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Wann besiedeln wir den Mars?

Zwei Sebnitzer Gymnasiastinnen wollten es genau wissen und haben sich zwei Professoren eingeladen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Nur noch wenige Jahre, dann fliegen die ersten Menschen zum Mars und gründen dort eine Kolonie. Was ist daran Fiktion, was Realität? Nora Richter und Sophie Zachau, zwei Schülerinnen des Sebnitzer Goethe-Gymnasiums wollten es genauer wissen. Für eine große Facharbeit, die sie in der 11. Klasse schreiben müssen, haben die beiden 16-Jährigen am Donnerstag ein Junior-Science-Café an ihre Schule veranstaltet und sich dafür zwei ausgewiesene Experten eingeladen, um sie zu befragen. Experte Nummer eins: Professor Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin. Er erforscht vor allem die Oberfläche von Planeten. Die Kameras, die er mit seinen Kollegen baut, waren schon bei Mars-Missionen an Bord. Experte Nummer zwei: Professor Martin Tajmar, der an der TU Dresden Antriebssysteme für die Raumfahrt entwickelt.

Bis zum Mars zu fliegen, sei technisch lösbar, sagt Martin Tajmar von der TU Dresden. Die große Frage ist vielmehr, wie Menschen so weit draußen im Weltraum überleben können. Sie müssen vor der tödlichen Strahlung abgeschirmt werden. Ist das geschafft, wäre es keine Schwierigkeit, die richtigen Astronauten für die Mission zu finden, da sind sich die beiden Experten weitgehend einig. Weit komplizierter sei es für die Astronauten, die Situation psychologisch zu bewältigen. Sie müssen für Monate oder Jahre auf engstem Raum miteinander klarkommen. „Das kann eines der größten Probleme sein“, sagt Martin Tajmar. Vom Mars kann man nicht mal eben so nach Hause gehen.

Wie realistisch ist eine bemannte Marsmission nun tatsächlich? „Ich bin mir sicher, dass man irgendwann hinfliegt“, sagt Ralf Jaumann. Doch bevor die ersten Menschen auf dem Planeten landen können, muss eine Menge Material nach oben. Eine Rakete trägt nur ein begrenztes Gewicht, der Start ist aufgrund der Planetenkonstellation nur alle zwei Jahre möglich. Deshalb würde allein der Materialtransport seiner Einschätzung zufolge mindestens 20 Jahre in Anspruch nehmen. Mit welchem Eifer die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa das Projekt vorantreibt, hängt immer von der aktuellen Regierung der USA ab.

Martin Tajmar von der TU Dresden ist da deutlich euphorischer. Er verweist auf das private Raumfahrtunternehmen Space X. Die Firma entwickelt ihre eigenen Raketen und will schon im kommenden Jahr eine unbemannte Kapsel auf den Mars schicken. Den ersten bemannten Flug zum Mars hat Space X für 2025 angekündigt. Raketenforscher Tajmar hält das nicht für unrealistisch. Also: „Wenn wir Glück haben, werden wir es in den nächsten zehn Jahren erleben“, sagt er. Nach knapp zwei Stunden sind die Schülerinnen alle ihre Fragen losgeworden. Sie fand es so interessant, dass sie sich jetzt sogar vorstellen könnte, Physik zu studieren, statt Medizin, sagt Nora Richter zum Schluss. Sie und Sophie Zachau müssen jetzt noch eine schriftliche Arbeit über das ganze Projekt verfassen. Als das Thema Marskolonisation für sie feststand, haben sie im Netz nach Experten gesucht und die beiden Professoren einfach angemailt. Von der TU Dresden kam recht schnell die Zusage, bei Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin waren ein paar mehr Mails nötig. Dafür brachte der Planetenforscher den beiden dann aber je einen seiner dicken Bildbände mit exklusiven Fotos von der Marsoberfläche mit. „Weil ihr so nett penetrant wart“, wie er mit einem Augenzwinkern sagte. Medizin sei im Übrigen keine schlechte Studienwahl, Ärzte würden bei einer Marsmission auf jeden Fall gebraucht.