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Warum verdienen Dresdens Hoteliers so wenig?

Tourismusexperte Matthias Straub sieht weder Pegida noch die Bettensteuer als Ursache für die niedrigen Zimmerpreise.

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© Sven Ellger

Die Vorzeichen stünden gut für die Budgets der Urlauber, ist sich das Internet-buchungsportal „Trivago“ sicher. Mitten im Sommer würden die Zimmerpreise purzeln. Am günstigsten sei es in Dresden – gut für Städtesreisende, schlecht für die Hoteliers in der Stadt. Aber warum lässt sich in Dresden vergleichsweise wenig Geld mit Urlaubern verdienen? Verderben Pegida und Bettensteuer tatsächlich die Preise, wie es oft behauptet wird? Matthias Straub ist Betriebswirtschafts-Professor am Dresdner Campus der SRH-Hochschule Berlin und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Hotellerie.

Prof. Matthias Straub
Prof. Matthias Straub © PR

Herr Straub, Touristen zahlten im vergangenen Jahr im Schnitt 75,80 Euro für eine Nacht in Dresden. Haben Pegida und Bettensteuer die Preise versaut?

Sicherlich hilft Pegida dem Tourismus nicht. Ich möchte aber nicht sagen, dass wir die niedrigen Zimmerpreise Pegida zuschieben können. Dasselbe gilt für die Bettensteuer. Ich glaube nicht, dass ein Gast aus Süddeutschland nicht nach Dresden kommt, nur weil er 6,6 Prozent Bettensteuer zahlen muss.

Was ist dann das Problem?

Wir haben einfach zu viele Betten in Dresden, das ist das Hauptproblem. Dieses Überangebot bestimmt den Preis und letztlich die Erträge der Hoteliers.

Das heißt, nach der Wende hat Dresden zu vielen Investoren ermöglicht, Hotels zu bauen.

Natürlich möchte man die Wirtschaft voranbringen und Investitionen in die Stadt holen. Das verstehe ich total. Aber letztlich forciert man dann doch, dass solche Überkapazitäten aufgebaut werden.

Können Sie begreifen, dass trotzdem noch neue Hotels in Dresden gebaut werden, wie es jetzt an der Marienbrücke passieren soll?

Die internationalen Investoren und Hotelketten sehen Dresden nach wie vor als einen sehr attraktiven Standort. Diese Ketten haben allerdings auch ganz andere finanzielle Möglichkeiten, mit geringeren Zimmerpreisen zu überleben. Für sie reichen die Einnahmen noch aus. Kleinere, mittelständische Hoteliers haben nicht diesen langen Atem.

Aber auch Ketten wollen verdienen.

Es gibt sicherlich auch Grenzen für diese Hotelketten. Wir haben zum Beispiel gesehen, dass Swissotel die Stadt im April verlassen hat, weil sie in ihrem Luxussegment nicht die gewünschten Raten erzielen konnten.

Was kann Dresden tun, damit es dem Hotelmarkt besser geht?

Wir haben in Dresden eine relativ einseitige Gästestruktur. Der Großteil der Besucher sind Individualreisende, also Urlauber, die nur kurz in Dresden übernachten. Im Schnitt sind es zwei Tage. Das bedeutet, das Übernachtungsgeschäft ist sehr saisonal geprägt. Die besten Auslastungen haben wir im Sommer und im Dezember zur Striezelmarkt-Zeit. In diesen kurzen Phasen muss das Geld verdient werden. Man müsste unter anderem versuchen, mehr Businessgäste nach Dresden zu holen. Da haben wir aber das Problem, dass Dresden nicht die Messe- und Konferenzstadt Nummer eins ist.

Warum kann sich Dresden nicht zu einer großen Kongressstadt entwickeln?

Das hat ganz klar auch mit der Verkehrsanbindung Dresdens zu tun. Wer einen großen Kongress veranstalten will, macht dies in einer Stadt, die gut mit Bahn, Flugzeug und über die Autobahn zu erreichen ist.

Wie lassen sich Urlauber länger in Dresden halten als nur zwei Tage?

Touristen müssen einen Anlass dafür sehen. Das können Reisepakete sein, die Ausflüge die Elbe abwärts beinhalten. Das können aber auch Konzerte internationaler Stars sein. Hier müssen alle touristischen Leistungsträger an attraktiven Angeboten arbeiten.

Sollte Dresden mehr Geld in Werbung stecken?

Gute touristische Angebote müssen auch dementsprechend vermarktet werden. Ich glaube, in dieser Hinsicht ist Dresden bereits gut aufgestellt.

Die Fragen stellte Sandro Rahrisch.