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Waldheimer machen es selbst

Eine neue Firma aus der Stadt möchte eine Alternative zum Breitband anbieten. Es gibt aber noch einen Haken.

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© dpa

Von Tina Soltysiak

Waldheim. Vor allem die Firmen im Gewerbegebiete in Waldheim leiden unter dem langsamen Internet. Ihre Arbeitsabläufe werden zu geringe Anschlussgeschwindigkeiten gehemmt. Das ist am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in den Räumen der Waldheimer Speditionsgesellschaft (WSG) deutlich geworden. Auf Einladung von MiSaxNet haben sich zahlreiche Unternehmer zur Informationsveranstaltung „Richtfunk als Alternative zum Breitband“ eingefunden.

Was ist MiSaxNet und wer sind die Personen im Hintergrund

Die Köpfe von MiSaxNet sind David Noelte, IT-Administrator bei der WSG und Meidel-Gruppe, sowie der angehende Diplom-Wirtschaftsingenieur Jan Bretschneider. Beide haben bereits den Freifunk Mittelsachsen von Waldheim aus erfolgreich etabliert. Maik Reuter von der Firma BKD übernimmt die Koordination im Bereich Telefonie. Hinzu kommen zwei externe Mitarbeiter. „In Zusammenarbeit mit der Stadt Waldheim und lokalen Unternehmen haben wir ein Projekt erarbeitet, das das Breitband-Problem kurzfristig lösen und die Stadt fit für die digitale Zukunft machen soll“, so Noelte.

Es sei geplant, dass das Projekt bei erfolgreicher Unterstützung binnen vier bis sechs Monaten in Betrieb sein kann und so die Unterversorgung der Stadt mit schnellem Internet behoben wird. Allerdings sind die Projektleiter auf die Hilfe der Firmen angewiesen – und zwar sowohl finanziell als auch, um die notwendige Richtfunk-Technologie aufbauen zu können. Erst wenn die Zustimmung vorliegt, soll die MiSaxNet GmbH gegründet werden, erklärt David Noelte.

Wie funktioniert die Technik und welche Vorteile bietet sie

Nur zwei Dinge müssen sich die Firmen anschaffen: eine Richtfunkantenne, die nur etwas größer als ein Rauchmelder ist, und einen Router. Zwischen den einzelnen Antennen, die auf dem jeweiligen Firmen-Dach installiert werden, muss eine Sichtverbindung hergestellt sein. „Die erste Sektorantenne wird auf dem Dach der WSG angebracht“, sagt Noelte. Je mehr Unternehmen mitziehen, umso sicherer und stabiler sei der Internetanschluss. Gegenüber der vorhandenen Breitbandtechnologie biete MitSaxNet einige Vorteile: „Das schnelle Internet ist wesentlich schneller verfügbar. Wir bieten zum Teil die achtfache Geschwindigkeit. Wenn der Bedarf bei den Kunden steigt und mehr mitziehen, verringern sich die Kosten für die Anschlüsse. Das ist der Vorteil eines lokalen Unternehmens“, so David Noelte.

Wie hoch sind die Kosten, die die Firmen tragen müssen

Es soll drei verschiedene Produkte geben: Telefonie, Internet sowie beides als Paket. Ein Telefon-Sprachkanal kostet 4,50 Euro monatlich, jeder weitere zwei Euro. „Es erfolgt eine minutengenaue Abrechnung. Festnetzgespräche kosten einen Cent pro Minute. Anrufe innerhalb von MiSaxNet sind kostenlos“, erklärt er. A-Synchrone-Leitungen, bei denen mehr Daten herunter- als heraufgeladen werden, kosten monatlich 60 Euro sowie eine einmalige Anschlussgebühr von 99 Euro. „Synchrone 16-MBit-Anschlüsse mit einer festen IP sind für 90 Euro im Monat zu haben“, erklärt der IT-Experte.

Die Mindestvertragslaufzeit betrage zwei Jahre. „Damit wir Planungssicherheit haben und unsere Investitionskosten decken können“. Wie hoch die sind, ließ er mit Verweis auf Interna offen.

Welche Tendenz zeichnet sich bei den angesprochenen Unternehmern ab

25 Anschlüsse müssen mindestens gekauft werden. Weil Firmen mehrere Anschlüsse erwerben können, müssen nicht zwangsläufig 25 verschiedene Unternehmer mitziehen. Nicht nur Harry Hofmann, Niederlassungsleiter im Autohaus Mäke in Waldheim, zeigt Interesse. Auch andere Firmenchefs nicken wohlwollend, nachdem sie die Kosten überschlagen haben. Skepsis gibt es dahingehend, dass die bisherigen Verträge an bestimmte Laufzeiten gekoppelt sind, aus denen man nicht so einfach herauskomme. Das Gros sei bereit, die Kosten für MiSaxNet zusätzlich zu zahlen, um zeitnah schnelleres Internet zu haben.

Inwieweit kann die Stadtverwaltung MiSaxNet unterstützen

Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) zufolge kann sie nur beratend tätig sein. Aus der Stadtkasse dürfe sie nichts zuschießen. Michael Wittig von der Verwaltung ergänzt: „Laut den gesetzlichen Vorgaben sind Vorhaben von privaten Anbietern leider nicht förderfähig.“ Jan Bretschneider von MiSaxNet sagt: „Es gibt zwei Probleme: Beim Land bekommen wir keine Förderung, weil wir zu günstig sind. Würden wir anderweitig eine Förderung beantragen, müssten wir das gesamte Stadtgebiet mit einmal erschließen. Das können wir nicht leisten.“

Kann sich die Stadt das Geld für das Ausbauprogramm des Landes sparen

Nein. Das Programm Digitale Offensive Sachsen (Dios), das der Freistaat im Mai des vergangenen Jahres auf den Weg gebracht hat, richte sich an die gesamte Bevölkerung in der Region Waldheim, und nicht nur die Unternehmer. „Wir müssen bis Ende Februar einen Stadtratsbeschluss fassen, wie Waldheim künftig mit dem Thema Breitband umgehen wird. Die zehn Prozent Eigenanteil an den Gesamtkosten müssen wir tragen – die sind immens“, so Steffen Ernst. Vor 2019 sei die Umsetzung jedoch nicht realisierbar, meint er. „2018 wird der Ausbau frühestens beginnen.“ Parallel dazu laufe der Telekom-Eigenausbau weiter. „Wir kennen deren Zeitplan nicht und haben keinen Einfluss auf die Preise für die Kunden“, so Ernst. Über Details einer Studie, die aktuell erstellt wird, dürfe er noch nicht reden. Nur soviel: „Die Telekom will 80 bis 90 Prozent des Stadtgebiets bis 2018/19 mit 50 Mbit ausbauen.“

www.misaxnet.de