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Wandel im Innenstadt-Handel

In der Altstadt schließen Geschäfte, neue Läden machen auf. Dazu haben Experten eine klare Meinung.

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© Sven Ellger

Von Nora Domschke

Wer einen Einkaufsbummel auf der Prager Straße macht, entdeckt derzeit die ein oder andere leer stehende Ladenfläche – etwa im Flachbau vor der Prager Zeile. Im Kugelhaus am Wiener Platz sind nahezu alle Geschäfte geschlossen, nur das Tattoo- und Piercing-Studio Stichcode und die Sächsische Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie beleben das Untergeschoss und die zweite Etage. Auch das Restaurant Schwerelos unter der Kuppel empfängt nach wie vor Gäste, wie eine Mitarbeiterin der SZ bestätigt.

Doch es tut sich etwas: In der ersten Etage sind zahlreiche Handwerker dabei, die Ladenflächen umzugestalten. Nach SZ-Informationen soll dort und auch im Erdgeschoss eine Filiale des französischen Sportartikelherstellers Decathlon einziehen. Das Unternehmen ist in diesem Jahr auf Expansionkurs in Deutschland und eröffnet neue Geschäfte in Passau, Wuppertal und Rheine. Auf der Firmen-Homepage taucht Dresden in der Liste der Neueröffnungen zwar noch nicht auf, allerdings gibt es mit Leipzig und Chemnitz bereits zwei Filialen in Sachsen – warum nicht auch in der Landeshauptstadt? Decathlon-Sprecherin Melanie Hunger will das derzeit noch nicht offiziell bestätigen, verweist aber auf eine entsprechende Pressemitteilung, die in Arbeit ist.

Auch bei der Frankfurter Immobilienverwaltung, die das Kugelhaus betreut, hält man sich bedeckt. Ja, es findet ein Umbau statt – weil aber noch wichtige Entscheidungen getroffen werden müssten, gebe es dazu noch keine näheren Informationen, heißt es aus der Leipziger Niederlassung.

Etwas weiter ist da schon die TLG Immobilien AG. Das Unternehmen teilt mit, dass ab September die zurzeit leer stehende Ladenfläche in dem Flachbau auf der Prager Straße 4 vermietet ist. Dort eröffnet neben einem Optiker und einem Taschengeschäft mit „Burgerlich“ ein weiterer Burgerladen. In den sozialen Netzwerken haben sich Dresdner dazu schon ausgetauscht. Monika Mantel meint: „Neue Läden find ich gut, aber muss es unbedingt ein Burgerladen sein?“ Und auch die Notwendigkeit eines neuen Taschengeschäfts wird bezweifelt. „Demnächst sozusagen die Straße mit den meisten Möglichkeiten, Taschen in allen Preislagen zu kaufen. Wie originell...“, schreibt Pia Gmey. Tatsächlich wird in der Ladenzeile gegenüber gerade ein Geschäft umgebaut. Dort verkauft die M&M Trends GmbH – wie auch schon vor dem Umbau – demnächst wieder Taschen.

Handel im Wandel ist auch etwas weiter nördlich auf der Einkaufsstraße zu beobachten. In der ehemaligen Strauss-Filiale an der Seestraße hat in der vergangenen Woche das dänische Möbelgeschäft Boconcept eröffnet. Gleich daneben, auf der anderen Seite der Kramergasse, wird im August die Sportarena-Filiale schließen. Seit August 2016 gehört die Sportarena GmbH zur amerikanischen Luxus-Kaufhauskette Saks Off 5th.

Der kanadische Handelskonzern Hudson‘s Bay Company (HBC) will mit preisreduzierten Luxusmarken den deutschen und europäischen Markt erobern, wie auf dem Online-Portal der Wirtschaftswoche an diesem Montag zu lesen ist. Eine Sprecherin von HBC Europe teilt auf SZ-Anfrage mit, dass nur sechs Sportarena-Filialen in Westdeutschland zu Saks Off 5th-Filialen umgewandelt werden. „Für den Standort Dresden wurde nach eingehender Prüfung entschieden, dass es hier keine Möglichkeit für einen Weiterbetrieb gibt.“ Für die 14 Sportarena-Mitarbeiter sei eine einvernehmliche Lösung erreicht worden.

Wie es mit der Ladenfläche des Sportausstatters weitergeht, ist noch offen. Citymanager Jürgen Wolf geht davon aus, dass es bereits Interessenten dafür gibt. „Um den Einzelhandel in der Dresdner Innenstadt muss sich niemand Sorgen machen“, sagt Wolf. Die Neuvermietungen würden das bestätigen. Lars Fiehler bewertet Dresden als überaus attraktiven Standort für Händler. Als Gründe führt der Sprecher der Industrie- und Handelskammer die wachsende Einwohnerzahl, die gute Beschäftigungslage, die vergleichsweise hohe Kaufkraft und die zahlreichen Touristen an.

Aber: „Handel ist Wandel – da ist Dresden keine Ausnahme“, so Fiehler. Das zeigen die Zahlen: Derzeit gibt es 4 747 Einzelhandelsgeschäfte. 2016 haben 828 neue Läden eröffnet, 928 wieder geschlossen. Es gebe kaum eine andere Branche, in der der Anteil der Gewerbean- und Abmeldungen an der Gesamtzahl der Betriebe so groß ist. Solange ein Wechsel stattfindet und das Angebot dadurch größer wird, ist das auch für den Kunden von Vorteil. „Leerstand wäre immer die schlechteste Option.“