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Waffenhersteller insolvent

Remington, einer der größten US-Hersteller von Schusswaffen und Munition, muss Gläubigerschutz beantragen. Die über zwei Jahrhunderte alte Traditionsmarke leidet unter hohen Schulden und sinkenden Verkäufen.

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© dpa

Hannes Breustedt

Madison. Der Waffenhersteller Remington leidet unter sinkenden Verkäufen - wie die gesamte US-Waffenindustrie seit der Wahl von Donald Trump. Am Montag (Ortszeit) kündigte die Remington Company einen Antrag auf Gläubigerschutz an. Hohe Schulden und sinkende Nachfrage nach Pistolen und Gewehren zwingen das Unternehmen in die Insolvenz. Das Verfahren soll den Abbau des Schuldenbergs bei laufendem Geschäftsbetrieb ermöglichen.

Remington, gegründet im Jahr 1816, ist einer der ältesten Waffenhersteller und ein Urgestein der US-Industrie. Seit mehr als zweihundert Jahren macht die Firma Geschäfte mit tödlichen Schusswaffen und der dazugehörigen Munition. Remingtons Revolver prägten die Wildwest-Ära, heute umfasst die Produktpalette ein breites Waffenarsenal, darunter auch martialische Sturmgewehre wie die berüchtigten und hochumstrittenen „Bushmaster Rifles“. Dass der Traditionsname Remington verschwindet, halten Branchenkenner für unwahrscheinlich. Doch an einer harten Sanierung dürfte kein Weg vorbeiführen.

Die US-Waffenindustrie leidet seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten unter sinkenden Verkäufen - obwohl dieser ein Freund der Branche ist. Experten erklären den Rückgang der Nachfrage mit weniger Furcht vor strikteren Waffengesetzen. Wegen der Aussicht auf strengere Regulierung hatten sich US-Amerikaner während der Amtszeit von Barack Obama und insbesondere während Trumps Wahlkampf mit der Rivalin Hillary Clinton in großem Stil mit Waffen eingedeckt.

Nach der Präsidentschaftswahl kehrte sich der Trend um, Analysten sprechen von einem „Trump Slump“ (Trump-Abschwung). Diese Entwicklung lässt sich an einem deutlichen Rückgang der „NICS Background Checks“ genannten Überprüfungen erkennen, die das FBI vor Waffenkäufen durchführt. Noch klarer wird sie in den Geschäftsberichten der großen US-Waffenhersteller. Bei den Branchenführern Smith & Wesson und Ruger brachen Absatz und Gewinn im vergangenen Jahr ein.

Remington erging es nicht besser. In den ersten neun Monaten 2017 sanken die Erlöse im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 466,7 Millionen Dollar (377,8 Mio Euro). Die Bilanz geriet in die roten Zahlen, unterm Strich fiel ein Verlust von 60,5 Millionen Dollar an. Im Vorjahr hatte es noch ein Plus von 19,1 Millionen Dollar gegeben. Die Ergebnisse für das vierte Quartal liegen noch nicht vor, doch die angekündigte Insolvenz spricht für sich.

Der Antrag auf Gläubigerschutz ist Teil eines mit Banken und Investoren vereinbarten Abkommens. Der Rettungsplan soll die Schulden auf einen Schlag um 700 Millionen Dollar senken und über hundert Millionen Dollar an neuem Kapital zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs aufbringen. Bislang gehört Remington der Beteiligungsgesellschaft Cerberus Capital Management. Der Private-Equity-Investor hatte das Unternehmen 2007 gekauft, wollte es aber eigentlich schon seit 2012 wieder loswerden.

Da sich kein Käufer fand, erfolgt der Eigentümerwechsel nun gezwungenermaßen über die Insolvenz. Im Rahmen des Verfahrens soll Remington von Kreditgebern übernommen werden. Der Geschäftsbetrieb werde nicht gestört, Rechnungen und Löhne würden weiterbezahlt, versichert Remington.

Probleme gab es schon länger. Remington wurde wegen angeblich defekter Gewehre und wegen des Schulmassakers in Sandy Hook im Jahr 2012 verklagt, bei dem unter anderem ein „Bushmaster“-Sturmgewehr des Herstellers eingesetzt wurde.

Cerberus hatte danach angekündigt, Remington verkaufen zu wollen - vergeblich. Für Cerberus-Chef Stephen Feinberg, einen prominenten Unterstützer Trumps, ist die Insolvenz auch deshalb eine bittere Niederlage.

Remington sitzt in Madison, North Carolina, und ist mit Fabriken in den Bundesstaaten New York, Kentucky und Alabama mit rund 3500 Mitarbeitern einer der größten US-Hersteller von Munition und Schusswaffen. Von 2015 bis 2016 hatte mit Colt bereits eine andere traditionsreiche US-Waffenfirma ein Insolvenzverfahren durchlaufen. (dpa)