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Waldheim nimmt Abschied vom Bahnhof

Mit einem Konzert gedachten die Waldheimer der Glanzzeit ihres Bahnhofgebäudes. In wenigen Tagen wird es abgerissen.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Stimmengewirr erfüllt die Bahnhofshalle. Doch es sind nicht die der ankommenden oder abfahrenden Reisenden. Es sind die der Waldheimer, die von ihrem Bahnhof Abschied nehmen wollen.

Grund dafür ist, dass ein Teil der Gebäudesubstanz in wenigen Tagen abgerissen wird. Nur der Kopfbau mit der markanten Fassade bleibt stehen. Erbaut wurde das Gebäude von 1916 bis 1918. Notwenig geworden ist der Abriss, weil sich für das Gebäude, trotz vieler Gespräche der Stadt mit Gewerbetreibenden, kein Nutzer fand und es verwahrloste und Randalierer anzog. Im Dezember 2013 ersteigerte Bürgermeister Steffen Blech (CDU) das Gebäude samt Grundstück. Waldheims Kantor und gleichzeitig Stadtrat René Michael Röder kam auf die Idee, ein Abschiedskonzert für den Bahnhof zu veranstalten. Mitwirkende waren das Vocalconsort und der Posaunenchor der Stadt, unterstützt von Roßweiner Bläsern.

Ganz schlimm findet Anneliese Hermann den Abriss des Bahnhofs. „Es gibt so viele alte Hütten“, sagt sie. „Den Bahnhof hätte man erhalten können.“ 36 Jahre hat sie in dem Wohnhaus gelebt, das sich an den Bahnhof anschließt. „Da werden Erinnerungen wach.“ Traurig, aber wahrscheinlich unvermeidbar bei dem Zustand“, findet Günter Döring aus Waldheim. „Es geht ein Stück Geschichte verloren.“, sagt er. Andreas Röder, er ist der Sohn des Kantors, findet es blöd, dass der Bahnhof abgerissen wird. „Es ist noch eine ziemlich gute Bausubstanz“, meint er. „Nur verwahrlost ist der Bau.“

Auch bei Elke Moskal aus Waldheim ruft der Bahnhof alte Erinnerungen wach. „In der Gaststätte wurden zu DDR-Zeiten Hochzeits-, Geburtstags- und Jugendweihefeiern veranstaltet“, erzählt sie. „Wir haben einen Tag, bevor wir in den Urlaub fuhren, immer schon das Gepäck zum Bahnhof gebracht.“ Mit Bedauern stellt sie fest: „Es gab viele Pläne und nichts ist geworden. Auch wenn man viel machen kann, es kostet alles Geld.“ Ulf Schneider aus Waldheim meint: „Einerseits stimmt es mich traurig, dass der Bahnhof abgerissen wird. Andererseits ist es unwahrscheinlich, ein ordentliches Nutzungskonzept zu finden. Der Bahnhof ist ein Tor zur Stadt. Als Oberschüler haben wir noch in der Gaststätte Bier getrunken.“