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Minister mit Katze auf dem Milchhof

Die Dieraer Milchbauern sind jederzeit offen für Besucher. Das soll auch Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Diera-Zehren. Nein, liebe Großstadtkinder, Kühe sind nicht Lila. Die Mädchen und Jungen der zweiten Klasse aus der Grundschule in Zadel, die auf dem Dorf aufwachsen, wissen das natürlich. Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) sagt er trotzdem vorsichtshalber noch einmal bei seinem Besuch im Milchhof Diera. Und ist erstaunt, dass fast alle Arme nach oben schnellen, als er fragt, wer von den Schülern schon mal auf einem Bauernhof war.

Politik trifft auf Realität an diesem Mittwochvormittag. Landwirtschaftsminister Schmidt stellt an diesem Tag die neue Kinderbroschüre „Mit der Katze Lucie unsere Landwirtschaft entdecken“ des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft vor. „Die Broschüre ermöglicht einen kindgerechten Blick in die sächsische Landwirtschaft und richtet sich an Kinder von vier bis neun Jahren. Das handliche Büchlein ist für landwirtschaftliche Betriebe, bei denen Kinder- und Schülergruppen lernen können sowie für Kindergärten und Grundschulen kostenfrei im Broschürenversand der Staatsregierung erhältlich“, heißt es dazu aus dem Landwirtschaftsministerium.

Die Zadeler Schüler sind aber nicht deswegen in Diera. „Sie waren ohnehin zu einem Besuch unserer Milchviehanlage angemeldet. Da haben wir beides gleich verbunden“, sagt Marko Schlunke, einer der Gesellschafter des Milchhofes Diera. Die Dieraer sind generell ein offener Betrieb. Schulklassen kommen bis aus Radebeul und Riesa, auch andere Besucher sind stets willkommen. Die Milchbauern haben keine Geheimnisse. „Es werden ja von bestimmten Leute gewisse ideologische Bilder gemalt. Wir wollen zeigen, dass die Realität eine andere ist. Wenn wir unsere Türen nicht öffnen, können wir auch nicht mit unseren Kritikern in Dialog treten“, sagt Marko Schlunke.

Mit ihren 1 400 Milchkühen, die dreimal am Tag gemolken werden, stehen die Dieraer wegen ihrer Massentierhaltung in der Kritik. „Um die Versorgung mit Milch zu sichern, geht es aber nicht anders. Wir wollen zeigen, dass die Tiere bei uns dennoch optimale Bedingungen haben“, sagt der Gesellschafter.

Nach der Milchkrise vor zwei Jahren haben sich die Dieraer wieder aufgerappelt. „Wir hatten damals Verluste eingefahren, mussten Kredite aufnehmen, die wir langfristig abbezahlen“, so Schlunke. Nach einem Hoch ist der Milchpreis derzeit wieder gefallen. In den meisten Supermärkten merkt man von fallenden Milchpreisen nichts, auch wenn Discounter wie Aldi angekündigt haben, die Preise etwas zu senken. „Wir wissen nicht, woran es liegt, es fehlt beim Milchpreis die Transparenz.“

Das hat er auch dem CDU-Landtagsabgeordneten Geert Mackenroth gesagt, der den Minister begleitete. Inzwischen hat Anja Ulbrich den Rundgang mit den Schülern beendet. Und nein, Kühe sind nicht Lila. Aber das wussten sie ja schon.