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War der Mord im Bistro eine Beziehungstat?

Am kommenden Mittwoch beginnt der Prozess am Landgericht. Eine Frau soll der Grund für die tödlichen Schüsse auf Jamal Al Mortada gewesen sein.

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Von Peggy Zill

Mit drei Schüssen in Herz, Hals und Rachen wurde der 42-jährige Jamal Al Mortada am 1. November 2011 in seinem Bistro „Aladin“ in Döbeln erschossen. Der Täter war maskiert und konnte flüchten. Im März nahm die Polizei einen Tatverdächtigen fest: Ayman Eskan M. Dem Iraker wird ab 29. August der Prozess am Landgericht Chemnitz gemacht. Laut Gerichtssprecher Thomas Mrodzinsky soll der Angeklagte die Tat nicht allein geplant haben. Der Komplize, gegen den ebenfalls ein Haftbefehl vorliegt und der mit dem M. gut befreundet sein soll, ist aber weiterhin auf der Flucht. Er soll vor einigen Wochen in den Irak gereist sein. Mit diesem Mann soll der Angeklagte Wochen vorher den Entschluss gefasst haben, Jamal Al Mortada im „arbeitsteiligen Zusammenwirken zu töten“, wie es Mrodzinsky beschreibt.

Affäre mit Freundin gehabt

Offenbar handelt es sich um eine Beziehungstat. Opfer und der flüchtige Iraker haben sich um eine Frau gestritten, die eigentlich mit dem Opfer liiert war, wohl aber auch eine Affäre mit dem Iraker hatte.

Außerdem hatten die beiden Männer geschäftlich miteinander zu tun. Nachdem Jamal Al Mortada sein Bistro eröffnet hatte, gab er seinen Autohandel an der Zschepplitzer Straße an den Iraker ab. Auch da soll es Ärger gegeben haben. Der seit März in Untersuchungshaft sitzende 32-Jährige habe dann ein bis zwei Wochen vor der Tat die Waffe, eine Ceska 85, Kaliber 9 Millimeter, samt Munition in Tschechien besorgt. Am Abend des 1. November sei dann zunächst der Komplize ins Bistro gegangen, um sich zu vergewissern, dass Mortada auch da ist. Während M. geschossen haben soll, wartete der Komplize nicht weit entfernt in einem Fiat Punto. In diesem Fiat wurde später die Wollmütze gefunden, die der Täter getragen haben soll: mit DNA-Spuren des Angeklagten und Schmauchspuren. Die Tatwaffe entdeckte die Polizei wenige Tage nach dem Mord in der Mulde.

Mehr als 40 Zeugen geladen

Am 13. März gab es dann an mehreren Stellen in Döbeln Razzien. In einer Wohnung an der Bahnhofstraße wurde schließlich der Verdächtige festgenommen. Eigentlicher Mieter ist der flüchtige Komplize.

Da der Verdächtige den Mord bestreitet und es keine direkten Zeugen gibt, die ihn als Täter identifizieren konnten, steht ein Indizienprozess bevor. Mehr als 40 Zeugen und Sachverständige sollen an zehn Verhandlungstagen bis Ende November gehört werden, wie der Sprecher des Landgerichts mitteilte. Am ersten Verhandlungstag bekommt der Angeklagte die Möglichkeit, sich zu äußern. Sein Verteidiger Enrico Brand aus Waldheim kündigte an, dass der Angeklagte aussagen wird. „Er sagt aber weiterhin, dass er damit nichts zu tun hat“, so Brand. Der Verteidiger hatte einen Antrag gestellt, dass der mutmaßliche Komplize als Zeuge auftreten soll. Damit wollte er erreichen, dass die Staatsanwaltschaft sich anstrengt, ihn zu finden. Außerdem will er Sachverständige hören, die erklären können, wie DNA-Spuren an eine Mütze kommen. Ebenfalls aussagen soll die Angestellte des Bistros. Sie ist die einzige direkte Zeugin der Tat.

Ein weiterer wichtiger Zeuge ist ein Bewohner des Döbelner Asylbewerberheims. Der soll bei der Polizei ausgesagt haben, dass Ayman Eskan M. am Abend der Tat aufgewühlt ins Heim gekommen sei und aus dem Fenster geschaut habe, ob ihm jemand gefolgt sei. Danach habe M. den Asylbewerber aufgefordert, mit ihm in die Spielothek zu gehen.