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Warum Alleinerziehende keinen Job finden

436 Frauen und 25 Männer in der Region erziehen ihre Kinder allein.Obwohl die meisten eine Ausbildung haben und Unternehmen sie brauchen, leben sie von Hartz-IV.

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Von Peggy Zill

Bisher hat die alleinerziehende Mutter beim Landratsamt in Döbeln gearbeitet. Beruf und Familie hat sie problemlos unter einen Hut bekommen. Doch dann ist ihre Abteilung nach Freiberg gezogen. „Jetzt bin ich ständig am Jonglieren“, beschreibt sie ihre Situation. Angst hat sie besonders vorm Winter, wenn die Fahrtzeiten noch länger werden und sie es vielleicht nicht schafft, ihre Tochter vom Hort abzuholen. „Ich arbeite schon jetzt über zehn Stunden, um ein Polster aufzubauen. Das geht aber nur, wenn mein Kind Ferien hat oder von der Oma betreut wird. Für uns ist das eine Dauerbelastung.“ Ihren Arbeitgeber würde das nicht interessieren. Lediglich eine Teilzeitbeschäftigung sei ihr angeboten worden. Was aber weniger Lohn bedeutet. Das bemängelt die Frau in einer Umfrage, die die Döbelner Netzwerkstelle „Rückenwind“ durchgeführt hat. Keine ausreichende Kinderbetreuung oder fehlende Berufserfahrung geben die Frauen außerdem häufig als Grund dafür an, warum sie keine Arbeit finden.

Aktuell gibt es 436 Frauen und 25 Männer im Altkreis Döbeln, die Hartz-IV bekommen. Die meisten von ihnen haben einen Schulabschluss und fast 300 auch eine abgeschlossene Ausbildung. „13 sind Kranken- oder Altenpfleger. Für die müsste es eigentlich sofort eine Arbeit geben“, sagt Annett Voigtländer vom Jobcenter in Döbeln. Es würde ihr richtig weh tun, diese Zahlen zu sehen. „Wir können auf niemanden mehr verzichten“, sagt Voigtländer. Um Ausbildungsstellen zu besetzen, sollten zum Beispiel Teilzeitausbildungen angeboten werden. „Aber das ist leider noch nicht weit verbreitet.“ Jetzt sei die Zeit aber günstig, dass sich die Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels damit beschäftigen müssen. Wie Yvonne Mitterer von der Netzwerkstelle für Alleinerziehende sagt, sei der Druck offenbar noch nicht groß genug, dass Firmen sich auf Alleinerziehende einlassen. Ein positives Beispiel ist Autoliv. Hier wurde eine Familienschicht eingeführt. Wenn zum Beispiel Vater und Mutter im Unternehmen arbeiten, liegt zwischen ihren Schichten eine Stunde. „Damit das Kind quasi nicht auf dem Parkplatz übergeben werden muss“, erklärt Mitterer. Ansonsten würde sich für diese Zielgruppe noch nicht viel tun. Das will die Netzwerkstelle „Rückenwind“ mit ihren Partnern ändern. Bei der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt wird zum Beispiel gerade überlegt, ob ältere Bewohner eine Art Patenschaft für Kinder übernehmen könnten. Außerdem gibt es seit Sommer dort eine Selbsthilfegruppe.

Kontakt Rückenwind: Tel. 03431 6081281