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Warnung vorm Wasser

Was die Anwohner aus ihren Brunnen pumpen, kann nicht sorglos verwendet werden – und das wird noch lange so bleiben.

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© Lutz Weidler

Von Eric Weser

Wülknitz. Viel ist nicht los in der Kleingartensparte, trotz des schönen Wetters. Rainer Schob ist einer der Wenigen, die vor ihren Lauben werkeln. Der 69-Jährige hat einen neuen Pavillon gekauft, den er jetzt zusammenbaut. Gleich daneben verläuft ein Rohr in die Erde. Ein Brunnen, aus dem der Wülknitzer mitunter Grundwasser für seinen Garten zapft. Doch abgesehen vom Blumengießen nutze er das Wasser nicht, sagt der Rentner. Und das hat Gründe.

„In der Gemeinde Wülknitz besteht eine großräumige Grundwasserverunreinigung“, hat das Meißner Landratsamt vor Kurzem in seinem Amtsblatt informiert. Nicht die erste Warnung dieser Art. Seit Jahren weist die Behörde darauf hin, Wasser aus Wülknitzer Hausbrunnen nicht als Trinkwasser zu verwenden. Also auch nicht zur Körperpflege, zur Geschirrreinigung oder zum Wäschewaschen. Denn: „Trinkwasserqualität muss nicht nur Wasser haben, das tatsächlich getrunken wird“ oder bei der Essenszubereitung zum Einsatz kommt. Auch das Wasser für Plansch- und Schwimmbecken oder solches, das zum Bewässern von Obst und Gemüse genutzt wird, braucht eine gewisse Güte.

Die hat das Grundwasser in Wülknitz allerdings nicht. Ursache sind gesundheitsgefährdende Chemikalien, die einst aus dem alten Imprägnierwerk und dem ehemaligen Oberbauwerk der Bahn ins Wülknitzer Erdreich gelangt sind.

Nach wie vor werden diese Stoffe dort nachgewiesen: Die letzte Grundwasser-Untersuchung habe 2015 stattgefunden, so Kreisumweltamts-Leiter Peter Jönsson. „Dabei wurde insbesondere wiederum der Schadstoff PAK mit hohen Gehalten festgestellt. Dieser Schadstoff ist typisch für alte Imprägnierwerke.“ Hinter der Abkürzung PAK verbergen sich sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung besitzen die Stoffe gesundheitsgefährliche Eigenschaften, teils sind sie nachweislich krebserzeugend.

Teure Analyse

Im Wülknitzer Grundwasser seien die PAK-Grenzwerte „erheblich“ überschritten, so das Kreisumweltamt. Welches Gebiet wie stark von der gefährlichen Verschmutzung betroffen ist, kann die Behörde allerdings nicht genau sagen. Der Bereich sei allgemein gefasst, da „flächendeckende Aussagen zum Kontaminationsgrad des Grundwassers für die gesamte Ortslage nicht vorliegen“. Als Kerngebiet könnten die Altstandorte und der unmittelbare Bereich darum bezeichnet werden.

Anwohnern, die Klarheit über ihr Brunnenwasser haben wollen, rät der Landkreis zu einer Wasseranalyse in einem spezialisierten Labor. Das kostet allerdings: Aus einem Dresdner Umweltinstitut heißt es, dass man 100 bis 600 Euro einplanen müsse, je nach Analyseumfang.

Langfristig werde sich die Grundwasserqualität in Wülknitz verbessern, so das Kreisumweltamt. Die aufwendige Bodensanierung und der natürliche Schadstoffabbau hätten eine Trendumkehr bei der Grundwasserqualität zur Folge, so Umweltamts-Leiter Peter Jönsson. Das könne aber „mehrere Jahrzehnte dauern“.

Rainer Schob, der seinen Brunnen Anfang der 1970er gebaut hat, ist nach eigenen Angaben von Anfang an vorsichtig gewesen mit dem Grundwasser. In seinen Garten-Badepool fülle er neun Kubikmeter aus der Trinkwasserleitung. „Das kann ich mir gerade noch leisten“, scherzt der Rentner. Fürs Wässern seiner Tomatenpflanzen nutze er zum Beispiel Regenwasser, das er übers Dach seiner Gartenlaube auffängt. „Jetzt soll’s ja wieder regnen“, sagt er und rückt die fast leere Regentonne unters Fallrohr. Das Gute kommt eben von oben.