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Warten auf den Reifenwechsel

Die ersten kalten Nächte haben Autofahrer wachgerüttelt: In den Werkstätten in der Region klingeln die Telefone heiß.

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© André Schulze

Von Rita Seyfert und Carla Mattern

Als Frank Kühn im Radio hört, dass es schneien soll, tippt er gleich die Nummer seiner Werkstatt Pneuhage ins Handy. Der Vielfahrer ist täglich etwa 250 Kilometer mit dem Auto unterwegs. „Da will ich auf Schnee und Eis vorbereitet sein“, sagt er. Eine Woche muss der Stammkunde aus Kodersdorf auf einen Termin warten. Nun ist er froh, dass sein Auto für die kalte Jahreszeit gerüstet ist.

Nach dem ersten Schnee vor einigen Tagen hat der Ansturm auf die Görlitzer Reifenfachfirmen und Werkstätten begonnen. „Reifen Tripke“ in der Zittauer Straße in Görlitz ist gar schon bis November ausgebucht. „So holterdiepolter haben wir keine Termine mehr“, sagt Mitarbeiterin Manuela Hartmann. Bei Reifen Tripke in Niesky machen zurzeit alle für den Reifenservice zuständigen Mitarbeiter Doppelschichten, sagt Hansjoachim Tripke. „Der erste Schnee war für uns gut, da kommen schon einige Kunden“, sagt er. Wer sich heute wegen des Reifenwechsels meldet, bekomme einen Termin spätestens bis Ende kommende Woche, so Hansjoachim Tripke. Etwa seit 14 Tagen kommen auch die Kunden beim Rietschener Autohaus von Maria Meier zum Reifenwechsel. Heute werden Termine für nächste Woche vergeben, sagt die Inhaberin. „Die meisten Kunden haben ihre Winterräder bei uns eingelagert“, sagt Maria Meier.

„O bis O“, so lautet die Regel, nach der Fahrzeuge von Oktober bis Ostern mit Winterreifen bestückt sein sollten. Das sei aber nur als Richtlinie zu verstehen, sagt der Innendienstleiter des bundesweiten Reifenfachbetriebes Pneuhage Reifendienste, Manfred Scholz. Das Wetter sei entscheidend. Wenn die Temperaturen unter sieben Grad Celsius sinken, wird der Sommerreifen zu hart. Das Reifenprofil reicht nicht mehr aus. Der Bremsweg verlängert sich. Neben Profil und Grip ist vor allem die Gummimischung entscheidend. Die chemische Verbindung Silica, auch als Kieselsäure bekannt, sorgt dafür, dass ein Winterreifen bei Temperaturen im Minusbereich seine Elastizität bewahrt. Dank der weicheren Zusammensetzung bleibe der Gummi griffig, sagen Reifen-Experten.

Je nachdem, ob Kunden ihre Reifen in der Werkstatt einlagern lassen oder im Kofferraum mitbringen, dauert das Wechseln zwischen 15 und 30 Minuten. Fast doppelt so viel Zeit nimmt der Tausch von Pneus mit dem neuen Reifenluftdruckkontrollsystem in Anspruch, da zusätzlich Sensoren in die Felgen gebaut werden müssen. „Das ist seit diesem Jahr Pflicht“, erklärt Reifen-Verkäuferin Manuela Hartmann von Reifen Tripke in Görlitz.

Zum Wuchten der Reifen rät Pneuhage-Kollege Scholz bei jedem Wechsel. Das Profil sollte über der gesetzlichen Mindestanforderung von 1,6 Millimetern liegen. Der ADAC empfiehlt sogar, Sommerreifen spätestens bei zwei und Winterreifen bei vier Millimetern zu wechseln. Vom Ganzjahresreifen rät Manfred Scholz eher ab: „Das ist immer ein Kompromiss“, sagt er. Allwetterreifen erfüllen weder die Norm im Sommer noch im Winter. Entscheidend sei die Höhenlage. Im Zittauer Gebirge würden die „Alleskönner“ möglicherweise versagen. Wobei ein Auto mit Allrad-Antrieb vermutlich auch mit Sommerreifen einen verschneiten Berg hochkomme. Seine Empfehlung für die hiesige Region geht jedoch zum Winter-Pneu. Gesetzlich sind Autofahrer damit jedenfalls auf der richtigen Seite. Denn seit Dezember 2010 gibt es in Deutschland eine Winterreifenpflicht. Das bestätigte die Görlitzer Polizeidirektion. „Bei Glatteis, Schneematsch, Eis und Reifglätte sind Pneus mit dem M+S-Symbol vorgeschrieben“, erklärt Polizeisprecher Thomas Knaup.