beginnt seine Führungen nun im Hof des Schlosses. Noch kann er den Flugsaal nutzen, der sich neben der früheren Galerie befindet. Hier gibt der Falkner einen kleinen Abriss zur Geschichte der Falknerei auf Schloss Lauenstein – und das vor einer Osterzgebirgslandschaft. Diese hatte er nach der Übernahme des Saals, der früher als Turnhalle diente, zusammen mit seiner Frau Kathrin gemalt. Inspirieren ließen sich die beiden von einer alten Postkarte, auf der die Burgruine Lauenstein zu sehen ist.

Langeweile kommt bei Dydymskis Vortrag nicht auf. Denn der Falkner verteilt hier Lederhandschuhe an Besucher, auf denen er Falken und andere Greifvögel absetzt, die die Besucher halten oder tragen. Einer dieser Vögel ist der zweijährige afrikanische Fleckenuhu Bibi. Mit einem Gewicht von 700 Gramm ist er die kleinste Uhuart der Welt. Charakteristisch für ihn ist sein lautloser Flug. „Fleckenuhus wurden in der Falknerei als Lockvogel auf Elster, Eichelhäher und Krähen eingesetzt“, erzählt Dydymski. Und die Besucher, die im Flugsaal Platz genommen haben, hören interessiert zu. Dieser Raum ist ein Segen für ihn, sagt Dydymski. Denn nach eigenen Angaben besitzt er als einziger Falkner Deutschlands so eine Halle, in der er wetterunabhängig Shows anbieten kann.

Doch bald wird er hier seine letzte Vorstellung geben, weil das Gebäude saniert wird. Wer die Show im Flugsaal erleben möchte, muss sich sputen. „Voraussichtlich in einem oder zwei Monaten werden die Bauarbeiten beginnen“, sagt Dydymski. Danach finden seine Shows komplett draußen statt, im Barockgarten, im Burgruinen-ensemble und im Schlosshof. Die Lokalitäten bieten eine tolle Kulisse, schützen aber nicht vor Regen und Schnee. Deshalb hofft der Falkner auf eine baldige Rückkehr in den Flugsaal.