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Wandern verbindet

Für Wanderer gibt es einen neuen Übergang nach Tschechien. Doch der bedeutet noch viel mehr.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Langburkersdorf. Es war wohl nicht nur das schöne Wetter, welches am Donnerstagnachmittag ein Lächeln in die Gesichter der fast 200 Wandersleute zauberte. Sie waren ganz einfach fröhlich und ließen keinen Zweifel an ihrer Mission. „Wandern ist doch so etwas schönes und verbindet vor allem auch fröhliche Menschen“, sagt Armin Wendler, einer derjenigen, die sich am Donnerstag an das sprichwörtliche Ende von Langburkersdorf begeben haben, um mit vielen Gleichgesinnten die Eröffnung eines neuen Wanderüberganges zwischen Langburksdorf und Dolni Poustevna zu feiern. Ab sofort könnte es bei Wanderwetter wohl mit der absoluten Ruhe in den letzten Häusern an der Dorfstraße vorbei sein.

Perfekt ausgerüstet, die Neustädter Wanderfreunde.
Perfekt ausgerüstet, die Neustädter Wanderfreunde. © Dirk Zschiedrich
Essen aus der Gulaschkanone der Feuerwehr von Dolni Poustevna.
Essen aus der Gulaschkanone der Feuerwehr von Dolni Poustevna. © Dirk Zschiedrich

Vor etwa zwei Jahren hatten deutsche und tschechische Wanderfreude die Idee, hier einen Wanderübergang auszuschildern. „Wir haben dann solange benötigt, um alles zu regeln, damit hier ein offizieller Wanderübergang entstehen kann“, sagt Kreiswegewart Helmut Venus. Ein Problem war, dass die Dorfstraße, die an dieser Stelle eigentlich weiter hinein nach Tschechien geht, dort gekappt wurde. Das Gelände auf deutscher Seite gehört ebenfalls privaten Eigentümern. Und alle Betroffenen mussten auch zustimmen, bevor der Weg offiziell als Wanderweg genutzt werden darf. Man habe bewusst darauf verzichtet, ihn auch für Radfahrer mit einzurichten, sondern eben nur als Wanderweg auszuweisen. Und bevor das Projekt alle Institutionen durchlaufen hat, sind zwei Jahre ins Land gegangen.

Umso mehr fieberten deutsche und tschechische Wanderfreunde dem Donnerstagnachmittag entgegen, dem offiziellen Akt der Eröffnung durch die beiden Bürgermeister Peter Mühle (NfN) für Neustadt und Robert Holec für Dolni Poustevna. Beide Bürgermeister verstehen sich offenbar ziemlich gut, sodass jeder auf seiner Seite die Eröffnung des Überganges mit vollen Kräften unterstützt hatte. Und auch aus touristischer Sicht wurde die Eröffnungszeremonie begleitet. So war der Vertreter des tschechischen Tourismusverbandes anwesend sowie Klaus Brähmig und Tino Richter für den Tourismusverband Sächsische Schweiz. Landtagsmitglied und CDU-Kreischef Jens Michel wertet die Eröffnung als wichtiges Zeichen, um weiter zusammen zu kommen. Und er setzte noch einen Satz nach „Ich hoffe, dass wir in einigen Monaten auch noch einmal über einen Auto-Grenzübergang reden können“. Pläne dafür gibt es bereits mit einer Umgehungsstraße in Höhe Kirschallee. Das Thema Auto-Grenzübergang wird mittlerweile seit der Wende diskutiert und sicherlich weiter für Gesprächsbedarf sorgen. Dass man zusammenwachsen und durchaus auch gemeinsame Potenziale nutzen will, daran war am Donnerstag wohl nicht zu zweifeln. Denn schon kurz nach dem offiziellen Akt machten sich die ersten deutschen Wanderfreunde auf den Weg in Richtung Horni Poustevna. Umgekehrt hatte die Stadt Neustadt einen Kleinbus organisiert, um die tschechischen Wanderfreunde nach Langburkersdorf zu fahren, wo sie das Museum Hofmühle besuchen konnten.

Gastfreundschaft auf beiden Seiten zeigte sich in dem bunten Fest, welches am Nachmittag an der Dorfstraße gefeiert wurde. Die Feuerwehr von Dolni Poustevna hatte die Gulaschkanone mitgebracht und die Krumhermsdorfer Feuerwehr brutzelte die Bratwürste. Bei tschechischem und deutschem Bier entwickelten sich wohl im Laufe des Nachmittags noch so manche guten Gespräche. Der Neustädter Jürgen Gerstner, langjähriger Vorsitzender der Ortsgruppe der Wanderer und Bergsteiger, erinnerte sich daran, dass man sogar zu DDR-Zeiten mit Sondergenehmigung für einen Tag an dieser Stelle die Grenze überschreiten durfte. Er schätzt vor allem, dass man von dem Weg aus viele Wandertouren unternehmen kann.

Und dass hat Wanderfreundin Anneliese Werner ausprobiert. Nach einer kleinen Stärkung brach sie mit ihrem Mann gemeinsam Richtung Tschechien auf. „In Horni oder Dolni Poustevna werden wir wieder in den Zug steigen und zurück nach Bad Schandau fahren. Perfekt“, sagt sie. Der mit einem grünen Strich markierte Wanderweg fügt sich in das Wegenetz ein und lässt großzügige Wanderungen im Bereich Dolni Poustevna wie auch im Bereich Rugiswalde rund um den Unger zu. Wer mit dem Rad ankommt, der muss allerdings den, nur wenige Kilometer entfernten Radweg am Raupenberg nehmen, da der neue Übergang ausschließlich für Wanderer gedacht und von der Beschaffenheit nicht für Radfahrer geeignet ist.