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Warum es Druckguss in Dohna zu eng wird

Die Gießerei will wachsen. Geeignete Grundstücke haben andere bekommen. Nun gibt es eine neue Hoffnung.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Dohna. Der Druckguss steht irgendwie schon immer in Dohna. Von den Ursprüngen vor fast 100 Jahren in Heidenau ist nur das H im Firmennamen DGH geblieben. Doch inzwischen steht der Buchstabe nicht mehr für Heidenau, sondern für Hightech. Das hat verschiedene Ursachen. Nach der Insolvenz 2012 wurde das Unternehmen mit Standorten in Dohna, Hof und Hoym an amerikanische Investoren verkauft. Seither geht es bergauf. So gut, dass der Betrieb in Dohna wächst und nun ein neues Problem hat. Er stößt im Wohngebiet an der Müglitztalstraße an seine räumlichen Grenzen. Die Stadt Dohna habe getan, was sie konnte, sagt Geschäftsführer Jürgen Bohn. Bei Konflikten mit den Nachbarn hat Bürgermeister Ralf Müller (CDU) vermittelt. Dohna verzichtete im Streit um die Benutzung des Firmenparkplatzes hinter den Wohnhäusern auf einen Bolzplatz und den alternativ möglichen Supermarktstandort und verkaufte die Flächen an Druckguss.

Doch längst geht es nicht mehr nur um Parkplätze für die Mitarbeiter. Die Entwicklung macht immer größere und immer schnellere Schritte. Was heute in der Gießerei möglich ist, war vor fünf Jahren noch nicht ansatzweise denkbar, sagt Bohn. Und Entwicklung braucht Platz.

Bohn hat sich deshalb umgesehen, auch in Heidenau. Das ehemalige Praktiker-Gelände wollte er als Technologie- und Gründerzentrum kaufen. Doch als der Freistaat Sachsen eine Flüchtlingsunterkunft brauchte und beim Steigern plötzlich ein Vielfaches mehr bot als Druckguss, stieg Bohn aus. Die Geschichte des ehemaligen Baumarktes wäre anders verlaufen, wenn die Firma damals den Zuschlag bekommen hätte. Auch beim einstigen Möbel-Bastian an der Hauptstraße zog Druckguss den Kürzeren. Auf Heidenau samt Rathaus und Bürgermeister ist Bohn nicht gut zu sprechen, da habe es an Interesse gefehlt.

Nur noch eine Maschine

Mit Dohna kommt Bohn klar. Hier fühlt er sich wohl und gut behandelt. Selbstverständlich will Dohna den Betrieb halten. Doch die Stadt hat keinen Platz. Auch das Gewerbegebiet der ehemaligen Dohna-Chemie an der Weesensteiner Straße ist keine Lösung. Trotzdem wollen Druckguss und Dohna zusammenbleiben. Möglich scheint das nun dank des neuen großen Gewerbegebiets, das die Städte Pirna, Heidenau und Dohna am Feistenberg erschließen wollen.

Die Zeit drängt. „Noch eine große Maschine, dann ist Feierabend“, sagt Bohn und meint den Platz. Im bayrischen Hof wäre Platz. Doch der Thüringer Bohn will lieber in Dohna wachsen. Hier ist mit den Universitäten und Hochschulen in Dresden und Freiberg und dem Personal vor Ort das Potenzial da, sagt er. „Dohna ist der prädestinierte Standort für Forschung und Entwicklung.“ Denn eine Gießerei ist längst nicht mehr grau, laut und dreckig. Hier läuft Automatisierung auf Hochtouren. Als Autozulieferer muss Druckguss an die Elektromobilität denken. Die Diskussion darüber findet Bohn oberflächlich, doch für sein Unternehmen ist entscheidend: „Dem Getriebe ist der Antrieb egal.“

Nicht egal ist ihm die Zeit. Der Freistaat müsse sich strecken, mit Förderung und Genehmigungen, sagt Bohn. „Jetzt geht es um Termintreue.“ Der erste Spatenstich im Gewerbegebiet soll 2019 erfolgen. Das passt in Bohns Zeitplan. Und der Freistaat hat ja beim Druckguss noch was gutzumachen …