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Warum Urlauber so gern zu uns kommen

Oberlausitz-Touristen wollen am liebsten radeln und die Natur genießen. Auch Camping wird immer beliebter.

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© Thomas Eichler

Von E. Schmidt und R. Altmann-Kühr

Region. Andrea und Ricco Bauer aus dem thüringischen Dorndorf finden die Gegend um den Olbersdorfer See toll. So gut, dass sie ihre Hochzeitsreise hier verbringen. Auch wenn sie die zunächst geplante aufgrund eines wichtigen Termins verschieben mussten, ist der Platz See-Camping Zittauer Gebirge für sie doch viel mehr als nur ein Ersatz. Der Platz sei ruhig, sauber und die Region sehr interessant. Hier könne man viel unternehmen, sagt das junge Ehepaar. Die Zittauer Altstadt zum Beispiel sei schöner als die zu Hause in Jena, meint Andrea Bauer. Das liege vor allem an den vielen Cafés und kleinen Geschäften, die man besuchen kann. Das Paar hat außerdem Fahrräder mitgebracht und will damit die Gegend erkunden. Auch in Polen waren sie schon. Der praktisch vorm Wohnwagen gelegene Olbersdorfer See runde den guten Eindruck ab. Sie sind nicht die Einzigen, denen es in der Oberlausitz gefällt.

Wie die Bauers kommen immer mehr Urlauber in die südliche Oberlausitz. Das bestätigt Kai Grebasch von der Touristischen Gebietsgemeinschaft (TGG) Zittauer Gebirge/Oberlausitz. Zur TGG gehört nicht nur das Zittauer Gebirge, sondern auch umliegende Orte wie Löbau, Herrnhut oder Seifhennersdorf. Von den 1,1 Millionen Übernachtungen im Landkreis Görlitz gab es im Vorjahr allein 500 000  im Gebiet der TGG, so Grebasch. Für die aktuelle Urlaubssaison lässt sich bisher schwer ein Trend absehen. Den Touristikern liegen derzeit die Zahlen bis Mai vor. Die Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO) verzeichnet für Januar bis Mai dieses Jahres bereits einen kleinen Anstieg an Oberlausitz-Urlaubern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Statistik erstellt das Statistische Landesamt in Kamenz. Dort werden Übernachtungsbetriebe mit zehn und mehr Betten sowie Campingplätze ab zehn Stellplätzen erfasst. Das erste Quartal war gut, sagt Kai Grebasch. Der Mai sei jedoch nicht so stark ausgefallen wie 2016. Damals hatte das traditionell reisestarke Pfingstwochenende im Mai gelegen. In einigen Orten ist aber auch zu erkennen, dass weniger Gästebetten angeboten werden. Das ist zum Beispiel aktuell in Löbau und Ebersbach der Fall – verglichen mit dem Vorjahr.

Ursachen: Auslandskrisen spielen kaum eine Rolle

Statistiken und Studien zeigen, dass sich der Deutschland-Tourismus seit vielen Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau bewegt. Kai Grebasch von der TGG Naturpark Zittauer Gebirge weiß: „Unruhen in ausländischen Feriengebieten haben darauf weniger Einfluss, als man vermuten könnte.“ Hingegen sei die Lage so, dass im Deutschland-Tourismus der Konkurrenzdruck unter den Ferienregionen größer geworden sei. „Die Gäste sind anspruchsvoller, insbesondere in Sachen Qualität und Leistung, als noch vor einigen Jahren. Hier müssen wir gemeinsam daran arbeiten, uns zu verbessern.“ Wo das nicht möglich sei, müsse man zumindest versuchen, das aktuelle Niveau zu halten.

Besucherzahlen: Großschönau ist Spitzenreiter

Das Zittauer Gebirge hat deutlich die Nase vorn – bei der Anzahl der Gästebetten wie bei den Übernachtungszahlen. Spitzenreiter ist im vorigen Jahr Großschönau mit über 141 000 Übernachtungen gewesen. Auch die anderen Gebirgsorte haben viele Urlauber zu verzeichnen. Seifhennersdorf – mit dem Querxenland – überholt sogar Zittau. „Im Tagestourismus sehen wir die Schwerpunkte bei Zittau, Oybin, Jonsdorf, Großschönau, Herrnhut, Ostritz und Löbau“, so Grebasch. Aber wie werden die Feriengäste auf die Region aufmerksam? Dass hier ein schöner Platz zum Campen ist, haben die O-See-Camper Andrea und Ricco Bauer beispielsweise von seinen Eltern erfahren. Sie sind echte Camper und kommen schon mehrere Jahre nach Olbersdorf. Diesmal ließen sie den Wohnwagen gleich für die Kinder stehen. Gefunden haben die Eltern den Platz übers Internet. Dort finde man reichlich Infos. René Dreier, einer der Inhaber, bestätigt das. Die meisten Urlauber erfahren über Portale wie camping.info vom See-Camping. Viel Augenmerk legen er und sein Geschäftspartner Steffen Roy deshalb auf den Internetauftritt. Manche Gäste würden den Platz persönlich weiterempfehlen, Berichte in Zeitschriften erhöhen den Bekanntheitsgrad. Dabei werden die Gäste allmählich jünger, sagt Roy. Immer mehr Familien würden den O-See entdecken. Aktuell zählen sie zehn Prozent mehr Kinder als im Vorjahr.

Zielgruppen: Für alle gibt es Angebote

Auch Jugendgruppen wie die von Gabriele Raasch aus Bochum entdecken die Gegend. Ihr Team ist mit der Kinder- und Jugendgruppe der Kirchgemeinde Eppendorf-Goldhammer am O-See. In der Umgebung gäbe es viele Angebote für Kinder und Jugendliche, sagt sie. Außerdem seien die Leute sehr freundlich. Das sei nicht überall so, wenn man so wie sie gehandicapte Kinder in der Gruppe hat. Tatsächlich kommen ganz unterschiedliche Zielgruppen in die Region, Urlauber haben eine große Auswahl: Es gibt Hotels, Ferienwohnungen, Camping- und Caravanstellplätze. Stetig gestiegen sind laut den Beobachtungen der MGO die Übernachtungszahlen auf Campingplätzen. Aktuelle Marktforschungen belegen zudem, so die MGO, dass Oberlausitz-Reisende am liebsten Radfahren, wandern oder die Natur genießen. Auch das kulturtouristische Angebot der Oberlausitz wird sehr geschätzt.