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Wanderung durchs Teichgebiet

Der Sumpfringwall in Biehla ist eine bedeutende archäologische Ausgrabungsstätte. Das brachte jetzt verschiedene Stellen auf eine gemeinsame Idee.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Schönteichen. Bei bewölktem Himmel und angenehmen 15 Grad versammelten sich am Sonnabendvormittag rund vierzig Wanderlustige, Naturfreunde und Interessierte an der Teichwirtschaft in Weißig. Bepackt mit Rucksack, Wanderschuhen und Fernglas galt es, so nah wie möglich an der Natur dran zu sein. Gemeinsam mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen, dem Museum der Westlausitz und der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen hatte der Sachsenforst zur Wanderung eingeladen. An diesem Tag konnte sich jeder bei der Wanderung interessante Fakten zum Teichgebiet rund um die einzelnen Fachbereiche anhören. Während der entspannten Wanderung durch das Teichgebiet gab es so eindrucksvolle Gespräche untereinander und so manch Wissenswertes.

Hauptziel des Marsches war der Sumpfringwall in Biehla. Der Ringwall befindet sich heute im FFH-Gebiet „Teichgebiet Biehla-Weißig“ und ist eine der wenigen Fundstellen in Sachsen, bei denen durch die Feuchtbodenerhaltung organische Reste konserviert sind. Bei Ausgrabungen in den Jahren 2000 bis 2003 wurden oberflächennah einige Besonderheiten gefunden, darunter prähistorische Hölzer in Originallage von Haus- und Wallkonstruktionen.

Das Landesmuseum für Vorgeschichte war damals für die Aufarbeitung der historischen Erkenntnisse verantwortlich. Der Fachmann Dr. Louis Nebelsick betreute damals die Grabungen. Er und sein Team stellten Medienberichten zufolge fest, dass die Anlage wohl auf das Jahr 620 vor Christus zurückgeht. Damals entstand in dem Sumpf bei Biehla eine Wehrsiedlung, die von einem Ringwall, geschützt wurde. 1000 Menschen sollen damals in dieser Siedlung zusammengelebt haben, auf sehr beschränktem Raum. Sie waren wohl auf der Flucht, wahrscheinlich vor den Skythen. Es ist zumindest davon auszugehen, dass sie nicht freiwillig in der unwirtlichen Umgebung des Sumpfes lebten. Das Reitervolk der Skythen war nach den Erkenntnissen der Historiker damals in das Gebiet zwischen der Spree und der Elbe eingedrungen. Die Siedlung brannte wahrscheinlich bereits nach ein bis zwei Jahren ab und blieb dann verlassen. Die Fachleute stützen diese Erkenntnis auf verkohlte Balken, die die Häuser möglicherweise stützten. Die Bewohner konnten aber vermutlich ihre Wertsachen in Sicherheit bringen. Die Historiker fanden auf dem Gelände viele Tonscherben, aber keine wertvollen Metallgegenstände oder Werkzeuge. Die Natur eroberte sich das Terrain zurück. Einzig die Bäume auf dem Ringwall zeugten bis zu den Grabungen von der Besonderheit. Das Denkmal muss allerdings gepflegt werden. „Durch die schwierigen Bedingungen ist es uns nicht möglich, das Gelände mit großer Technik zu befahren“, erzählt Michael Dobisch, der Leiter des Forstreviers Neukollm. Doch auch die Eigentumsfrage war lange Zeit nicht geklärt. Mehrere private Personen teilten sich die Grundstücke dieses Denkmals auf. Um es optimal den Nachkommen zu erhalten, musste das geklärt werden. Durch viele engagierte Personen war es möglich, die Flächen von den privaten Personen abzukaufen oder im Tausch mit Wald in den Besitz des Sachsenforstes zu bringen. Seither ist der Sachsenforst für die fachmännische Unterhaltung des Denkmals zuständig. „Wir müssen die Pflege mit der Hand erledigen. Das ist aufwendig und zeitintensiv, aber es lohnt sich definitiv“, meint Michael Dobisch.