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Warum steigen die Mieten im Sportinternat?

Eltern sind verärgert und fühlen sich finanziell überfordert. Jetzt liegt eine Petition auf dem Tisch.

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Von Mandy Schaks

Altenberg. Eltern, die ihr Kind im Altenberger Sportinternat betreuen lassen, wollen die geplante Mieterhöhung ab kommendem Jahr nicht widerspruchslos hinnehmen. In geballter Stärke rückten sie zur jüngsten Stadtratssitzung an und versuchten, sich Gehör zu verschaffen, was nicht so einfach war. Sie verstanden nicht, warum sie nicht einmal reden durften. Und das macht schon die Krux deutlich: Die meisten Kinder, die aufs Sportinternat gehen, kommen nicht aus Altenberg. Zwar haben Bürger in jeder Ratssitzung in Altenberg – das ist nicht selbstverständlich in der Region – die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen. Aber Bürger ist laut sächsischer Gemeindeordnung nur, wer auch in der Gemeinde seinen Hauptwohnsitz hat. Letztlich durften sich Elternvertreter doch noch äußern – auf Beschluss des Rates. Die SZ beantwortet die wesentlichen Fragen.

Die wichtigsten Antworten zur Mieterhöhung

Warum sind Eltern von Kindern, die das Sportinternat besuchen, sauer?

Die Stadt – sie ist für das Sportinternat zuständig – erhöht ab 1. Januar kommenden Jahres die Mieten. Die Unterbringung in einem Zweibettzimmer kostet dann statt 215 Euro im Monat 275 Euro. In einem Einzelzimmer steigen die Kosten von 230 auf 300 Euro. Diese Erhöhung empfinden Eltern zu drastisch. Das übersteige ihre finanzielle Belastbarkeit, argumentieren sie. Denn neben den Kosten fürs Internat haben sie noch zusätzlich erhebliche Aufwendungen, um den Sport ihrer Sprösslinge zu finanzieren wie Ausgaben für Ausrüstung, Bekleidung, Trainingslager und Wettkämpfe. Unterschreiben sie die neuen Verträge nicht, müssten sie künftig für die Nutzung des Internats an Wochenenden und in den Ferien extra bezahlen. Diese vorgeschlagene Lösung gehe zulasten der Kinder und des Sportes. Zudem sei damit ein erheblicher organisatorischer und administrativer Aufwand verbunden. Das sei nicht realisierbar. Deshalb wenden sich Eltern der Leistungssportler in den Sportarten Biathlon, Rennrodeln, Skeleton und Mountainbike mit einer Petition gegen die Mieterhöhung an die Stadtverwaltung. Die Eltern bitten, das noch einmal zu prüfen und versichern, dass sie an weiteren Gesprächen für eine einvernehmliche Lösung interessiert sind.

Gibt es keine Einigung, welche Folgen könnte das haben?

Wie aus der Petition hervorgeht, werden viele Eltern grundsätzlich nachdenken müssen, ob ihre Kinder weiter am Leistungssport in Altenberg teilnehmen können. Das werde sich auf die Anzahl der Leistungssportler, auf Oberschule und Gymnasium, auf die Auslastung des Internats und damit auch auf die Talente-Entwicklung im Osterzgebirge auswirken, warnen sie. Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) sieht das nicht so schwarz. Das Argument, ohne Internat sei auch das Gymnasium gefährdet, hält er für Angstmache. „Die Schülerzahlen sprechen eindeutig eine ganz andere Sprache“, sagt er, „das Gymnasium platzt aus allen Nähten!“

Warum erhöht die Stadt, die sonst so sportfreundlich ist, die Mieten?

Das Thema ist nicht neu. Altenberg tut viel, um den Spitzensportstandort zu fördern. Nach Angaben des Rathauses bringt die Stadt für den Betrieb der Biathlonarena, des Sportkomplexes sowie des Internates und für die Essensversorgung dort mehr als 200000 Euro im Jahr auf – ohne Investitionen. Und das ist im Unterschied zum Beispiel zu Kitabetreuung oder Feuerwehr eine freiwillige Leistung. „Diese Aufgaben können wir in dieser Höhe mittelfristig nicht mehr absichern, sodass diese verträglich auf breite Schultern verteilt werden müssen“, begründet Kirsten die Mieterhöhung. Die stand übrigens schon 2014 im Raum. Damals halfen kurzfristig die Spitzensportfachverbände. „Damit konnten wir das abfedern“, erläuterte Kirsten in der Ratssitzung. „Das war aber ein Einmaleffekt.“ Eigentlich, so hieß es damals, sollte in Zusammenarbeit mit den Verbänden, dem Innenministerium und dem Landratsamt eine dauerhafte Lösung gefunden werden. Aber es hat keine Entscheidung dazu gegeben. Nun reagiert die Stadt und verlangt für die Unterbringung und Betreuung im Internat mehr Geld. Der Stadtrat hatte die Verwaltung im Frühjahr aufgefordert, die Einnahmen zu erhöhen bzw. die Ausgaben zu senken. Trotz der Mieterhöhung beteilige sich die Stadt weiterhin mit mehr als 50000 Euro an den Internatskosten, so Kirsten.

Warum laufen die Kosten im Internat aus dem Ruder?

Die Verträge wurden seit 2006 nicht verändert. Die Kosten aber sind seither gestiegen, sagt Kirsten. Das hängt auch damit zusammen, dass eigentlich die Betreuung nur von Sonntagabend bis Freitagabend vereinbart ist. Deutlich zugenommen hat aber die Nutzung an Wochenenden und Feiertagen. Im vergangenen Jahr passierte das an 127 Tagen, ist aber so im Vertrag nicht vorgesehen. Deshalb bittet Kirsten darum, den zusätzlichen Aufwand zu teilen oder dieser wird auf Antrag extra in Rechnung gestellt. Im Übrigen hält er den Vorschlag der Verwaltung vor dem Hintergrund der Gleichbehandlung für ein mehr als großzügiges Entgegenkommen. Als Beispiel nennt er die Kinderkrippe. Altenberger Eltern müssen für die Betreuung ihrer Kleinen für täglich neun Stunden 175 Euro im Monat zahlen. Da die Sportler vom Freistaat einen Zuschuss von 165 Euro pro Monat zur Unterstützung erhalten, müssten die Eltern trotz Mieterhöhung zum Beispiel fürs Zweibettzimmer monatlich 110 Euro zahlen und das für eine Rundumbetreuung von Montag bis Montag. Um das Defizit im Internat auf null herunterzufahren, müssten die Kosten um 180 und nicht nur um 60 Euro erhöht werden, rechnet Kirsten vor.

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