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Wach ohne Wecker

Immer mehr Menschen haben Schlafprobleme. Fachleute wissen Rat.

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© dpa

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Nacht nichts geholfen. Die Müdigkeit hängt wie bleierne Schwere im Raum, doch die Gedanken im Kopf geben den Takt vor. Drei Uhr, vier Uhr bald schon klingelt der Wecker. Irgendwann kommt fast ohnmachtsartig der Schlaf. Am Morgen danach bleiben Erschöpfung und die Angst vor der nächsten durchwachten Nacht.

Schlaflos durch die Nacht – so geht es immer mehr Erwerbstätigen in Sachsen. Wie der jüngste DAK-Gesundheitsreport zeigt, berichten sieben von zehn Befragten im Freistaat von Schlafproblemen. Seit der letzten Erhebung im Jahr 2010 hat sich der Anteil der von Ein- und Durchschlafproblemen betroffenen 35- bis 65-jährigen Arbeitnehmer mehr als verdoppelt. „Diese Zahl muss uns aufwecken. Da müssen wir anfangen gegenzusteuern. Schon Schlafstörungen einmal pro Woche beeinträchtigen die Lebensqualität“, sagt Simone Siering, stellvertretende Leiterin des DAK-Servicezentrums in Bautzen. Die Studie der Krankenkasse basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 5 200 erwerbstätigen Frauen und Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren durch das Forsa-Institut. In Sachsen nahmen daran 200 Personen teil, in den neuen Bundesländern 1000 Befragte.

Schlaflabor im Krankenhaus

Doch wie erkenne ich eine ausgeprägte Schlafstörung? Allen Formen gemeinsam ist, dass der Schlaf in der Nacht keine Erholung mehr bringt. Dahinter stehen andauernde Unterbrechungen beim Ein- und Durchschlafen, aber auch ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus zum Beispiel durch Schichtarbeit, Schlafwandeln oder schlafbezogene Atmungsstörungen. Die Tage danach sind geprägt von Tagesmüdigkeit und oft eingeschränkter Leistungsfähigkeit.

Anhand von Krankschreibungen lässt sich das neue Phänomen der Schlaflosen allerdings nicht festmachen. Stattdessen ergab die Befragung, dass unter den DAK-Versicherten in Sachsen lediglich sechs Prozent wegen Schlafproblemen in ärztlicher Behandlung sind. „Stattdessen suchen viele selbst Hilfe in der Apotheke. Es wäre spannend, mal zu schauen, ob der Absatz von Schlafmitteln zugenommen hat“, sagt Amtsärztin Dr. Ilona Walther.

Schlafstörungen können Mediziner unter anderem in Schlaflabors auf den Grund gehen. Unter anderem gibt es ein solches Angebot im Bautzener Krankenhaus.

Für einen erholsamen Schlaf kann jeder selber sorgen. Denn die Ursachen für Schlafprobleme liegen für Simone Siering oft zum Greifen nah: Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, vor dem Einschlafen Fernsehen zu schauen, mehr als 70 Prozent beschäftigen sich mit Laptop, Smartphone oder Tablet und 17 Prozent beantworten noch kurz vor dem Gang ins Bett dienstliche E-Mails oder bereiten in Gedanken schon den nächsten Arbeitstag vor. „Das heißt, sie schalten nie ab. Der Körper braucht aber Zeit, um nach einem stressigen Tag sich auf den Schlaf einzustellen. Diese Zeit müssen wir ihm gönnen“, sagt die DAK-Mitarbeiterin. „Viele Menschen haben nachts das Smartphone an der Steckdose, unsere eigenen Akkus aber vergessen wir“, sagt Ilona Walther.

Schlaf ist erlernbar

Die Beschwerden aber müssen ernst genommen werden, da chronisch schlechter Schlaf der Gesundheit ernsthaft schaden könne. Denn Schlafstörungen werden in engen Zusammenhang mit Depressionen und Angststörungen gebracht. Derzeit stehe in den Arztpraxen die Abklärung möglicher psychischer Ursachen bei Schlafproblemen an erster Stelle (70 Prozent). Mehr als jeder dritte Patient (38 Prozent) bekommt der Befragung zufolge eine Psychotherapie. Jeder zweite Betroffene erhält Medikamente.

Gesunder Schlaf indes lässt sich auch erlernen. Das beginnt bei einem gut durchlüfteten Schlafzimmer, reicht über individuelle Schlafrituale und nicht zuletzt auch Entspannungsübungen. „Allein in Bautzen und dem Umland gibt es 57 Anbieter, bei denen man Techniken, wie Yoga oder autogenes Training lernen kann“, sagt Simone Siering. Zudem gibt es unter einer DAK Hotline „Gesunder Schlaf“ rund um die Uhr Hinweise und Tipps rund um das Thema Schlafen – damit das Schäfchen zählen nicht zur Gewohnheit wird.