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Warten auf das Cannabisbier

Saupsdorfs Kräuterbaude beschreitet neue Wege, die auch nach Tschechien führen. Aber das stößt mitunter an Grenzen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Saupsdorf. Immer mal etwas Neues ausprobieren. Dafür ist Heiko Hesse von der Kräuterbaude Am Wald in Saupsdorf bekannt. Der umtriebige Wirt hat gemeinsam mit seiner Frau in den letzten Jahren so einiges angeschoben, um den Tourismus in der Hinteren Sächsischen Schweiz voranzubringen und um natürlich auch selbst Gäste ins Haus zu holen. „Wenn man sich nicht selbst kümmert und sich mal etwas Neues einfallen lässt, wird das nichts“, sagt er. Und so bietet er zum Beispiel geführte thematische Wanderungen an, zum Beispiel zur Hirschbrunft. Seine Frau hat sich auf Angebote rund um Kräuter spezialisiert. Und jetzt soll die Zusammenarbeit mit tschechischen Partnern ausgebaut werden. Einige Touren von Hesse führten bislang auch schon ins nahe gelegene tschechische Wandergebiet der Böhmischen Schweiz. Nun plant er noch mehr. „Ich knüpfe auf verschiedenen Ebenen Kontakte nach Tschechien, um so die Zusammenarbeit durch verschiedene Angebote anzurkurbeln“, sagt Heiko Hesse. Aus seiner Sicht sei es schon länger an der Zeit, im Tourismusgewerbe grenzüberschreitend zu denken und das auch zu praktizieren. Immerhin kämen viele Wanderer aus Tschechien in die Sächsische Schweiz. Und so könnte es eben auch umgekehrt funktionieren.

Schon länger hält er zum Beispiel Kontakte zum Kirnitzsch-Brauhaus in Krasna Lipa (Schönlinde). Das dort gebraute Falkenstejn-Bier verkauft sich gut in der Kräuterbaude. Und auch zur jüngsten Museumsnacht in Sebnitz war es gefragt. Auch Honigbier oder Lindenblütenbier hatte er von dort schon im Angebot. Mit dem Ziel, den Kunden und Gästen eben auch mal etwas anderes anzubieten. Jetzt sollte noch Cannabisbier hinzu kommen. „Ich war mit etwas unsicher, deshalb habe ich im Landratsamt und in der Landesanstalt für Gesundheit und Veterinärwesen nachgefragt, ob man irgendwelche Genehmigungen benötigt. Alle erforderlichen Unterlagen hatte ich eingereicht“, sagt der Wirt. Dann ging eine Weile alles Hin und Her. Heiko Hesse war wohl zu vorsichtig und hat es sich damit zu schwer gemacht. Denn er hätte niemanden fragen müssen.

Eine Nachfrage der SZ beim Landratsamt in Pirna hat ergeben, dass ein Gastwirt, der eine neue Biersorte ausschenken möchte, sich das nicht genehmigen lassen muss. Da gebe es auch bei bestimmten Sorten keine Ausnahmen. Der Hersteller sei verantwortlich, dass er gesetzeskonforme Lebensmittel in den Handel bringe. Der Wirt könne sich nur auf die Angaben des Herstellers verlassen. Beachtet werden müssten die nationalen Besonderheiten, in dem Falle wäre dies das Deutsche Reinheitsgebot, sagt Benita Plischke, Amtsleiterin für Verbraucherschutz im Landratsamt.

So dürfe Cannabisbier in Deutschland nur als Biermischgetränk in den Handel gebracht werden. Also doch noch Hoffnung für den Wirt. Bis bei ihm Cannabisbier aus dem Zapfhahn läuft, arbeitet er an seinen anderen grenzüberschreitenden Engagements. Dafür hat er sich unten anderem mit den Bürgermeistern von Krasna Lipa und Jetrichovice (Dittersbach) getroffen und unterhält enge Kontakte zur Jiri Rak, dem Chef des Tourismusverbandes Böhmische Schweiz. Auch die Zusammenarbeit mit dem Hotel Zamecek in Rynartice (Rennersdorf) ist bereits beschlossene Sache.

Darüber hinaus bietet Heiko Hesse ab 2017 grenzüberschreitende Wanderungen mit Übernachtung im Ferienkomplex Balzhütten bei Jetrichovice an. Er selbst werde die Bungalows an der Kräuterbaude weiter sanieren, um tschechischen Touristen eine preiswerte Unterkunft zu ermöglichen. Seine Kontakte zu Jiri Rak kommen ihm da zugute. Denn der Tourismusverbandschef bietet auch organisierte Tagestouren in die Sächsische Schweiz an. „Es sollte ein Geben und Nehmen sein, um grenzüberschreitend einiges anzukurbeln“, sagt Kräuterbaudenwirt Heiko Hesse. Und die Idee mit dem Cannabis-Bier will er jetzt auf jeden Fall noch einmal aufgreifen.