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Waltersdorf braucht Erstklässler

Für das neue Schuljahr wird eine 1. Klasse gebildet. Für die kommenden Jahre haben die Gemeinderäte jetzt eine Kompromisslösung beschlossen, über die sich nicht alle freuen.

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© SZ/Archiv-Weber

Von Holger Gutte

Leicht haben es sich die Großschönauer Gemeinderäte auf ihrer Sondersitzung am Mittwochabend nicht gemacht. Fast jeder ergriff vor der Abstimmung das Mikrofon, um zu erklären, warum er so und nicht anders über die künftige Bildung von 1. Klassen an den Grundschulen in Großschönau und Waltersdorf abstimmt. Reichlich 25 Eltern hörten ihnen gespannt zu. Sie hoffen, dass ihre Kinder weiterhin beziehungsweise auch künftig in die Grundschule in Waltersdorf gehen können.

Insgesamt 54 Kinder sind ursprünglich im vergangenen Jahr für das kommende Schuljahr angemeldet worden. 36 für die Grundschule in Großschönau und 18 für Waltersdorf. Mittlerweile hat sich die Gesamtzahl aber wegen Umzug, Rückstellungen sowie Anmeldungen an Förder- oder Freie Schulen auf 46 neue Erstklässler reduziert. Drei Klassen können damit nicht gebildet werden. Jeweils eine 1. Klasse wird in Großschönau mit 26 und Waltersdorf mit 20 Kindern gebildet. Das haben die Gemeinderäte am Mittwochabend beschlossen. Sie entsprechen damit dem Bescheid des Kultusministeriums, der seit dem Wiedereinrichten der Waltersdorfer Schule im Jahr 2004 gilt.

Aber der gefasste Beschluss ist weitreichender. Denn die Mehrheit der Gemeinderäte will nicht jedes Jahr von Neuem über die Klassenbildung an ihren beiden Grundschulen entscheiden müssen. Gerade über diesen Teil des Beschlusstextes ist deshalb ausgiebig diskutiert worden.

Gemeinderat Frank Feurich (Freie Wähler) hätte dabei gern den zahlreich anwesenden Bürgern Rederecht eingeräumt. „Ich vermisse den Punkt Bürgerfragestunde auf der Tagesordnung“, sagte er zu Beginn der Sitzung. Doch seinen Antrag auf Rederecht für die Bürger lehnt die Mehrheit der Abgeordneten ab. Auf der jüngsten Ratssitzung sei bereits ausführlich zum Thema 1. Klassen geredet worden, hieß es. Auch deshalb bittet Bürgermeister Frank Peuker (SPD) die Abgeordneten, die Diskussion vor der Abstimmung auf möglichst eine Stunde zu begrenzen. Doch diese Zeit wird weit überzogen. Auch, weil es drei Änderungsanträge zur Beschlussvorlage gibt. Alle drei finden aber keine Mehrheit. Und so wird schließlich ein Kompromiss beschlossen, von dem die Waltersdorfer Eltern auf dem Nachhauseweg nicht so richtig wissen, ob es für sie ein guter ist.

Denn sollte im Schuljahr 2018/19 erneut keine Dreizügigkeit erreicht werden, gibt es keine erste Klasse in Waltersdorf. Und weil die 2. Klasse dann allein an der Schule wäre, müsste sie nach Großschönau wechseln. Prof. Wolfgang Uhr (SPD) hätte gern den Passus Dreizügigkeit im Beschlusstext gestrichen, weil die Mindestschülerzahl dafür anhand der Geburten in den nächsten Jahren nicht erreicht wird. Auch Karin Szalai (Freie Wähler) empfindet das als unfair den Eltern gegenüber. „Es ist bisher immer gesagt worden, wenn die Mindestschülerzahl in Waltersdorf erreicht wird, wird hier eine 1. Klasse gebildet“, sagt sie.

Volker Hofmann (SPD) und die meisten anderen Abgeordneten lassen sich aber von anderen Argumenten leiten. Sie wollen möglichst gleich große Klassen und damit gleiche Lernbedingungen für alle sowie kurze Schulwege. Letztendlich ist der gesamte Beschlusstext ohne Änderungen bei neun Ja- und fünf Gegenstimmen sowie vier Enthaltungen beschlossen worden.

Gerade aber die nächsten zwei Jahre gibt es nur wenig ABC-Schützen in Waltersdorf. Im Schuljahr 2018/19 gar nur vier aus dem Ortsteil. In drei Jahren sieht es dafür mit 70 Kindern in der Gesamtgemeinde wieder besser aus. Deshalb schöpfen die Waltersdorfer Eltern noch etwas Hoffnung durch einen Vorschlag, den der Bürgermeister kurz vor der Abstimmung einbrachte. Er schlägt vor, darüber nachzudenken, die zwei bestehenden Schulbezirke aufzuheben. Dann gebe es freie Schulwahl. Bisher müssen alle Kinder oberhalb der Bahnlinie an der alten Webschule nach Waltersdorf. Möglichst bald soll im Gemeinderat darüber entschieden werden. Kommt es zur Aufhebung, heißt es für die Waltersdorfer Eltern und den Schulförderverein kräftig die Werbetrommel für ihre Schule zu rühren. Steffi Richter und viele andere wollen das machen.