Merken

Wabbel, Bubble, Chaoskunst

Im Graffiti-Labor „Spike-Lab“ treffen Anfänger auf Profis der Streetart-Szene.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Nadja Laske

Der Tag ist kein Tag. Er ist ein Täg, wird genauso ausgesprochen und meint den ganz persönlichen Schriftzug eines Graffiti-Künstlers. Wer sich als Zeichner oder Sprayer ausprobieren will, beginnt meistens mit schwungvollen Buchstaben. Dass es damit nicht getan ist, erklärt Domenic Kretschmer im neuen Spike-Laboratorium, kurz Lab. Es gehört zur Streetart-Ausstellung Magic City in der Zeitenströmung, Königsbrücker Straße 96.

Dort sitzen Sophie und Jamy mit gespitztem Bleistift und schreiben Buchstaben auf A4-Papier. „Ich probiere das zum ersten Mal aus“, sagt Jamy und guckt etwas unzufrieden auf ihr Blatt. „Ich habe bis jetzt nur Sprühdosen ausprobiert und dabei Schablonen benutzt“, erzählt Sophie. Aber hier geht es um mehr – um Schriften in räumlicher Darstellung, mit Schatten und Lichtreflexen, Hintergründen und Umrandungen. Sie alle haben in der Graffiti-Szene ihre eigenen Begriffe: Wabbel, Bubble, Wolken, Bricks und Splash. So nennen Leute wie Domenic die verschiedenen Dekore hinter den sogenannten Tags. Was dabei schnell klar wird: Graffiti ist viel mehr, als irgendeine Schmiererei.

Um diese Einsicht kämpft Ellen Demnitz-Schmidt. Vor 21 Jahren hat sie das Jugend- und Kulturhaus Spike gegründet, seitdem fördert sie zusammen mit ihrem Team die Urban Art in Dresden – mit zahlreichen Angeboten wie Workshops, Festivals, Aktionen in der Öffentlichkeit und dem Kampf um Flächen in der Stadt, auf denen legal gesprüht werden darf. „Als die Macher der Magic City auf uns zukamen, um uns in die Gestaltung der Ausstellung einzubeziehen, war das eine große Wertschätzung“, sagt sie. In der überregionalen Szene hat das Spike Dresden einen Namen. Wer sich mit Streetart beschäftigt, entdeckt mehr und mehr Zeichen dafür im Stadtbild. Urban Art, Street Art, Chaos Art, Magic Art. Was das bedeutet, wie sich die Kunstrichtungen unterscheiden, wie sie entstanden sind, haben Sophie, Jamy und ihre Freunde in der Magic City erfahren und die Arbeiten internationaler Künstler gesehen. „Mir gefällt das Karussell am besten“, sagt Sophie und meint die Installation der Künstlerin Olek aus New York.

Ihre eigenen Skizzen übertragen die Mädchen mit dicken Markern auf farbige Blätter. Wild drauflos gesprüht werden kann im Spike-Lab nicht. Dafür gibt es extra Aktionen und Workshops. Willkommen im Labor der coolen Kunst.

Spike-Lab, Zeitenströmung, geöffnet diesen Sonnabend, 14 bis 20 Uhr, mit freiem Eintritt und ab 21. Oktober immer freitags und sonnabends, 15 bis 18 Uhr, mit Eintrittskarte zur Magic City.