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Warum das Hexenfeuer Eintritt kostet

Dem Kühlhaus in Weinhübel gelingt es nicht mehr, nur mit Getränkeverkauf alle Kosten zu decken. Damit steht es nicht allein.

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© Jörg Gläscher/Robert Bosch Stiftung

Von Ingo Kramer

Nein, jammern will Danilo Kuscher nicht. „Aber die Zeiten, in denen wir mit dem Hexenfeuer Geld verdient haben, sind leider vorbei“, sagt der Vereinsvorsitzende vom Weinhübler Kühlhaus. In den Anfangsjahren wusste der Verein noch nicht, ob denn viele Gäste kommen werden. So steckte er noch keinen riesigen Aufwand in das Fest. „Da hatten wir am Ende tatsächlich mal 12 000 Euro Gewinn“, sagt er. Reich sei davon trotzdem niemand geworden, denn das Geld wurde nicht etwa an die Helfer ausgezahlt: „Stattdessen hat uns das damals als Verein finanziell übers Jahr getragen“, erinnert er sich.

Inzwischen ist alles anders: Jedes Jahr am 30. April organisiert das Kühlhaus ein aufwendiges kulturelles Gesamtpaket mit enormem technischen und künstlerischen Aufwand. Dazu gehören zwei Bühnen mit sechs Bands beziehungsweise DJs, dazu Beleuchtungskonzept, Visualisierung, Familienfeuer mit Kurzfilmkino, Siebdruckstand, Bastelecke, Knüppelkuchen und vieles mehr. Das alles kostet Geld. Dazu kommen die gestiegenen Anforderungen: „Laut Sicherheitsschlüssel müssen wir pro hundert Gäste einen Security-Mitarbeiter stellen, also etwa 16 Sicherheitsleute über fast zwölf Stunden Veranstaltungsdauer.“ Geregelt ist das über die sächsische Versammlungsstättenverordnung. Es ist also keine Auflage der Stadt oder von sonst irgendwem, „sondern an und für sich eine sinnvolle Sache“, wie auch Danilo Kuscher selbst findet. Nicht behördliche Auflagen seien also das Problem, sondern schlichtweg gestiegene Kosten. Und seit die Security-Leute Mindestlohn erhalten, sind deren Preise noch einmal um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Für das Kühlhaus heißt all das im Umkehrschluss: „Trotz so vieler Gäste verschlingt der kulturelle Aufwand inzwischen die gesamten Einnahmen.“ Der Verein ist auf jeden Euro an Getränkeeinnahmen angewiesen. Darum funktioniert es nicht, wenn die Gäste ihre eigenen Getränke mitbringen. „Wir hatten sogar schon 2 000 Gäste und trotzdem 3 000 Euro Minus“, sagt Danilo Kuscher. Für den Verein gab es in diesem Jahr folglich zwei Möglichkeiten: Das Kulturprogramm deutlich abspecken oder erstmals Eintritt verlangen. Ersteres wollten die Organisatoren nicht: „Das Hexenfeuer am Kühlhaus ist ja ursprünglich aus dem Gedanken entstanden, es besser zu machen und eine Alternative anzubieten zu den Feuern, die nur aus einem Scheiterhaufen, einem Bierwagen und Konservenmusik bestehen.“

Also kostet das Ganze am Sonntag erstmals drei Euro Eintritt. Besucher unter 16 Jahren kommen aber weiter kostenlos rein. Und dazu gibt es eine kleine Namensänderung: „Walpurgiszauber – Hexenfeuer am Kühlhaus“ heißt die Veranstaltung künftig. „Über den Namen wollen wir ebenfalls versuchen, den kulturellen Anspruch etwas mehr zu transportieren und den Unterschied zu sonstigen Feuern, die manchmal eher Saufgelage sind, zu vermitteln“, so Danilo Kuscher.

Damit steht das Kühlhaus nicht ganz allein da. Im Helenenbad, wo es neben dem Feuer eine Hüpfburg, Kinderfahrspaß, Knüppelkuchenteig und Gastronomie gibt, zahlen Besucher ab 13 Jahren schon seit Jahren 1,50 Euro Eintritt. „Davon können wir Kosten wie Gema, Genehmigungen, Licht und Toiletten abdecken“, sagt Fabian Brückner vom AUR-Verein. Auch beim Rosenhof kommt seit Jahren kein Gast kostenlos rein. Wolfgang Knauber bezeichnet es aber nicht als Eintritt, sondern als Mindestumtausch: „Die Leute geben sechs Euro, dafür erhalten sie Wertmarken, die sie für Getränke oder Essen einsetzen können.“ Die sechs Euro bleiben dieses Jahr konstant. Das Geld sei wichtig, um die Unkosten zu decken, erklärt Knauber. 16 Uhr geht es los, außer Feuer, Essen und Getränken gibt es Musik von einem DJ sowie eine Tanzvorführung. „So ähnlich war es in den anderen Jahren auch“, sagt Knauber.

Beim Kühlhaus gibt es keine Wertmarken, dafür aber ein deutlich umfangreicheres Programm. Ab 17 Uhr starten Familienfeuer und Kinderprogramm mit Knüppelkuchen und Bastelecke. 21 Uhr wird das Hauptfeuer angezündet, dazu gibt es eine Feuershow der Jugendgruppe des Cyrkus-Ladens. Ab 21 Uhr spielen zwei Bands live auf der Rampe: Wedge aus Berlin und Pool aus Hamburg. In der Maschinenhalle geht es 22 Uhr los mit vier DJs. Wer rein will, muss – im Gegensatz zu den Vorjahren – nichts extra zahlen. „Mit den drei Euro ist alles abgegolten“, sagt Danilo Kuscher.

Hexenfeuer im Stadtgebiet

Helenenbad: 17 Uhr

Berzdorfer See, Deutsch Ossig, Carari: 20 Uhr

Rosenhof, Wiese: 16 Uhr

Klingewalde, Lagerplatz, alte Ziegelei: 18 Uhr

Schießsportanlage Weinhübel: 17 Uhr

Sonnenland Feldmühlgraben: 17 Uhr

Dorfteich Schlauroth, Festwiese: 18 Uhr

Klein Neundorf, Am Schafberg: 18 Uhr

Ludwigsdorf Hotel „Dein Gutshof“: 19 Uhr

Kühlhaus Weinhübel: ab 17 Uhr Kinderprogramm, ab 21 Uhr Hauptfeuer

Festwiese Hagenwerder: 18 Uhr

Sandgrube/Sandweg, Kunnerwitz: 18 Uhr