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Wann verschwindet die Ruine?

Nicht nur die Anwohner des seit 25 Jahre leer stehenden Hauses auf der Kamenzer Nordstraße hoffen es. Die aber besonders.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. SZ-Leserin Jutta Schaetzler versteht es nicht. „Wieso kann in Kamenz ein Grundstück mehr als 25 Jahre lang einfach so dem Verfall preisgegeben sein?“ Ihr Haus steht direkt neben der Nordstraße 21. Nach den jüngsten Anfragen am Lesertelefon und den Antworten der Stadtverwaltung, haben die Anwohner mit den Kopf geschüttelt. „Es sollen keine Putzteile auf dem Fußweg liegen? Doch, man sieht sie im hochgewachsenen Unkraut nur nicht.“ Im Grunde sei an dieser Stelle tatsächlich keine „Gefahr im Verzug“, aber nur, weil kein Mensch durch das Gestrüpp laufe, sondern den mittlerweile schmaler gewordenen, unbewachsenen Gehwegteil nutze. Jutta Schaetzler kann sich kaum noch erinnern, wann das Nachbarhaus überhaupt bewohnt war. Es ist ein Privatgrundstück, das seit Jahrzehnten verfällt. „Irgendwann ist mal ein neuer Dachstuhl draufgekommen, da dachten wir, dass es nun doch los geht. Aber Pustekuchen!“ Dachziegel wurden nie verlegt, seitdem verrottet auch der „neue“ Dachstuhl vor sich hin. Vom offenen Dach gehe selbstverständlich auch ein Nachteil für die Nachbarhäuser aus, meint Jutta Schaetzler. „Das Wasser zieht in unsere Keller und in die Erdgeschosse.“ Eigentlich habe man schon lange etwas am eigenen Haus machen müssen, aber was bringe es, wenn erst danach die Nummer 21 abgerissen werde, was ja neue Schäden nach sich ziehen könnte? Und überhaupt: Die Verwilderung des Grundstückes greife immer wieder auch nach den gepflegten Gemäuern in seinem Umfeld aus. „Wir haben viel mehr als andere Ratten und Marder.“

Das ist die Vorderseite der Nordstraße 21 in Kamenz: Unterm verfallenden Dachstuhl schrecken die toten Augen der Fensterfront ab. Nachbarin Jutta Schaetzler kann ihr Haus erst erneuern, wenn die nasse Ruine abgerissen ist.
Das ist die Vorderseite der Nordstraße 21 in Kamenz: Unterm verfallenden Dachstuhl schrecken die toten Augen der Fensterfront ab. Nachbarin Jutta Schaetzler kann ihr Haus erst erneuern, wenn die nasse Ruine abgerissen ist. © Matthias Schumann

Immer wieder habe es Kaufinteressenten gegeben, die sich aber offenbar mit den Eigentümern nicht einig geworden sind. Wie OB Roland Dantz auf Nachfrage der SZ bestätigt, gebe es demnächst ein Gespräch mit einem möglichen Erwerber aus der Stadt, der das Haus abreißen und die Fläche als Zufahrt und Parkfläche nutzen könnte. „Das wäre eine gute Lösung“, so Dantz. Mit der gewiss auch Jutta Schaetzler gern leben würde ...