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Wann darf gefahren werden?

Die Ampel in Niederfrauendorf sorgt für Verwirrung. Das ist nicht das einzige Problem.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Niederfrauendorf. Die Ampel in Niederfrauendorf erhitzt die Gemüter. Die einen finden sie gut, da sie die Unfallgefahr minimiere. Für andere ist sie eine Zumutung, weil man hier nur unnötig lange wartet. Anwohner wie Pendler können den Sinn nicht verstehen. Eigentlich wurde die Ampel aufgestellt, weil im Nachbarort Reinhardtsgrimma die Ortsdurchfahrt gebaut und abschnittsweise gesperrt wird. Doch viele finden, dass der Verkehr deshalb nicht zugenommen habe, weil die Baufahrzeuge offensichtlich über andere Straßen fahren. Abseits dieser Debatte gibt es aber noch eine zweite.

„Die Ampel sorgt für Verwirrung“, sagt Martin Walther. Der Oberfrauendorfer kommt hier täglich vorbei. Wenn er von seinem Heimatdorf auf die Kreuzung zufährt, wartet er auf Grün. Schaltet die Ampel um, fährt er bis zur Kreuzung vor und hält noch einmal, weil dort ein Stoppschild steht. Auch der Obercarsdorfer Fahrlehrer Marko Kästner, der hier mit seinen Schützlingen oft unterwegs ist, lässt diese so fahren. Es gibt aber nicht wenige Autofahrer, die da anderer Meinung sind. Das Stoppschild gilt für die offenbar nicht, sagt Walther. Das führt zu brenzligen Situationen. Er selbst sei an der Kreuzung schon mehrfach links überholt worden. Und Fahrlehrer Kästner fühlte sich schon einige Male bedrängt, weil die Autos hinter ihm sehr nah auffuhren. Um einen Auffahrunfall zu vermeiden, verlangte er von seinen Schützlingen, ohne Halt weiterzufahren.

Für den Fahrlehrer ist die rechtliche Situation klar. Und deshalb sieht er sich im Recht: „Normalerweise sind Vorfahrtsschilder und Ampel ortsgleich“, sagt Kästner. In solchen Fällen hebe eine im Betrieb befindliche Ampel das Verkehrszeichen auf. Das dürfte allgemein bekannt sein. In Niederfrauendorf ließ sich das offenbar aufgrund der Straßenenge nicht anders lösen, meint der Fahrlehrer. Dort stehen die Ampeln mehrere Meter von den Stoppschildern aus gesehen entfernt, von Oberfrauendorf aus sind es rund 15 Meter, von Reinhardtsgrimma kommend sogar 30 Meter. Aufgrund dieser Distanz hebe die Ampel das Stoppschild unmittelbar an der Kreuzung nicht auf. Das sieht auch das Landratsamt Pirna so, dass die Regelung erlassen hat. Auf eine entsprechende Anfrage erklärte Martina Aurich, die das Straßen- und Verkehrsamt im Landratsamt Pirna leitet, diese Frage mit einem kurzen und klaren Ja.

Es bleibt gefährlich

Für Markus Löffler, der beim ADAC in Dresden die Abteilung Umwelt, Verkehr und Technik leitet, ist die Antwort des Landratsamtes maßgeblich. Er könne aber auch die verstehen, die bei Grün ohne Stopp über die Kreuzung fahren. „Im besagten Fall handelt es sich um ein Provisorium“, sagt er. Deshalb könnten Autofahrer auch davon ausgehen, dass es gute Gründe gibt, die Ampel so und nicht direkt neben dem Schild aufzustellen. So könnte man auch die Pressemitteilung verstehen, die das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) vor der Inbetriebnahme der Ampel 2016 herausgegeben hat. Dort heißt es: „Der Knotenpunkt Staatsstraße 183/Staatsstraße 190 in Niederfrauendorf wird im Umleitungszeitraum mittels Baustellen-Lichtsignalanlage betrieben. Jede Fahrtrichtung wird einzeln freigegeben.“ Er rät jedem Autofahrer, sich an die Auslegung des Landratsamtes zu halten.

Ob mit oder ohne Ampel: Die Kreuzung in Niederfrauendorf gilt seit Längerem als ein gefährlicher Ort, weil die Autofahrer, die von den Stoppstraßen herankommen, den Verkehr auf der Hauptstraße schlecht einsehen können. Deshalb hat die Verkehrsunfallkommission im Kreis das Landesamt für Straßenbau und Verkehr beauftragt, Vorschläge zu machen, wie die Kreuzung sicherer gemacht werden könne.

Daran werde bereits gearbeitet, sagt Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert. Die Kreuzung werde „gegenwärtig planerisch betrachtet“. Dazu wird eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Diese sei zweistufig angelegt. Zunächst wolle das Lasuv kurzfristige Lösungen erarbeiten. Dabei gehe es zunächst darum, die Ampel optimal zu steuern. In der weiteren Untersuchung soll eine langfristige Lösung gefunden werden. Es sollen auch andere Standorte für die Ampel untersucht werden. Dabei werden nicht nur die Interessen der Autofahrer berücksichtigt, sondern auch die der Fußgänger.

Demnach können sich die Autofahrer darauf einstellen, dass Niederfrauendorf eine stationäre Ampel bekommt. Grund dafür dürfte die Auswertung des Verkehrsgeschehens aus dem Jahr 2015 sein. In diesem wurde die Kreuzung als Unfallhäufungsstelle eingestuft.