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Was Adler in Bischofswerda plant

Die Modemärkte AG übernimmt an ihrem neuen Standort Schiebock viel von Kressner. Billig-Image ade?

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© Regina Berger

Von Gabriele Naß

Neustart bei Kressner Bischofswerda. Das größte Bekleidungshaus der Region – 2000 Quadratmeter, rund 100 000 Kunden mit Kundenkarte – wurde zum Jahreswechsel von der Adler Modemärkte AG übernommen, zusammen mit allen Filialen der Bekleidungshaus Kressner GmbH & Co. KG. In Bischofswerda und Umgebung gibt es große Vorbehalte gegenüber dem neuen Eigentümer. Von Ramschladen und Billigkette ist die Rede. Die SZ traf den Vorstandsvorsitzenden von Adler, Lothar Schäfer, und den Geschäftsführer von Kressner, Klaus Mahle. Ein offenes Gespräch, in dem unter anderem bekannt wurde: Die Kressner GmbH lebt unterm Dach der Adler AG und Leitung von Klaus Mahle weiter. Der Firmenname wird umgewandelt in Adler Orange. Was Adler darüber hinaus mit dem Ex-Kressner plant und warum:

Warum hat die Adler Modemärkte AG alle Kressner-Häuser übernommen?

Adler setzt auf Expansion. Bei 180 Märkten in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz soll es nicht bleiben. Vor allem seit dem Börsengang von Adler 2011 „schauen wir uns kleinere Ketten und Einzelstandorte an“, sagt Vorstand Lothar Schäfer. Kressner habe man schon über Jahre auf dem Zettel gehabt. Schon länger soll es dort Verkaufsabsichten gegeben haben. Laut Adler-Vorstand hat Kressner „negative Ergebnisse geschrieben“. Es soll schon eher Verhandlungen gegeben haben. Die Gespräche zum Verkauf wurden jetzt im Stillen abgewickelt, sagt Schäfer.

Was sagt Adler selbst zum Image Ramschladen und Billigkette?

„Als Adler 2011 an die Börse ging, wurde in dem Zusammenhang viel von der Billigkette Adler geschrieben. Das ist ein Klischee“, sagt Adler-Vorstand Lothar Schäfer. Das Unternehmen stehe für gute Qualität und Aufgeräumtheit in den Läden, mache keine Kompromisse und orientiere sich bei den eigenen Kollektionen „am Mainstream“. Adler ist aus der Tradition heraus stark im Bereich Eigenmarke. „My Own“ und andere Namen werden im Ausland produziert. Aus der Gründerzeit als Mäntel- und Jackenhersteller bringt die Firma eine eigene Design- und Schnittabteilung mit.

Was genau bietet Adler künftig in der Filiale Bischofswerda an?

„Wir wollen der Peek & Cloppenburg auf der grünen Wiese werden“, sagt Adler-Vorstand Schäfer. Günstige Eigenmarken kombiniert mit Fremdmarken heißt das. An dieser Strategie, so Schäfer, arbeite Adler seit einem Kurswechsel vor sechs Jahren. Bis dahin habe das Unternehmen fast ausschließlich auf die Eigenmarken gesetzt. Dann galt: moderner und vielfältiger. Der Anfang war schwer. „Marken kommen nur mit Umfeld“, sagt Schäfer. Erst wenn die eine schon da ist, kommt die andere.

Für die neue Firmenphilosophie findet Adler im ehemaligen Kressner Bischofswerda paradiesische Bedingungen vor: ein Bekleidungshaus, das in vergleichbarer Größe bei der Markenvielfalt in der Region seinesgleichen sucht. Das, sagt Corina Weßollek – Filialleiterin bei Kressner Bischofswerda und jetzt bei Adler – habe das Haus hier auch so anziehend gemacht. Adler-Vorstand Lothar Schäfer: „Kressner ist mit tollen Marken gesegnet.“ Klaus Mahle von Adler Orange: „Wir wollen davon so viel wie möglich aufrechterhalten.“ Das Verhältnis Eigenmarke – Fremdmarke werde in Bischofswerda bei mindestens 50:50 liegen. Damit werden hier deutlich mehr Fremdmarken angeboten als in anderen Adler-Filialen. Viel vom bisherigen Sortiment soll bleiben. „Wir werden aber, wie bisher, immer auch mal wechseln. Die Kunden entscheiden das mit“, sagt Corina Weßollek. – Die Entscheidung für oder gegen eine Marke „treffen wir auf der Grundlage der Flächenproduktivität – Höhe des Umsatzes je Quadratmeter“, sagt Lothar Schäfer. Je mehr die Kunden eine Marke kaufen, umso größer die Garantie für Verbleib im oder Aufnahme ins Geschäft.

Was wird aus Kressner-Gutscheinen und Guthaben auf Kundenkarten?

Adler übernimmt von Kressner die Farbe Orange, viele Marken – und allen Service, der sich bei den Kunden bewährt hat. Kressner-Gutscheine und Guthaben auf Kundenkarten bleiben erhalten. Nach und nach und mit Zustimmung der Kunden, die angeschrieben werden, werden daraus Adler-Orange-Guthaben und Gutscheine. Adler Orange plant, von Kressner auch die Produktauswahl zu übernehmen. „Wenn sich das hier bewährt hat, werden wird das so machen“, sagt Schäfer beim Gespräch in Bischofswerda spontan. Kunden dürfen demnach auf Kundenkarte einige Kleidungsstücke mit nach Hause nehmen, dort probieren und später im Geschäft bezahlen, was genommen wird.

Kommt der Laden Bischofswerda in den Online-Shop von Adler?

Kressner gab es nicht im Internet. Mode von Adler und Adler Orange kann der Kunde im gut aufgestellten Online-Shop ordern. Davon wird Bischofswerda profitieren. Auch zu Hause bestellen und im Laden abholen soll möglich sein.

www.adlermode.com