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Waldheim kauft die Spindelfabrik

Die Eigentümerin aus Texas hat endlich eingelenkt. Wie viel Geld das die Stadt kostet, darüber schweigt der Bürgermeister.

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© André Braun

Von Elke Görlitz

Waldheim. Nun dürften dem Abriss der ehemaligen Spindelfabrik nur noch zwei Dinge im Wege stehen: der Eintrag der Stadt Waldheim als neue Eigentümerin der ruinösen Immobilie ins Grundbuch und eine Förderzusage. Denn der Kaufvertrag mit der texanischen Eigentümerin Helena de Ferrow ist unterschrieben. Das passierte bereits am 17. Juni, wie Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) am Donnerstag erklärte. Ein Maklerbüro habe vermittelt. Nun warte die Stadt auf den Grundbucheintrag, der einige Zeit dauern dürfte, um dann einen Antrag auf Förderung des Abrisses zu stellen.

Wie viel Geld der Kauf die Stadt kostet, das verriet Bürgermeister Ernst nicht. Er wolle erst alles unter Dach und Fach haben, sagte er. Aber er widersprach Aussagen von Ekkehard Schirmer zur jüngsten Stadtratssitzung, der meinte, Gerüchten zufolge habe die Stadt 150 000 bis 200 000 Euro gezahlt. Er bestätigte aber, dass die texanische Eigentümerin ursprünglich eine halbe Million Euro verlangt hatte. „Wir sind bei den Verhandlungen hoch eingestiegen, ich habe aber nicht das Limit ausgeschöpft, zu dem mich der Stadtrat ermächtigt hatte“, so Ernst. Zusammen mit CDU-Stadtrat Albrecht Hänel habe er in Berlin den Vertrag unterschrieben.

Der Kontakt zu Helena de Ferrow war lange nicht zustande gekommen. Hergestellt hatten ihn dann Verwandte der Familie Ernst aus Colorado. Daraufhin sandte der Bürgermeister Fotos von der ehemaligen Spindelfabrik nach Texas. Vom Anblick ihres Eigentums dürfte die ältere Dame nicht begeistert gewesen sein, denn es befindet sich in einem sehr desolaten Zustand. In dem Gebäude häuft sich der Müll. Dort hatte es schon mehrfach gebrannt, zuletzt in der Nacht zum Ostermontag, als offenbar jemand gezündelt hatte.

Der Zustand des Gebäudes, das sich unmittelbar an der schmalen Straße An der Zschopau und am Zschopautalradweg befindet, hatte den städtischen Bauhof bereits mehrfach gefordert. Dadurch und durch aufgelaufene Grundsteuer-Außenstände schuldet die Eigentümerin laut Bürgermeister der Stadt etwa 8 000 Euro. Ob sie die Schulden und der hohe Sicherungsaufwand, der zu betreiben wäre, zum Verkauf bewogen haben, ließ Steffen Ernst offen. „Wir hatten auch eine Zwangsversteigerung in Erwägung gezogen und uns dazu anwaltlichen Rat eingeholt“, so Steffen Ernst. Weil dieser Weg aber kosten- wie zeitaufwendig gewesen wäre, habe der Stadtrat in seiner nichtöffentlichen Sitzung im Mai „mit großer Mehrheit“ dem Kauf der Immobilie zugestimmt.

Eine große Rolle habe bei dieser Entscheidung auch gespielt, dass über das Landesbrachenprogramm der Sächsischen Aufbaubank eine großzügige Förderung möglich sei. 90 Prozent der Abrisskosten könnte die Stadt Waldheim erstattet bekommen. Sobald der Grundbucheintrag erfolgt ist, soll der Antrag gestellt werden.

Was danach mit dem Grundstück passieren soll, das ließ Steffen Ernst offen. Man könnte Parkplätze bauen oder das Grundstück zumindest zum Teil auch bebauen. „Wichtig ist vor allem, dass ein Schandfleck und eine Gefahrenstelle mitten in der Stadt verschwinden“, so der Bürgermeister.