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Was bleibt von Priber?

Der Amerika-Auswanderer aus Zittau bestimmte 2016 das kulturelle Leben der Stadt. Ganz vergessen ist er noch nicht.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Zittau. Peter Knüvener steht vor einem der letzten Überbleibsel des Priber-Sommers: dem sogenannten Priber-Point in der Klosterstraße, gegenüber dem Haupteingang zum Museum. „Er bleibt erhalten, wird von der Priber Society betrieben“, sagt der Direktor der Städtischen Museen. Innen hängen ein paar Bilder aus der großen Ausstellung über den Amerika-Auswanderer sowie Dokumente des historischen Zittaus. Nachts ist der Raum erleuchtet, sodass Vorbeilaufende die Kunstwerke von außen sehen können. Fertig ausgestaltet ist der Priber-Point noch nicht. Das sei nicht der finale Zustand, weist Knüvener hin. Künftig sollen hier auch unregelmäßig verschiedene Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge oder Diskussionsrunden stattfinden. Konkrete Termine gebe es aber noch nicht.

Knüvener geht davon aus, dass man sich in der zweiten Jahreshälfte dem Thema wieder intensiver widmen wird. Schon früher, nämlich in etwa einem Monat, wird das Dokumentationsbuch des Priber-Sommers veröffentlicht, kündigt der Zittauer Museumschef an. „Es befindet sich in den Endzügen“, so Knüvener. In dem neuen Geschichtsblatt des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins wird noch einmal auf die Priber-Ausstellung und zahlreiche andere Veranstaltungen der Hillerschen Villa und des Gerhart-Hauptmann-Theaters eingegangen. Immerhin hatte Christian Gottlieb Priber einen ganzen Sommer lang das kulturelle Leben der Stadt bestimmt. Auf der Waldbühne Jonsdorf wurde das Stück „Die Legende des Priber“ aufgeführt, das rund 13 000 Besucher anlockte, der Marktplatz wurde zum Priber-Platz umbenannt, im Museum gab es besagte Ausstellung und zudem noch Stadtführungen zu Priber.

Dass sich gleichzeitig mehrere Institutionen dem vergessenen Zittauer Sohn gewidmet haben, sei etwas Besonderes gewesen, findet Knüvener. Die ungewöhnliche Biographie dieses Mannes habe sich nach seiner Meinung dafür angeboten. Nicht vergessen werden darf auch der Container, der vor dem Rathaus stand und in dem die Zittauer ihre Meinung zu dem lange vergessenen Sohn der Stadt äußern konnten. Die Reaktionen seien nicht immer nur positiv gewesen, so Knüvener. Teilweise sind die Meinungen in das demnächst erscheinende Geschichtsblatt mit eingeflossen.

So präsent ist der Amerika-Auswanderer im Stadtbild inzwischen nicht mehr. Der Markt ist wieder der Markt, der Container darauf längst verschwunden, das Kunstwerk der Tape Art Künstler Michael Townsend und Emily Bryant an der Hauswand des Curt-Heinke-Museums ebenfalls entfernt und auch das Theaterstück über Priber ist schon lange abgespielt.

Peter Knüvener hofft, dass dennoch etwas bei den Zittauern hängen geblieben ist. Und Christian Gottlieb Priber nicht wieder für mehrere Jahrhunderte in Vergessenheit gerät. Die im Mai 2015 gegründete, gemeinnützige Internationale Priber Society hat dies ebenfalls zum Ziel. Das Netzwerk von Priber-Fans hat sich der Würdigung des Utopisten verschrieben.

Geehrt wird Christian Gottlieb Priber allein schon durch die Plakette an seinem ehemaligen Wohnhaus auf der Neustadt, dem heutigen Zittauer Hof. In der sogenannten Wunderkammer des Museums findet sich Pribers Thema ebenfalls wieder. Einige der Exponate, die im Vorjahr in der Priber-Ausstellung zu sehen waren, werden momentan in der Leipziger Galerie „Halle 14“ gezeigt. Die Schau in der Messestadt sei zwar nicht so groß wie die Zittauer Ausstellungen, aber sie widmet sich auch Christian Gottlieb Priber.

Einen Traum hat Peter Knüvener noch: Die Priber-Schau soll auch mal in Amerika, der Wahlheimat des Utopisten aus Zittau, zu sehen sein. Aus dem Traum könnte schon bald Realität werden. Denn es gebe bereits Kontakte nach Übersee, sagt der Museumsdirektor. Ein Termin stehe aber noch nicht fest. Und es gebe ja auch noch die Forschungen des amerikanischen Autoren John Jeremiah Sullivan. Seit fast 20 Jahren arbeitet der bereits an einem Buch über Priber, will sich bei den Beschreibungen nach eigener Aussage ausschließlich an Fakten halten. Von seinen Forschungen erhofft sich auch Peter Knüvener die eine oder andere neue Erkenntnis. Wenn es wieder mal eine so interessante Person gebe, könnte sich Peter Knüvener gut vorstellen, dass es etwas Vergleichbares wie den Priber-Sommer wieder geben könnte.