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Was die Musikschule Herrmann und ein Flugzeug gemeinsam haben …

Vor 25 Jahren wurde in Radeberg die erste private Musikschule Sachsens gegründet. Die SZ erzählt dazu Episoden. Heute: Die Sache mit dem Kassenbuch.

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© Olaf Berndt

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Es war ein ungewöhnlicher Satz, den Sabine Krauß damals hörte. Die Schreibwarenhändlerin stand in ihrem Geschäft an der Hauptstraße und vor ihr stand eine Kundin. „Ich bin die Frau Herrmann, brauche ein Kassenbuch und Sie müssen mir bitte erklären, was ich da reinschreiben muss“, lautete der erwähnte Satz.

Jene Frau Herrmann, war Angelika Herrmann, die gerade gemeinsam mit ihrem Mann Frank ein Musikgeschäft an der Oberstraße gegründet hatte. Kurz darauf wurde eine private Musikschule daraus. Es war die erste private Musikschule in Sachsen überhaupt, die da in Radeberg entstand, aber für diese Besonderheit interessierte sich damals niemand. Denn Angelika Herrmann wusste, dass zunächst mal die Abrechnung stimmen muss, egal, ob es die erste oder zweite private Musikschule im Freistaat ist. Aber die Sache mit der Abrechnung war neu für sie. Denn bisher waren Angelika und Frank Herrmann Musiker gewesen; sie tourten als Duo „Fam“ durch die Bezirke der DDR. Die DDR aber gab es nun nicht mehr; und auch kaum noch Auftrittsmöglichkeiten. Also orientierten sich die beiden kurzentschlossen um. Was aber eben nicht ganz so einfach war, wie zum Beispiel die Sache mit dem Kassenbuch zeigt. 25 Jahre ist das jetzt her, und natürlich bedankten sich die Herrmanns beim großen Jubiläums-Konzert der Musikschule auf Schloss Klippenstein nun auch bei den vielen wichtigen Weggefährten.

Sabine Krauß ist eine dieser Weggefährtinnen. Und natürlich erklärte sie Angelika Herrmann, wie die Sache mit dem Kassenbuch funktioniert. Und sie hatte immer auch viele fast schon philosophische Vergleiche parat, um die nicht immer so leichten Dinge zu beschreiben, die ein eigenes Unternehmen so mit sich bringen. Einen davon zitierte Sabine Krauß auch beim Jubiläum im Schloss: „Ein Unternehmen ist wie ein Flugzeug, es bedarf einer enormen Kraftanstrengung, um es starten zu lassen –  wenn es dann fliegt, und man nur noch zufrieden aus dem Fenster schaut, verlässt das Flugzeug aber schnell seine Bahn“, erklärte die Radebergerin. Es brauche also immer eine Kraftanstrengung, um das Flugzeug auf Kurs zu halten. Die Herrmanns, freute sich Sabine Krauß, hielten ihr Flugzeug auf Kurs. All die Jahre. Und dass nun mit den Töchtern Anne Scheibler und Conny Herrmann ab Januar der innerfamiliäre Nachwuchs sozusagen die Steuerknöpfe im Cockpit der Musikschule Herrmann übernimmt, findet auch Sabine Krauß gut. Und natürlich machte sie gleich klar, wird sie nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch, wenn sie den Herrmanns nun natürlich nicht mehr erklären muss, wie ein Kassenbuch funktioniert …

In einer kleinen Serie erzählt die SZ Geschichten aus den vergangenen 25 Jahren der Musikschule Herrmann.