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Warum Fortuna im Regen steht

Die Dresdner Drittliga-Fußballerinnen stecken im Abstiegskampf. Das Reserve-Team ist erst aus der Landesliga zurückgezogen, dann aber wieder angemeldet worden.

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© Christian Juppe

Von Alexander Hiller

Die Situation könnte man als dramatisch beschreiben. Dresdens höchstklassig spielender Frauenfußballverein gibt derzeit kein allzu positives Bild ab. Das Regionalliga-Team von Trainer Andreas Pach steckt spätestens seit der 1:2-Heimniederlage im Kellerduell gegen den Steglitzer FC Stern mitten drin im Abstiegskampf der dritthöchsten Spielklasse. Nach vier Spieltagen haben die Fortunas erst einen Zähler auf dem Konto.

Hinzu kommt eine beinahe skurrile Situation mit der zweiten Mannschaft in der Landesliga. Das Reserve-Team hatte der Verein Mitte September offiziell aus dem Spielbetrieb zurückgezogen. Nun hat der Klub den Rückzug zurückgezogen. Nach einer internen Sitzung mit allen Beteiligten: Vorstand, Spielerinnen, Trainer, einigen Eltern. Landesliga-Staffelleiterin Nicole Gruber bestätigte der Sächsischen Zeitung den Eingang beider Anträge. Ein solcher Fall sei ihr in dieser Funktion bislang noch nicht untergekommen, sagt die Vogtländerin. Am vorigen Freitag hat Fortuna vom Sächsischen Fußball-Verband das Okay für die Wiedereingliederung der zweiten Mannschaft in den Sachsenliga-Spielbetrieb bekommen, bestätigte Fortuna-Sportchef Roland Hönisch.

„Das Problem war und ist, dass die Personaldecke für beide Mannschaften mit 37 Spielerinnen sehr, sehr dünn ist. Der Regionalliga-Kader sollte aus 20 Leuten bestehen“, erläutert Hönisch. Zudem ist der kuriose Doppel-Rückzug auf unterschiedliche Ansichten innerhalb des Vereins zurückzuführen. Pach versteht seine Drittliga-Mannschaft als Aushängeschild des Klubs und „einen der Leuchttürme der Region“. Seinem Duktus, dass dem sportlichen Wohl der ersten Mannschaft alles andere unterzuordnen sei, folgen nicht alle. „Das muss man als Verein doch sichern wollen“, unterstreicht Pach. Stattdessen häufen sich zwischen dem Trainer des Regionalliga-Teams und dem Coach des Reserve-Teams, Bernd Noack, die Reibungspunkte. Auch Noack will natürlich nicht gern mit unterbesetzter Mannschaft antreten und verlieren. Bei Pach hat sich der Eindruck verfestigt, dass deshalb bei personellen Fragen viel gesteuert und intrigiert wird. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen da oft ganz weit auseinander“, sagt er.

Auch wegen der derzeit mangelhaften Gesprächskultur miteinander ist noch unklar, ob Fortuna den Rückzug vom Rückzug überhaupt umsetzen kann. Drei Fußballerinnen aus der zweiten Fortuna-Mannschaft haben sich bereits abgemeldet. „Das ist für mich nicht nachvollziehbar, weil sich alle einhellig dafür entschieden haben, die zweite Mannschaft unbedingt im Spielbetrieb zu halten“, sagt Hönisch. Die drei Spielerinnen, die sich vom Verein bereits verabschiedet haben, zieht es offenbar zum Landesliga-Aufsteiger Post Dresden. Der Überraschungsdritte der vierthöchsten Spielklasse wird von Ronny Noack betreut, dem Sohn von Bernd Noack.

„Wir wollen uns bis zum 15. Oktober endgültig für eine Richtung entschieden haben“, sagt Hönisch. Dann stünde theoretisch das nächste Pflichtspiel des Reserve-Teams von Fortuna Dresden an – daheim gegen die SG Leipziger Verkehrsbetriebe. „Eine zweite Mannschaft wäre wichtig – als Bindeglied zwischen B-Juniorinnen und unserer ersten Frauenmannschaft. Für viele wäre sonst der direkte Sprung in die Regionalliga zu groß“, erklärt der Sportchef des Vereins, „aber man kann es auch nicht erzwingen.“