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Was den Zettelladen so beliebt macht

Elke Förster holt in ihr Geschäft in Bischofswerda das Besondere. Auch die schönsten Weihnachtsbaumkugeln.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Es war Juli 1990, als Elke Förster eine Entscheidung traf, die ihr Leben seitdem bestimmt. Das angesehene Geschäft der Schwiegereltern an der Kirchstraße in Bischofswerda übernehmen? „Ich war damals sehr skeptisch. Denn wer braucht denn so einen Zettelladen?“ Ein Jahr zuvor, da war die Wende noch überhaupt nicht abzusehen, hatte Ehemann Matthias die Büromaschinen-Werkstatt seines Vaters Heinz Förster übernommen. Aber mit der Werkstatt allein würde es schwierig werden, „das ahnten wir damals“, sagt Elke Förster. Die Entscheidung fiel für den Laden.

26 Jahre später sind Elke Förster und ihr Mann Matthias um die Erfahrung reicher, dass es nicht falsch war, die Tradition fortzuführen. Verkäufer zu sein, sei ein Job wie jeder andere. Für sie ein schöner, sagt Elke Förster. Aber, sie sagt auch, „wenn du einen eigenen Laden hast, kannst du nicht einfach aufhören, bloß weil es keinen Spaß mehr macht oder das Geld nicht stimmt. Du hast ja investiert.“ Doch dafür, dass sie den Kopf in den Sand stecken, sind die Försters auch nicht bekannt, Elke Förster sogar eher als eine treibende Kraft für die gesamte Händlerschaft in Bischofswerda. Zuletzt organisierte sie federführend die schöne Aktion mit den von Kindern geschmückten Weihnachtsbäumen vor den Geschäften mit. Wie super das ankommt, konnte sie nicht wissen. Aber sie hatte gehofft, dass das funktioniert. „Die Leute brauchen Gründe, zu uns in die Stadt zu kommen. Wenn sie wissen, dass wir hier so schöne Bäume haben, werden sie vielleicht neugierig, kommen, um zu gucken – und vielleicht kommen sie dann auch zu uns rein und kaufen“, sagt die Geschäftsfrau.

Gern mal Überraschungen

Weil sie von Anfang an wusste, dass die Familie von einem Zettelladen allein nicht wird leben können, sind sie ständig auf der Suche. Immer noch ist Elke Förster davon überzeugt, dass es Schreibwaren allein nicht sind, was ihre Kunden wollen, „dafür hat unsere Branche viel zu viel Konkurrenz.“ Billigware sei es aber auch nicht. „Ich will für meine Kunden das Besondere in guter Qualität“, sagt sie. So gibt es in ihrem Laden fachmännisch ausgewählte Markenprodukte für Büroartikel und Schreibwaren, was nicht zuletzt Eltern schätzen, wenn ihre Kinder zur Schule kommen und sie Beratung suchen.

Aber Försters überraschen ihre Kunden auch gern mal. In der Weihnachtszeit zum Beispiel gelang das in den letzten Jahren mit einer Karte mit einer stilisierten Weihnachtsmarktansicht von Bischofswerda. Die gab es nur hier und war immer schnell vergriffen. Genauso wie der Schiebock-Wichtel. Normale Weihnachtsbaumkugeln gibt es bei Försters nicht, gleich gar keine aus China.

Im vergangenen Jahr ging Elke Förster auf die Suche nach einem Lieferanten aus der Glasbläserstadt Lauscha. Sie fand ihn und fing mit einem kleinen Sortiment an. Weil das sehr gut ankam, kauften Försters dieses Jahr in Lauscha großzügiger ein. Das Besondere sei aus ihrer Sicht aber nichts, wozu das neue Einkaufsverhalten vieler Kunden sie heute zwinge. Schon den Laden ihrer Schwiegereltern habe das ausgezeichnet. Saisonartikel wie Kalender oder erzgebirgische Räuchermännchen hätten sie immer im Sortiment gehabt, weil es schon immer schwierig war, nur von Schul- und Bürobedarf zu leben. Im Unterschied zu heute bekam der Laden die Ware damals aber auf Zuteilung. Der Kunde auch.

In der Werbegemeinschaft aktiv

Ob Elke Förster das erfolgreiche Verkaufen in die Wiege gelegt bekommen hat, wollen wir wissen. Sie lacht und fragt warum. Wegen ihres Vaters. Viele in Bischofswerda kennen Werner Bahrmann noch als den rührigen Mann im Eisenwarenladen am Markt. In dem Geschäft war auch Elke als Kind oft. Wenn Inventur war, half sie zum Beispiel bei den Schrauben. „Um herauszufinden, wie viele es sind, haben wir sie gewogen“, erzählt Elke Förster. Das habe ihr Spaß gemacht, aber dass sie selbst einmal einen Laden übernimmt, habe nicht in der Luft gelegen. Als sie zusammen mit ihrem Mann in die Fußstapfen der Schwiegereltern trat, war Elke Förster Finanzökonomin. Viele Jahre arbeitete sie zuvor bei Fortschritt in Bischofswerda.

Seit ein paar Jahren ist Försters Sohn mit im Geschäft. Die Mutter sagt, „wir arbeiten super zusammen, sprechen uns viel ab“. Inzwischen geht es auch darum, dass er das Geschäft mal übernimmt, vielleicht sogar bald. Aber so einfach sei das nicht. „Es beschäftigt mich. Du willst ja dein Kind nicht in ein Abenteuer stürzen“, sagt Elke Förster. Es habe viele Einschläge gegeben. Einige ihrer Großkunden wie das Landratsamt oder die Banken sind weg oder haben sich neu orientiert. Außerdem sehe sie, was jeder sehen kann, nämlich, dass in Bischofswerda heute viele und immer mehr Ältere im Laden stehen, die wie sie auch alle älter geworden sind mit ihren Geschäften. Für junge Leute sei es auch deshalb schwierig, „herzukommen und einen Laden aufzumachen“. Denn wie kommt man denn klar als neuer junger Ladenbesitzer zwischen den etablierten Älteren, fragt sie sich.

In der Bischofswerdaer Werbegemeinschaft gehört Elke Förster zu den treibenden Kräften. Sie würde gern noch viel mehr zusammen machen, mehr den Erfahrungsaustausch pflegen nach dem Motto: Gemeinsam sind wir Fachhändler stark. Für sich und ihr Geschäft nutzt sie die Fachpresse. „Hier lerne ich und ziehe Positives raus“, sagt sie. So kommt auch die Idee vom Klassenkassencoupon nach Bischofswerda, den es bei Försters seit einer Weile gibt. Oder die Idee mit einem Einkaufsgutschein für gute Noten.

Auch eine eigene Graviermaschine hat der Laden jetzt – für besondere Gravuren zum Beispiel auf Füllern. „Wir sind doch Unternehmer und als Unternehmer unternehmen wir etwas“, sagt Elke Förster. Ihr Geschäft ist heute auch Lottoannahmestelle und Post. Um beides hat Elke Förster gekämpft. Dass der Platz im Laden kaum reicht, wissen die Försters. Die Familie denkt nach, wie sich dieses Problem lösen lässt.

www.bueo-schreibwaren-foerster.de