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Warum sich Oderwitz auf schnelles Internet freuen kann

Bis zum Jahresende will die Enso das Breitbandnetz in die Gemeinde bringen. Einige Nachbarorte können das schon ab 1. April nutzen.

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© Matthias Hultsch

Von Mario Sefrin

Oderwitz. Ein kleiner Betrieb in Oderwitz beliefert ganz Europa. Das weiß bloß keiner.“ Das hat Thomas Scholz, Geschäftsführer der Oderwitzer Arno Hentschel GmbH, Ende vergangenen Jahres in der Endrunde zum Wettbewerb „Sächsischer Meilenstein 2016“ gesagt. Das Unternehmen ist einer der Preisträger bei dem Wettbewerb gewesen und hatte die Chance, bei der Preisverleihung unter anderem den sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) zu treffen.

Gefragt danach, über welches Problem er mit dem Wirtschaftsminister sprechen möchte, musste der Oderwitzer Firmenchef nicht lange überlegen: „Über die schlechte Internetanbindung in der Region. Das ist ein großer Nachteil für uns.“ Schließlich liefert das Unternehmen für Metallerzeugnisse und Werkzeugbau seine Produkte in viele Länder – und feilt daran, seine internationale Ausrichtung weiter auszubauen und neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Dafür muss das Unternehmen auch neue Vertriebswege suchen, denn einen Außendienst, wie ihn andere Firmen beschäftigen, hat die Arno Hentschel GmbH nicht. „Wir brauchen also schnelles Internet“, sagt Thomas Scholz.

Seine Forderung nach schnellem Internet in Oderwitz kann Thomas Scholz vielleicht schon zum Jahresende zu den Akten legen. Denn bis dahin soll in der Gemeinde dank der Modernisierung des Stromnetzes durch das Energieunternehmen Enso Breitbandinternet anliegen. Darüber hat die Enso Netz GmbH in der jüngsten Oderwitzer Gemeinderatssitzung informiert.

Wie will die Enso das schnelle Internet nach Oderwitz bringen?

Hintergrund ist der Ausbau der Stromnetze mit modernen Messsystemen. Das ist seit diesem Jahr gesetzlich vorgegeben. „Um immer größer werdende Datenmengen schnell übertragen zu können, werden mit den Stromtrassen Glasfaserkabel verlegt“, sagt Claudia Kuba, Pressesprecherin der Enso. Dabei will die Enso diese Lichtwellenleiter-Kabel nicht nur für eigene Zwecke nutzen, sondern über sie den Zugang ins schnelle Internet anbieten. In Oderwitz will die Enso so für 600 000 Euro über sieben Kilometer Glasfaserkabel zwischen den einzelnen Kabelverzweigern, den Anschlusskästen der Telekom, verlegen. Teilweise werden in diesem Zusammenhang auch gleich die Stromleitungen erneuert, erklärt Claudia Kuba. Die Datenübertragung zu den Hausanschlüssen erfolgt schließlich über die vorhandenen Kupferleitungen. Insgesamt 13 Kabelverzweiger hat sich die Enso in Oderwitz für ihr Vorhaben gesichert, so Frau Kuba.

Welche Verbesserungen bringt die von der Enso angebotene Technologie?

Große. „Mit unserer Technologie werden ohne Bauarbeiten am Hausanschluss Bandbreiten bis zu 100 Mbit in der Sekunde im Download und bis zu 40 MBit in der Sekunde im Upload möglich“, sagt Claudia Kuba. Diese neue digitale Erfahrung können die Menschen in Neugersdorf, Neueibau und Herrnhut ab 1. April testen. Denn in diesen Orten hat die Enso den Ausbau des Breitbandnetzes erst vor Kurzem abgeschlossen. Ab Anfang Juli profitieren auch die Bürger in Dürrhennersdorf, Neusalza-Spremberg, Friedersdorf und Großschweidnitz vom schnellen Internet. In Oderwitz und Ebersbach soll es im Dezember so weit sein. Der Energieversorger arbeitet seit einigen Jahren an der Modernisierung der Stromnetze und hat mit der Technologie bereits in mehreren sächsischen Kommunen das schnelle Internet gebracht. Wer einen der unterschiedlichen Tarife nutzen möchte, muss jedoch einen entsprechenden Vertrag abschließen. Im Internet könnten sich Kunden darüber informieren, ob an ihrer Adresse schnelles Internet verfügbar und mit welcher Geschwindigkeit zu rechnen ist. „Dabei helfen wir und unsere Partner gern“, sagt Claudia Kuba. Bislang ist die Enso mit der Nachfrage nach schnellen Internetverbindungen jedenfalls sehr zufrieden: „Wir haben schon mehrere Hundert Verträge abgeschlossen“, erklärt die Enso-Sprecherin.

Ist das schnelle Internet der Enso für Unternehmen ausreichend?

„Das kommt darauf an, welche Ansprüche diese haben“, sagt Claudia Kuba. Wenn Unternehmen jedoch ganz schnelles Internet benötigen würden, gibt es die Möglichkeit der direkten Anbindung mit Glasfaserkabel. „Wenn wir einmal graben, können diese Kabel gleich mit in die Erde gebracht werden“, sagt die Pressesprecherin. Interessierte Unternehmen müssten sich dafür jedoch zuvor bei der Enso melden.

Können weitere Kommunen im Landkreis aufs Enso-Internet hoffen?

Aktuell laufen bei der Enso bereits die Planungen, auch nach Hirschfelde schnelles Internet zu bringen. „Das wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 anliegen“, sagt Claudia Kuba. Wenig Hoffnung hingegen können sich die Gemeinden auf dem Eigen machen. „Hier haben wir gegenwärtig keine Planungen“, erklärt die Enso-Pressesprecherin. „Da wir die Stromnetze ohne Fördermittel ausbauen, müssen die Arbeiten für uns wirtschaftlich sein. Auf dem Eigen sind sie das nicht, dort werden für schnelles Internet Fördermittel gebraucht.“

www.enso.de/internet