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Wanderer trotzen Schneegestöber

Ein neuer grenzüberschreitender Wanderweg verbindet Dolni Poustevna mit Rugiswalde. Ein Grund zum Feiern.

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© Sarina Mann, Stadtverwaltung Neustadt

Von Anja Weber

Rugiswalde. Zum Wandern hatte das Wetter am Donnerstagnachmittag nun gerade nicht eingeladen. Doch was so richtige Wanderfreunde sind, die lassen sich auch von dichtem Schneegestöber nicht unterkriegen. Über 200 werden es wohl gewesen sein, die sich am Grenzstein 31/15 in Rugiswalde unterhalb des Gerstenberges eingefunden hatten, zu einem historischen Datum. Die Stadt Neustadt und die Stadt Dolni Poustevna verbindet jetzt ein grenzüberschreitender Wanderweg.

Solch eine Verpflegung gibt es an der Salzsäule sonst nicht.
Solch eine Verpflegung gibt es an der Salzsäule sonst nicht. © Weber

Ein gutes Zeichen in einer Zeit, in der die Grenzen eher wieder dichtgemacht werden sollen, sagte Vladimir Tesarik, der Bürgermeister von Dolni Poustevna. Und er dankte den Politikern in Prag und Berlin, die diesen Weg zugestimmt hatten. Sicherlich wird ihn der eine oder andere schon genutzt haben. Doch so richtig getraut habe man sich nicht, wenn man keinen Ausweis dabei hatte, bestätigen die Wanderfreuden vom Gebirgs- und Wanderverein Neustadt.

Die Idee dazu kam in Vorbereitung der Deutschen Wandertages auf, in welchen auch die tschechischen Wanderfreunde mit einbezogen sind. Der Tschechische Touristenverein hatte vorgeschlagen, einen direkten Wanderweg von Dolni Poustevna zum Unger auszuweisen. Das war am 5. Juli 2014. An das Datum kann sich Kreiswegewart Helmut Venus noch ganz genau erinnern. Denn da begann auch für ihn die Kleinarbeit gemeinsam mit Martin Kucera vom Touristenverein sowie den Neustädter Wanderfreunden. Sie waren für die Ausschilderung der neuen Trasse zuständig. Da hieß es wandern. Erstmals im September 2014 und dann noch einmal im Juli 2015 bei 34 Grad im Schatten. „Wir haben uns die kritischen Stellen herausgesucht, wo sich der Wanderer hätte verlaufen können. Die wurden markiert und ausgeschildert“, sagt der Kreiswegewart. Wer jetzt beispielsweise vom Rugi in Rugiswalde aus dem gelben Strich folgt, der wird sein Ziel in Dolni Poustevna nicht verfehlen.

Wunsch hat sich erfüllt

Neustadts Bürgermeister Peter Mühle freut sich darüber, dass ein Wunsch der deutschen und tschechischen Wanderfreunde in Erfüllung gegangen ist. Immerhin dauerte es etwa eineinhalb Jahre. So waren Abstimmungen mit dem Forst und der Nationalparkverwaltung notwendig. Da es ein grenzüberschreitender Wanderweg ist, mussten auch die Regierungen beider Länder zustimmen. Doch jetzt ist es geschafft. Bürgermeister Mühle sieht in der neuen Trasse eine gute Gelegenheit, durch die sich Menschen begegnen können. Und natürlich sei die Trasse auch eine Bereicherung des Wanderangebotes der Stadt Neustadt – mit Blick auf den Deutschen Wandertag, aber auch darüber hinaus. Denn der Wanderweg endet nicht in Rugiswalde, sondern führt bis auf den Unger. Von dort kann man Neustadt erkunden oder eben die Städtebahn und die Nationalparkbahn nutzen, wenn die Füße vom Wandern müde sind.

Weiterer Wanderweg soll öffnen

Jiri Rak vom Tourismusverband Böhmische Schweiz wies darauf hin, dass es nicht der einzige grenzüberschreitende Wanderweg sein wird. Bereits im Sommer soll noch ein weiterer öffnen, von Horni Poustevna nach Langburkersdorf. Doch erst einmal freuten sich die Wanderer über diese Verbindung. „Wir werden die Strecke selbst abwandern und dann auch in unser Programm mit aufnehmen“, sagt Johannes Rasche vom Gebirgs- und Wanderverein Neustadt. Dietmar Schäfer ergänzt mit einem Blick auf den Glühwein: „Wenn die gastronomische Versorgung nur immer so gut wäre!“ Dafür hatten am Donnerstag die Stadtverwaltung von Neustadt und der tschechische Touristenverein gesorgt. Wer die Strecke selbst abwandert, wird nur in Dolni Poustevna eine Gaststätte finden. Denn am eigentlichen Ziel, auf dem Unger, ist die Gaststätte dicht. Auch der Turm kann nicht bestiegen werden. Das gesamte Gelände befindet sich in Privatbesitz. Seit Jahren versucht die Stadtverwaltung Neustadt, die Wiedereröffnung der Gaststätte und des Turms voranzutreiben. Doch bislang sind die Verhandlungen mit dem Eigentümer gescheitert. Deshalb ist es ratsam, Verpflegung mitzunehmen, wenn man die Strecke absolviert. Reichlich eineinhalb Stunden, abhängig vom Lauftempo, müsste man vom Bahnhof in Dolni Poustevna bis zum Unger einplanen.