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Was beim Kulturhaus passiert ist

Die Diebe stehlen in Bischofswerda Technik und Getränke. Und sie hinterlassen eine Spur der Verwüstung.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch und Gabriele Nass

Bischofswerda. In das Bischofswerdaer Kulturhaus ist eingebrochen worden. Ersten Erkenntnissen zufolge durchsuchten die Täter die Räume, stahlen Unterhaltungselektronik und alkoholische Getränke und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Nach Angaben der Polizei vom Dienstag fluteten die Einbrecher den großen Saal. Das Wasser ist inzwischen abgeflossen – wohin, ist offen. Andre Herenz, Mitarbeiter des Insolvenzverwalters für das Kulturhaus, sagte am Dienstag auf Anfrage: „Es gibt mehrere große Wasserflecken im Saal und im Foyer.“ Glück im Unglück: Die Hauptwasserleitung war abgestellt. Allerdings reichte das Wasser in der Steigleitung aus, um größere Schäden auf den Fußböden anzurichten.

Noch gravierender könnte ein anderes Problem sein: Die Täter verstreuten das Pulver aus mehreren Feuerlöschern im Haus. Betroffen sind außer dem großen Saal und dem Foyer auch Teile der Künstlergarderoben und der Restaurantküche. Wegen des Feinstaubs könnte die Reinigung aufwendig werden. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich 2009 im Schulhaus an der Kirchstraße. Das Gebäude musste damals für mehrere Tage für den Unterricht gesperrt und aufwendig gesäubert werden. Gegenüber der Polizei gab die Verwaltung des Kulturhauses einen Schaden von mehreren tausend Euro an. Wie hoch er wirklich ist, wird man erst wissen, wenn die Spurensicherung durch die Polizei abgeschlossen ist und die Schäden im Detail aufgenommen sind. Die Kriminalpolizei ermittelt, teilte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz mit.

Vermutlich durch ein nicht richtig verschlossenes Fenster sind die Täter ins Haus eingedrungen. Es war der erste Einbruch ins Kulturhaus, seitdem es nur noch sporadisch genutzt wird, sagte Andre Herenz. Zuvor hatte es im Außenbereich zweimal Farbsprühereien gegeben. Andre Herenz hatte die Verwüstungen am Montagmittag bemerkt und die Polizei informiert. Der Einbruch selbst muss sich entweder am Wochenende oder bereits in der vergangenen Woche ereignet haben.

Das Kulturhaus steht seit Monaten unter Verwaltung des Dresdener Rechtsanwaltes Matthias Rönsch, nachdem die Betreibergesellschaft im März Insolvenz anmelden musste. Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Juni stellte Matthias Rönsch den bisherigen Kulturhaus-Mitarbeiter Andre Herenz befristet ein. Seine Aufgabe ist es, für die Dauer des Insolvenzverfahrens das Haus instand zu halten und für Ordnung am Haus zu sorgen. Andre Herenz kennt das Haus aus dem Effeff. Seit dem Jahr 2008 ist er dort angestellt.

Verkauf bis Herbst angestrebt

Laut Insolvenzverwalter soll der Geschäftsbetrieb des Kulturhauses „in der derzeitigen stark eingeschränkten Form“ zumindest bis zum Beginn der Heizperiode im Herbst fortgeführt werden. „Das dafür erforderliche Personal wird für diesen Zeitraum im Rahmen eines neuen Arbeitsverhältnisses die notwendigen Leistungen für die Offenhaltung des Kulturhauses erbringen können“, schrieb Matthias Rönsch in einer Presseerklärung Mitte Juni. Parallel läuft die Suche nach einem Käufer der Immobilie. Hierüber gibt es Gespräche. Laut Presseerklärung vom Juni hält der Insolvenzverwalter einen Verkauf bis zum Herbst dieses Jahres für „durchaus realisierbar“. Für eine Auskunft zum aktuellen Stand der Verkaufsgespräche war er am Dienstag nicht zu erreichen.

Wie verlautete, will der Kaufinteressent den großen Saal mit rund 800 Plätzen in Stuhlreihen für die Öffentlichkeit erhalten. Dieser ist neben der Veranstaltungshalle in Löbau der größte Saal der Region. Was der potenzielle Käufer darüber hinaus mit dem Haus vorhat, ist öffentlich noch nicht bekannt. Dass das Kulturhaus tatsächlich einen neuen Eigentümer finden würde, war lange Zeit nicht klar. Die Alteigentümer hatten seit Februar vergangenen Jahres selbst versucht, einen Abnehmer für die Riesen-Immobilie zu finden: 11 000 Quadratmeter Grundstücksfläche, großer Saal, kleiner Saal, großzügiges Foyer, Festzimmer, Garderoben, Backstagebereich für Inszenierungen, Außengelände. Große finanzielle Probleme machten die bisherigen Gesellschafter aber zuletzt praktisch handlungsunfähig. Die letzte große Veranstaltung im Haus war im April eine Ü 30-Party. Die nächste Party ist für den 7. November geplant.

Die bisherigen Gesellschafter hatten das Kulturhaus 2006 vom Landkreis übernommen. Sie waren damals die einzigen Kaufinteressenten.