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Wahlkampf aus eigener Tasche

Die sechs Bewerber für Bautzens Oberbürgermeisteramt finanzieren ihre Kandidaturen selbst. Ein teures Vergnügen.

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© Uwe Soeder

Von Stefan Schramm

Hunderte Wahlplakate von sechs verschiedenen Bewerbern. Auch im Bautzener Stadtbild spiegelt sich wider, dass der Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters auf vollen Touren läuft. Am 7. Juni, spätestens jedoch nach einem zweiten Wahlgang drei Wochen später, wird dann der Nachfolger von OB Christian Schramm (CDU) feststehen, der nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht. Doch eins ist jetzt schon klar: So ein Wahlkampf ist für die Kandidaten ein teures Vergnügen – und zwar in erster Linie ein privates.

„Ich habe mir beim Wahlkampfbudget die Höchstgrenze von 5 500 Euro gesetzt“, erzählt der als Lauentürmer bekannte parteiunabhängige Kandidat Andreas Thronicker. Er finanziert es mit privaten Rücklagen, borgt sich einen guten Teil aber auch bei seinen Kindern. „Hier zahlt sich aus, dass ich vierfacher Vater bin“, freut er sich über den breiten familiären Rückhalt. Besonders zu Buche schlugen dabei das Anmieten von Räumlichkeiten für seine Präsentationen, aber auch die 100 Wahlplakate, jeweils mit Vorder- und Rückseite. Die bringt er dieser Tage vorrangig in von Fußgängern bevölkerten Gebieten an.

200 Standorte bestücken

Die Plakate anderer Kandidaten hängen teils schon seit Wochen. Jeder Bewerber darf maximal 300 Standorte mit seinem Konterfei bestücken. Da Doppelplakate üblich sind, macht dies also 600 Plakate. CDU-Kandidat Matthias Knaak hat die Zahl ausgeschöpft. Doch obwohl er eine Partei im Rücken hat, die ihn auch finanziell unterstützt, trägt er den größten Teil der Kosten selbst. „Aber natürlich helfen auch Spenden von Privatpersonen und Firmen wirtschaften“, erklärt Matthias Knaak.

Er hat zudem in zwei Aktionen je Zehntausende Postkarten und Wahlwerbeflyer drucken und an Bautzener Haushalte verteilen lassen. Weitere verteilt er an seinen Wahlkampfständen auf der Straße. Spätestens dort kommt neben dem Kosten- auch der Zeitfaktor ins Spiel. Denn Knaak ist im Hauptberuf im Jugendamt des Landkreises als Sachgebietsleiter tätig und hat mit seinem Arbeitgeber für die Wahlkampfphase eine befristete Teilzeitregelung abgeschlossen. „Abgesehen von meiner Freizeit, die ich natürlich einbringe, habe ich mit dem Landratsamt eine Verkürzung der Arbeitszeit mit entsprechender Absenkung des Gehalts vereinbart. Darüber hinaus nutze ich auch Urlaubstage für meinen Wahlkampf“, sagt Knaak, der zudem als CDU-Fraktionschef im Stadtrat sitzt. Nur die Zeit für seine Familie sei aktuell extrem knapp.

Flyer privat eingeworfen

Auch Jörg Urban (AfD) spult den Wahlkampf parallel zu seiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter ab. Dafür gehe seine Freizeit am Abend und am Wochenende drauf. Auch seine Helfer seien alle ehrenamtlich bei der Sache. Den Flyer habe er privat entworfen. Trotz dieser Ersparnisse liege auch bei ihm das Wahlkampfbudget im vierstelligen Euro-Bereich. Teils finanziere er dies privat, teils aus Parteimitteln. Auch Spenden tragen zur Kostendeckung bei.

Ganz auf Spenden verzichtet dagegen der parteilose Kandidat Dr. Andreas Hase. „Ich nehme kein Geld an, weil mir meine Freiheit und Unabhängigkeit wichtig ist“, sagt er. Wie unter anderem Knaak und Urban hat auch er zahlreiche Flyer drucken lassen – insgesamt 25 000, etwa einen pro Bautzener Haushalt. Zeitlich kann der Manager einer französischen Unternehmensgruppe den Wahlkampf nur deshalb stemmen, weil er tageweise seinen Jahresurlaub nimmt. Seine Plakate lässt er an 150 Standorten von einer Firma aufhängen. „Das kann man gar nicht allein leisten“, sagt er.

Mike Hauschild hingegen hat fast alle der 150 Doppelplakate selbst angebracht. Der Handwerksmeister finanziert seinen Wahlkampf aus eigener Tasche und über Spenden – allerdings mit einem viel geringeren Budget als zu den Zeiten, in denen er für die FDP im Sächsischen Landtag saß. Er ist zwar Mitglied der Liberalen, ging aber als unabhängiger Kandidat ins Rennen.

300 Plakate gedruckt

Wenn es um die Unterstützung durch Parteien und Vereinigungen geht, müsste Alexander Ahrens eigentlich die Nase vorn haben, da er mit SPD, Linke und BBBz drei von ihnen hinter sich weiß. Doch auch bei ihm stammt der Hauptteil des Wahlkampfbudgets in Höhe eines „größeren vierstelligen Betrags“ aus dem eigenen Portemonnaie, der Rest von den Parteien und aus Spenden. Damit konnte er 300 Doppelplakate aufhängen und 40 000 Flyer drucken.

Wiedersehen wird er von seinem Geld nach der Wahl übrigens nichts, denn auf kommunaler Ebene gibt es im Gegensatz zur Landes- und Bundesebene keine Wahl kampfkostenerstattung.