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Was die Ostritzer wollen

Die Stadt hat eine Studie zu den Bedürfnissen der Einwohner erstellen lassen. Darin geht es auch um kommunale Gebäude.

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© Matthias Weber

Von Thomas Christmann

Den Saal bekommen sie nun schneller warm. Lenz Ritter und Wilfried Steinert vom Heimatverein Leuba haben eine neue Gastherme für ihr Dorfgemeinschaftshaus erhalten. Das 10 000 Euro teure Gerät bietet eine mehr als doppelt so hohe Leistung wie das alte und wird durch die städtische Gesellschaft Technische Werke Ostritz finanziert. „Wir sind froh darüber“, sagt der Vorsitzende Ritter. Um im rund 300 Quadratmeter großen Raum eine Temperatur von 18 bis 20 Grad zu erzielen, brauchte die bisherige Anlage einige Tage. „Wenn sie das überhaupt schaffte“, sagt er. Mit der neuen Therme ist das ein Thema von nicht mal zwei Stunden. Zudem reicht die Leistung aus, um die Gaststube mitzuheizen – somit kann der Verein beide Räume parallel für Veranstaltungen vermieten. Dass auch den Einwohnern aus Ostritz und Leuba das Haus wichtig ist, zeigen die Ergebnisse einer Befragung zum Nutzungskonzept für kommunale Gebäude in der Stadt. Die SZ fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen.

Wie zufrieden sind die Einwohner mit dem Angebot in ihrer Stadt?

Am ehesten zufrieden sind die Befragten mit ihrer derzeitigen Wohnung (78 Prozent), gefolgt vom Angebot an privaten Dienstleistungen und dem Leben in Ostritz allgemein (je 69), an Spielplätzen, Kinderbetreuung (je 61), Sport (59) sowie Grünanlagen (58). Kritik kommt vor allem an den mangelnden Einkaufs- (78) und kulturellen Möglichkeiten (62). Die Freizeitangebote werden von den meisten Teilnehmern eher selten genutzt (77). Dagegen kaufen fast alle mindestens einmal wöchentlich in den Einzelhandelsgeschäften der Stadt ein (92). Jedoch vermissen über drei Viertel der Befragten gastronomische Einrichtungen (80), gefolgt von Läden für Nahrungs-/Genussmittel (43), Mode/Kleidung (32) und ein Baumarkt (27). Mehreren fehlen eine Bowling-/Kegelbahn, Geschäfte für Obst/Gemüse, ein Kino oder kulturelle Angebote. Zudem kam der Hinweis, dass die Öffnungszeiten der Läden und des Wochenmarktes für Werktätige eher ungünstig sind.

Auf was sollte sich Ostritz künftig konzentrieren?

Als wichtigstes Thema nennen die Teilnehmer die Wirtschaft (65), auf die sich die Stadt konzentrieren soll. Dahinter kommt die medizinische Versorgung (55). Demzufolge müsste die Stadt in die Wirtschaftsförderung investieren (87). Knapp dahinter folgen medizinische Einrichtungen (82), altersgerechter Wohnraum (80), betreutes Wohnen (77), Freizeitangebote für Kinder, Wohnraum für Familien (je 69). Nicht mehr als bisher oder kaum sollte hingegen in die Bildungsangebote/-einrichtungen für Erwachsene investiert werden (43).

An erster Stelle steht die Feuerwehr Leuba, gefolgt von Rathaus, Dorfgemeinschaftshaus, Feuerwehr Ostritz, Gebäude am Sportplatz, Sporthalle Schulstraße, Schkola, Trauerfeierhalle Kirchstraße, Vereinshaus. Eher unwichtig sind den Teilnehmern das ehemalige Heizhaus, das Gebäude Görlitzer Straße 11 und der Vierseithof Klosterstraße 26 (siehe Grafik). Für Gewerbe/Handel/Dienstleistungen/Gastronomie eignen sich laut der Befragten am ehesten der Bauhof (34), für das Wohnen der Vierseithof (28), als medizinische Einrichtung die Villa Heinrichwerk (27), als Bildung/-Betreuungseinrichtung das Vereinshaus (51), als Sport-/Freizeit-/kulturelle Einrichtung die Sporthalle Schulstraße (79) und als Grünanlage/Spielplatz das Gebäude an der Julius-Rolle-Straße 5 (41).

Welche weiteren Hinweise hat die Stadt noch erhalten?

Rund jeder dritte Befragte hat weitere Hinweise gegeben. Die meisten wünschen sich Parkplätze für den Bereich Altenheim/Friedhof/Kirche, den Abriss des Hauses an der Görlitzer Straße 11 und die Unterstützung der Vereine durch die Stadt (je 19). Zudem fehlt ein Veranstaltungssaal, der auch für private Feiern gemietet werden kann (14). Einige wünschen sich einen weiteren Lebensmittelmarkt (9) sowie eine Belebung des Marktes, die Pflege und Sauberkeit des öffentlichen Raumes sowie Ansiedlung einer größeren Drogeriekette (je 7). Mehrere empfinden auch den Lkw-Verkehr auf der B 99 als Lärmbelästigung und Beeinträchtigung ihrer Lebens- und Wohnqualität.

Warum hat die Stadt die Studie in Auftrag gegeben?

Die Stadt will mit der Befragung die Bedürfnisse der Einwohner zu den Themen Wohnen, Bildung/Betreuung, Kultur/Freizeit/Sport, Gestaltung des öffentlichen Raumes, medizinische Versorgung und Wirtschaft ermitteln und die Meinung zu kommunalen Gebäuden erfahren. Aufgrund der angespannten Haushaltssituation der Stadt Ostritz ist es laut Verwaltungsleiterin Manuela Golde wichtig zu wissen, welche Häuser im Sinne der Bürger wie weiterentwickelt und betrieben werden sollen und wo der Schwerpunkt liegt. „Die Studie soll dies in Einklang bringen und unsere Handlungsempfehlung sein“, sagt sie.

Zudem haben sich die Teilnehmer zu weiteren öffentlich genutzten kirchlichen, privaten oder anderen Häusern äußern können, was eine Sanierung oder Nutzung betrifft. Von 580 ausgegebenen Fragebögen erhielt die Stadt 127 ausgefüllt zurück. Zwar sind die Ergebnisse nicht repräsentativ, aber die Teilnehmer bilden ein breites Spektrum der Bevölkerung ab. Am 3. Dezember, ab 18.30 Uhr, wird die Studie im Ratssaal öffentlich vorgestellt. Nach Auskunft von Manuela Golde vielleicht auch mit ersten Erkenntnissen, wie es mit bestimmten öffentlichen Einrichtungen weitergeht. Lenz Ritter freut sich erst einmal, dass die Einwohner das Dorfgemeinschaftshaus als so wichtig empfinden. Er hoffe, dass das Ergebnis die Stadt bestärke, dass grundsätzlich einmal etwas am Gebäude gemacht werden müsse, zumal sie für Veranstaltungen kein vergleichbares in der Größe besitze. Als Erstes will der Verein den Gastraum samt Küche renovieren – mit ihrer Hilfe.