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Warum braucht Liegau eine neue Schule?

Förder- und Grundschüler sollen unter einem Dach lernen. Die SZ sprach mit Schulleiter Matthias Dieter.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Liegau. Die Förderschule Kleinwachau und die Grundschule in Liegau-Augustusbad wollen ein im Freistaat Sachsen einzigartiges Projekt wagen. Sie planen ein gemeinsames Schulhaus. Die Förderschule Kleinwachau feiert am Sonnabend ihr 25-jähriges Jubiläum und möchte an dem Tag vor allem auch über das Projekt informieren. Die SZ sprach bereits vorab mit Matthias Dieter, dem Leiter der Förderschule. Er erklärt, welche Erwartungen an das Projekt gestellt sind.

Herr Dieter, die Förderschule und die Liegauer Grundschule kommen bisher gut alleine klar. Weshalb sollen sie zusammengehen?

Also um es gleich vorwegzuschicken. Auch wenn wir wie geplant in ein Haus ziehen, bleiben die Grund- und die Förderschule weiterhin zwei eigenständige Einrichtungen nur eben unter einem Dach.

Umso mehr stellt sich die Frage, warum der ganze Aufwand?

Aus meiner Sicht gibt es mehrere Gründe dafür. Angefangen hat alles mit der Suche nach geeigneten Räumen für den Sportunterricht der Grundschule. Unsere Turnhalle ist sehr klein und die Grundschule hat überhaupt keine. So kamen die ersten Ideen auf, einen Neubau zu planen. Dann ist aber auch das Gebäude der Grundschule in die Jahre gekommen. Es ist zu klein, müsste saniert werden, ist nicht erweiterbar und barrierefrei ist es auch nicht. Daraus ergab sich dann die Schlussfolgerung mit der Turnhalle gleich ein gemeinsames Schulhaus für die Grundschule zu schaffen.

Über allem steht immer die Frage. Wer bezahlt das Ganze?

Da es ein Neubau der Grundschule ist und dafür Radeberg zuständig ist, wird die Stadt auch für die Finanzierung sorgen. Sicher wird das nur in Verbindung mit Fördermitteln gehen. Der Stadtrat hat dem Projekt ja bereits zugestimmt, jetzt muss das Vorhaben noch im Haushalt von Radeberg eingeplant werden. Und das geht sicher nur mit Fördermitteln. Wir vom Epilepsiezentrum Kleinwachau stellen das Grundstück zur Verfügung.

Also startet man das Projekt rein aus baulichen Erwägungen?

Nein, das ist nur die eine Seite. Noch wichtiger ist für mich die Zusammenarbeit der Schulen, die unter einem Dach noch besser funktionieren wird. Bereits jetzt gibt es Projekte miteinander. Gerade erst gestern haben einige Grundschüler und Förderschüler gemeinsam ihre Ideen zum gemeinsamen Schulgebäude auf Papier gebracht. Vor kurzem haben wir auch ein Zirkusprojekt organisiert. Schüler beider Einrichtungen fertigten Kostüme zusammen an, probten gemeinsam und standen dann auch zusammen auf der Bühne. Das wollen wir ausbauen. Es geht darum, dass die Begegnung der Schüler beider Einrichtungen zur ganz normalen Sache wird.

Wird Unterricht zusammengelegt?

Noch einmal: Beide Schulen bleiben eigenständig und damit wird es weiterhin zwei unterschiedliche Lehrpläne geben. An der Qualität des Unterrichts ändert sich also nichts. Nur in den Fächern Kunst, Sport und Werken können wir uns eine engere Zusammenarbeit vorstellen. Es gibt kein Dogma, wenn es soweit ist, müssen wir Schritt für Schritt vorgehen und sehen, was möglich ist. Mit Alexandra Baumgärtel, der Schulleiterin der Liegauer Grundschule, haben wir eine wirklich starke Partnerin. Uns allen ist wichtig, die Schüler, die Eltern und die Kollegen bei dem Projekt mitzunehmen.

Wie sehen Eltern die Pläne?

Es gibt viel Zustimmung. Natürlich sind bei einigen auch Bedenken dabei. Eltern fragen sich, ob dann noch das Leistungsniveau herrscht, wie an anderen Grundschulen auch. Das wird so sein. Der Lehrplan bleibt wie gesagt der gleiche wie an anderen Grundschulen auch.

Wer jetzt noch Fragen hat. Wo kann er sich informieren?

Informationen aus erster Hand gibt es am Sonnabend beim Tag der offenen Tür im Epilepsiezentrum Kleinwachau. Um 10 Uhr geht es los. Das Ende ist gegen 16 Uhr vorgesehen. Dabei werden wir alle gemeinsam die Pläne vorstellen: Alexandra Baumgärtel, der Architekt Detlef Dauphin und auch ich. Und natürlich werden wir auch Fragen beantworten. Die Förderschule feiert an diesem Tag ja auch das 25-jährige Jubiläum. Besucher können sich in den Räumen umschauen, es gibt Führungen und auch offenen Unterricht. Das Schülercafé Brasil ist geöffnet. So können sich Eltern beispielsweise ein genaues Bild von unserer Einrichtung machen.

Was passiert beim Tag oder offenen Tür sonst noch.

Die Besucher können sich sowohl im Fachkrankenhaus, in der Werkstatt und auch im Wohnbereich umschauen. Im Krankenhaus wird beispielsweise das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderung vorgestellt in dem Mediziner unterschiedlichster Fachrichtungen zusammenarbeiten. Um 13 Uhr beginnt ein Vortrag von Dr. Thomas Mayer, Chefarzt Epilepsiezentrum Kleinwachau, unter dem Thema: „Epilepsie - was ist das genau?“ Anschließend beantwortet er Fragen. In der Werkstatt kann jeder sein Geschick beim Bauen mit Holz unter Beweis stellen und auch der Werksverkauf mit Produkten aus eigener Herstellung ist geöffnet. Im Wiesenhaus kann jeder einen Blick in die Kinder- und Jugendwohngruppe werfen. Um 15 Uhr ist ein Konzert mit dem „Reggaehasen Boooo“ mit Musik von Yellow Umbrella geplant. Ein kostenloses Mittagessen ist außerdem vorgesehen.