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Was Goethe mit den Unternehmern des Jahres zu tun hat

Heute startet Sachsens wichtigster Wirtschaftspreis in seine 10. Saison. Und wie geht es den bisherigen Siegern?

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© Wolfgang Wittchen

Von Michael Rothe

Was macht eigentlich ...? So sind beliebte Rubriken in manchen Illustrierten überschrieben, um sich aus mehr oder weniger gegebenem Anlass nach dem Befinden von Prominenten zu erkundigen. Auch die Sächsische Zeitung und die Freie Presse haben einen gewichtigen Grund: Am Samstag startet die Suche nach „Sachsens Unternehmer des Jahres“ in ihre 10. Saison.

Dieses Jubiläum ist Anlass, nachzufragen, was aus den Champions von einst und ihren Unternehmen geworden ist.

„Warum heißt der Erfolg Erfolg“, fragt der bekannte Gründer der dm-Drogeriemarktkette Götz Werner rhetorisch im Interview mit dem German Council Magazin. „Weil er Folgen hat“, antwortet Werner, den nach einer Forsa-Umfrage 87 Prozent der Deutschen für den idealen Unternehmer halten.

„Und die Folgen sind, dass man nicht mehr so weitermachen kann, wie man zum Erfolg gekommen ist.“ Er zieht Parallelen zu Goethes Wette zwischen Mephisto und Faust: „Werd' ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst Du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“ Selbst die erfolgreichste TV-Show „Wetten, dass ...“ habe die Wette verloren.

Trophäe kein Ruhekissen

Auch Sachsens bisherige „Unternehmer des Jahres“ kennen den „Faust“. Und sie kennen die Gesetze des Marktes. Trophäen sind toll, aber kein Ruhekissen. Und mit ihnen – selbst so schön und gewichtig wie „Die Träumende“ – lebt es sich nicht zwingend leichter. Die Herausforderungen im Unternehmeralltag sind die gleichen wie vorher, und der Siegerbonus, so es ihn je gegeben hat, ist schnell aufgebraucht.

Unsere Umfrage brachte dennoch meist Erfreuliches zutage. Verglichen mit dem Jahr ihres Triumphes haben fast alle Unternehmen bei Umsatz und Beschäftigung zugelegt – und das teilweise deutlich. Ausnahme: die Roth & Rau AG in Hohenstein-Ernstthal, wichtiger Anlagenbauer für die Solarindustrie. In dieser durch Pleiten und Stellenabbau gebeutelten Branche herrschen eigene Gesetze. Da gilt schon die Existenz als Erfolg. Ansonsten gibt es eher sonnige Aussichten. Devise: Wachsen! Manche wachsen durch Zukäufe, wie der Radebeuler Plakathersteller Ellerhold und der IT-Dienstleister BuS Elektronik in Riesa. Andere, wie der Großschönauer Werkzeugbauer Havlat oder der erst im April 2014 preisgekrönte Sensorenhersteller Micas in Oelsnitz, legen im Geschäft organisch zu. Da können Jobs ungleich schwerer im Gleichschritt gehen. Kein Makel. „Wachstum ist die Folge von Veränderung, nicht die Ursache dafür – wie man bei Kindern wunderbar beobachten kann“, sagt dm-Ikone Götz Werner: „Kinder verändern sich, dann wachsen sie.“ Wie Elaskon. Karl Schwald hat die eingerostete DDR-Marke, Ostdeutschen als Rostschutzmittel für Trabant & Co bekannt, aufgepäppelt – und umgesattelt. Heute ist Elaskon Weltmarktführer bei Drahtseilschmierstoffen. Seine roten Tonnen stehen an der Seilbahn des Tafelbergs im südafrikanischen Kapstadt, am Mont Blanc in den Alpen, auf Ölbohrinseln vor Singapur, beim Instandhaltungskommando von Venedigs Brücken – in Summe Drahtseilakte in mehr als 50 Ländern.

742 Unternehmen zeigen Flagge

Dass Neuausrichtung fruchtet, hofft auch Tino Petsch. Sein Chemnitzer Maschinenbauer 3D-Micromac will nicht mehr nur für die Forschung arbeiten, sondern in der Industrie ein größeres Rad drehen.

Wie Karl Schwald bei Elaskon setzt Thomas Herrmann aufs Ausland. Sachsens jüngster „Unternehmer des Jahres“ hat mit dem IT-Dienstleister Entiretec neben drei deutschen Adressen Standorte in Malaysia, der Schweiz, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA. Aber auch das sind Geschichten in der Geschichte des Unternehmerpreises: Zwei Sieger haben sich zurückgezogen. Auftakt-Champion Werner Maiwald verabschiedete sich altersbedingt vom Riesaer IT-Dienstleister BuS Elektronik. Silvia Rau und ihr Ehemann verkauften ihre Anteile am Anlagenbauer Roth & Rau, machten ihr Hobby zum Geschäft und möbeln jetzt Oldtimer auf.

„Zeigen Sie Flagge“ hatte die SZ 2005 im Startbeitrag getitelt – nicht nur wegen des ersten Bewerbers: der Firma Sachsen Fahnen in Kamenz. 66 Unternehmen waren damals dem Aufruf gefolgt – in den neun Jahren insgesamt 742.

Was aus der Idee geboren wurde, auch kleineren Unternehmen eine Bühne zu bieten, hat sich längst zu einem der bedeutendsten Unternehmerpreise in Ostdeutschland gemausert. „Die Menschen müssen begreifen, dass es Unternehmer sind, die mit ihrer Arbeit auf eigenes Risiko die Grundlagen unseres Erfolges hier in Sachsen legen“, hatte Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) als Festredner des ersten Jahrgangs erklärt.

Und was hat der Preis den Siegern außer einem glänzenden Schmuckstück gebracht? „Wir wurden bekannter“, heißt es unisono. Ziel erreicht.

Der Preis „Sachsens Unternehmer des Jahres“ ist eine Gemeinschaftsinitiative von Sächsischer Zeitung, Freier Presse sowie von Volkswagen Sachsen, der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft PwC, der Sachsen Bank und der Sparkassen-Versicherung Sachsen.