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Warum es um Grossmann ruhig geworden ist

Die Glashütter Uhrenfirma muss mit der Weltwirtschaft klarkommen. Doch nicht nur damit.

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Blick auf das Manufakturgebäude von Grossmann.
Blick auf das Manufakturgebäude von Grossmann. © Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Die Uhrenfirma Moritz Grossmann sorgte in der Vergangenheit mehrmals für Furore. Allein schon, dass sie von Christine Hutter, also einer Frau, gegründet wurde, war für viele Medien ein Thema. Denn bis 2008 war die Glashütter Uhrenbranche fest in Männerhänden. Dann ging es Schlag auf Schlag: 2010 stellte die Firma mit der Benu ihre erste Uhr vor. 2012 bezog das Unternehmen seine neue Produktionsstätte an der Uhrenmeile. Der repräsentative Bau, der einem Schiff ähnelt, prägt seither die Stadtansicht. Die Firma ist präsent und nicht zu übersehen.

Grossmann baut unter anderem das Modell Tefnut (ab 22400 Euro).
Grossmann baut unter anderem das Modell Tefnut (ab 22400 Euro). © PR

Nach dem schwungvollen Start ist es nun aber ruhig geworden. Die Firma scheint im Alltag angekommen zu sein. Und nicht nur das. Die Probleme auf dem Weltmarkt wirken sich auch auf Grossmann aus. Denn Asien, der große Absatzmarkt für Luxusuhren aus Glashütte, schwächelt, da sich das chinesische Wachstum verlangsamt hat. Dortige Uhrenliebhaber geben nicht mehr so viel Geld aus. Die Zurückhaltung wird aber auch auf das Antikorruptionsgesetz zurückgeführt, das die Regierung außerdem noch erlassen hat, sagt Firmensprecher Rainer Kern.

Rainer Kern (52) stammt aus Baden-Württemberg, hat Jura studiert und ist seit 2011 Pressesprecher der Uhrenfirma Grossmann.
Rainer Kern (52) stammt aus Baden-Württemberg, hat Jura studiert und ist seit 2011 Pressesprecher der Uhrenfirma Grossmann. © Egbert Kamprath

Der Ukraine-Konflikt und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland wiederum führten zu einer Kaufzurückhaltung bei den russischen Kunden. „Nicht nur wir, auch andere Luxusmarken haben es dort schwer“, sagt Kern. Das bestätigen auch die Zahlen, die die schweizerische Uhrenindustrie veröffentlich hat, die etwa 90 Prozent aller Luxusuhren weltweit herstellt und deren Einschätzung auch für die Glashütter Uhrenbranche als Indikator gilt. Demnach ist der Verkauf von Uhren, die mehr als 3 000 Euro kosten, weltweit um vier Prozent zurückgegangen.

Über 20 Prozent weniger Luxusuhren verkauft

In Hongkong, das als größte Handelsdrehscheibe in Ostasien gilt, wurden 2015 im Vergleich zu 2014 etwa 24 Prozent weniger Luxusuhren verkauft, nach Russland rund 29 Prozent weniger. „Die Unternehmen drängen deshalb auf den europäischen und den amerikanischen Markt“, sagt Kern. Eine vergleichsweise junge und teure Marke wie Grossmann – deren Uhren werden ab 22 000 Euro verkauft – hat es deshalb schwer, neue Händler zu gewinnen. Daher sei der Aufbau des eigenen Vertriebsnetzes langsamer vorangekommen als geplant.

Dennoch hat auch Grossmann weitere Händler gewinnen können, im November in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur, im Dezember in Doha, der Hauptstadt von Katar, und in diesem Monat in Hamburg. Doch nicht nur der Weltmarkt macht Grossmann zu schaffen. Auch in Glashütte ist es derzeit nicht leicht, nachdem Gerüchte die Runde machten, die Firma solle verkauft werden. „Da war überhaupt nichts dran“, beteuert Rainer Kern. Vielmehr fanden Gespräche mit einem potenziellen Investor statt. „Solche Gespräche gibt es immer wieder“, sagt Kern.

Doch bisher hatte keins solch eine Wirkung. Vielleicht sei das Gerücht dadurch befeuert worden, weil Grossmann fast zeitgleich Gespräche über die Vermietung von leerstehenden Räumen führte, die aber ergebnislos verliefen. Beides hatte Folgen. Einige Mitarbeiter fühlten sich verunsichert, vier haben die Firma verlassen. Deshalb beschäftigt Grossmann gegenwärtig nur noch 41. Dennoch will sie sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Finanziell sei man weiter abgesichert. Das Unternehmen habe keine Schulden. „Und wir bezahlen unsere Rechnung und die Löhne pünktlich“, sagt Kern.

Gegenwärtig konzentriert sich Grossmann auf die weltweit größte Uhrenmesse, die Baselworld, an der die Firma zum zweiten Mal in Folge teilnehmen wird, um neue Zeitmesser vorzustellen. Auch ein Auftritt auf der Uhrenmesse in Doha und eine Präsentation in Dubai ist geplant. Die Grossmann-Produktplanung reicht indes bis ins Jahr 2022. „Sicher wird es Verschiebungen geben, aber das ist normal“, sagt Kern.