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Warum die Stadtwerke 18 000 Stromzähler wechseln

Ein Bundesgesetz treibt die Energiewende voran und schlägt bis in jeden einzelnen Haushalt durch.

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© dpa

Von Thomas Mielke

Die Stadtwerke stehen vor einer Mammutaufgabe: In den nächsten Jahren müssen sie alle 18 000 Stromzähler in ihrem Netz austauschen. Dabei ist es egal, ob Hausbesitzer, Mieter oder Firmen den Strom bei ihnen beziehen oder nicht. Grund dafür ist ein 2016 verabschiedetes Bundesgesetz.

Warum werden die Stromzähler gewechselt?

Der Bund hat aufgrund von EU-Vorgaben das „Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende“ beschlossen. Darin ist geregelt, dass in den nächsten 16 Jahren alle Stromzähler auf intelligente Messsysteme umgestellt werden müssen. Hintergrund ist vereinfacht ausgedrückt, dass immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist wird. Im Gegenzug werden die Atomkraftwerke und immer mehr konventionelle Kraftwerke abgeschaltet. Um die Stromversorgung aber auch bei viel oder wenig Wind, viel oder wenig Sonne zu sichern, müssen die Netzbetreiber wissen, wann, wo, wie viel Strom eingespeist und abgenommen wird. Zudem soll die neue Messtechnik in den Zählern dafür sorgen, dass die Stromkosten nicht explodieren.

Was kann die neue Technik und was bringt sie mir?

Die bisherigen analogen Stromzähler werden durch digitale ersetzt. Der Vorteil der neuen besteht vor allem darin, dass sie verschiedene Daten anzeigen und speichern. So werden sie laut Stadtwerkechef Matthias Hänsch zum Beispiel den genauen, momentanen Verbrauch deutlicher machen oder sich für Vergleiche den Verbrauch der letzten Jahre merken. Die neuen Zähler für Mieter oder Hausbesitzer, die durchschnittlich viel Strom verbrauchen, werden die Verbrauchsdaten aber nicht weiterleiten. Es sei denn, das wird ausdrücklich gewünscht. Bei dieser Entscheidung haben Vermieter ein Mitspracherecht. Anders ist das bei Verbrauchern, die mehr als 6 000 Kilowattstunden pro Jahr abnehmen, oder Erzeugern, die eine gewisse Menge Strom ins Netz einspeisen. Bei ihnen muss laut der Vorgabe des Gesetzes ein digitaler Zähler mit Fernübertragung eingebaut werden. Für alle, die an die Datenübertragung angeschlossen sind, entfällt das Ablesen der Zähler am Jahresende.

Wer bekommt die Daten, die von den neuen Stromzählern erfasst werden?

Die Anforderungen an den Datenschutz und -sicherheit sind im Gesetz geregelt. Laut Stadtwerkechef Matthias Hänsch sind sie sehr hoch. Die Daten bekommen die Netzbetreiber – sowohl die für die Überlandleitungen als auch die vor Ort wie die Zittauer Stadtwerke – und Stromhändler.

Wann wird mein Stromzähler gewechselt?

Das steht noch nicht fest. Es gibt noch nicht einmal eine ausreichende Anzahl vom Bund zertifizierter Anbieter für die neuen Stromzähler und geprüfter Varianten für die Übertragung der Daten. Stadtwerkechef Matthias Hänsch rechnet aber damit, dass es noch 2017 so weit sein wird und die Stadtwerke dann noch in diesem Jahr die ersten Stromzähler austauschen. „So richtig losgehen wird es aber erst 2018“, sagt er. Auf alle Fälle werden die Hausbesitzer, Mieter und Firmen mehrere Monate vor dem Wechsel einen Brief mit der Ankündigung bekommen. Später kommt dann ein Schreiben mit dem konkreten Termin für den Austausch.

Was kostet mich der neue Stromzähler?

Im Gesetz stehen – abhängig vom Verbrauch und dem dafür nötigen Zähler – Obergrenzen dafür, wie viel ein Gerät maximal kosten darf. Diese Summe müssen die Netzbetreiber aufbringen, die sie aber wie schon bei den analogen Zählern auf die Kunden umlegen. Stadtwerkechef Matthias Hänsch geht davon aus, dass ein normaler Haushalt mit reichlich drei Euro mehr pro Monat rechnen muss. Selber zahlen müssen Hausbesitzer, Vermieter und Firmen aber die kleinen Schränke, in denen die Stromzähler stecken, wenn diese noch nicht der aktuellen Norm entsprechen.

Auf der anderen Seite können die Verbraucher durch die exakten Anzeigen der Geräte Stromfresser besser identifizieren und dadurch mehr als die drei Euro sparen. Zudem wird es wie beim Onlinebanking möglich, dass die Kommunikation mit dem Versorger und die Abrechnung nur noch über das Netz stattfinden. Auch das spart Kosten, die der Versorger nicht mehr umlegen muss. Ein Szenario für die Zukunft ist sogar, dass spezielle Angebote entwickelt werden, bei denen Strom in abnehmerschwachen Zeiten günstiger und in abnehmerstarken Zeiten wie zum Beispiel wochentags zwischen 17 und 19 Uhr teurer ist. Vorstellbar ist auch, dass der Stromversorger eines Tages im Gegenzug zu Preisnachlässen Elektrogeräte beim Endkunden zu Hause in den Zeiten über Fernbedienung zuschaltet, in denen generell wenig Strom abgenommen wird. In diesem Fall würde der Versorger also nicht nur Daten bekommen, sondern in die Gegenrichtung auf die Geräte zugreifen.