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VW-Kunden von Skandal unbeeindruckt

Die Nachfrage nach den Autos ist in der Region ungebrochen. Doch die Schlagzeilen setzen Händlern durchaus zu.

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© René Plaul

Von J. Ulbrich, R. Kühr, M. Klaus, T. Berger und A. Kempf

Weißwasser/Niesky. Es ist dieser Tage nicht leicht, den Geschäftsführer des VW-Autohauses Horn & Seifert in Weißwasser zu erreichen. Hat man Torsten Eisebitt einmal an der Strippe, reißt die Verbindung schlagartig ab. Ein anderes Mal wird der Hörer nur kurz abgenommen und gleich wieder aufgelegt. Die Rückrufbitte wird nicht erhört. Womöglich hat der Geschäftsführer dieser Tage kein Interesse daran, mit der Presse zu sprechen. Kann man ihm das verdenken? Der Autobauer Volkswagen steht wegen manipulierter Abgaswerte seit Wochen in den internationalen Schlagzeilen. Noch immer gibt es mehr Fragen als Antworten.

Ob das auch an Torsten Eisebitts Nerven zehrt, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht rufen ihn derzeit ja auch viele Kunden an, die Nachfragen haben. In der Nieskyer Filiale des VW-Händlers Auto Elitzsch herrscht Gelassenheit. „Es kommt nur sporadisch mal ein Kunde vorbei, der dazu eine Frage hat“, sagt Leiterin Heidi Bernhardt. Sie bemüht sich dann, diese so gut wie möglich zu beantworten.

Am Anfang steht zunächst die Frage, ob der Autobesitzer überhaupt von der Manipulation betroffen ist. Da hilft ein schneller Blick in den Computer. Dort sind alle Modelle gelistet, von denen die Abgaswerte geschönt worden sind. „Alle Vertragspartner von VW können darauf zugreifen“, erklärt Heidi Bernhardt. Also wohl auch Torsten Eisebitt und seine Kollegen in Weißwasser. Falls der Kunde einen betroffenen Dieselmotor fährt, können die Autoverkäufer dennoch wenig für ihn tun. Kunden müssen auf Post aus Wolfsburg warten. Denn der Konzern will die Kommunikation mit Betroffenen zentral steuern. Auch die Händler sind so bei vielen Dingen überfragt. „Man muss abwarten, was der Hersteller sagt“, so Heidi Bernhardt.

Nach dem ersten Schock wirken viele VW-Händler in der Oberlausitz mittlerweile wieder gelassener. Doch die eine oder andere schlaflose Nacht hat es bestimmt gegeben. „So eine Nachricht ist schon der Hammer“, sagt Uwe Simmang, der Chef von Auto Elitzsch. Als in den Medien zum ersten Mal von einem Skandal die Rede ist, von manipulierten Abgaswerten, von aufgebrachten Kunden und enttäuschtem Vertrauen in die deutsche Wertarbeit, da weiß der 46-Jährige, dass es in Zukunft schwerer werden könnte.

Uwe Simmang ist immerhin Geschäftsführer des größten Volkswagen-Autohändlers der Region. 300 Beschäftigte hat die Firma an acht Standorten in der Oberlausitz, darunter auch die beiden Autohäuser in Niesky und Görlitz. VW ist hier eben kein anonymer Großkonzern, sondern ein Arbeitgeber und Geschäftspartner. Uwe Simmang hat unter der Kundschaft in den vergangenen Wochen tatsächlich eine gewisse Verunsicherung über den Stand der Dinge bemerkt. „Die Kunden haben verständlicherweise viele Fragen“, sagt der Autohaus-Chef. Ist mein Auto betroffen? Wenn ja, ist es dann überhaupt noch zugelassen? Sinkt der Wiederverkaufswert? Steigt der Verbrauch? „Unsere Mitarbeiter beantworten sie, so gut sie können.“

Was auch Daniel Knobloch, Betriebsleiter des Görlitzer Autohauses Elitzsch, bestätigt. „Die Leute möchten wissen, wie es in der Sache weitergeht und was wirklich dran ist“, sagt er. „Wir klären unsere Kundschaft über den aktuellen Stand aber ausführlich auf“, so der Verkaufsleiter. Seiner Meinung nach werde es unterschiedliche Lösungen für die Motorenvarianten geben. „Der Rumpfmotor ist ja baugleich, es variiert die Leistung“, schildert Daniel Knobloch. Sicherheitsrelevante Teile im Fahrzeug seien nicht betroffen.

Ab Januar plant Volkswagen eine großangelegte Rückrufaktion. Die dürfte sich aller Voraussicht über das ganze Jahr 2016 ziehen. Allein in Deutschland sollen rund 2,6 Millionen Fahrzeuge betroffen sein. Was nächstes Jahr auf die VW-Autohäuser konkret zukommt? Schwer zu sagen. „Wahrscheinlich wird die Rückrufaktion vom Kraftfahrt-Bundesamt organisiert“, mutmaßt Joachim Geißler vom ABB Autohaus Büchner in Görlitz. Das lässt den Konzern nicht aus der Verantwortung und besteht nach derzeitigem Stand auf die groß angelegte Rückrufaktion.

Uwe Simmangs Befürchtung, die Krise könnte das Kaufverhalten ändern, hat sich bisher nicht bewahrheitet. „Die Loyalität der Kunden zur Marke ist groß“, sagt der Autohändler. Einen Anruf habe es gegeben, bei dem ein Kunde die Bestellung für seinen VW Sharan stornieren wollte. Am Ende habe er ihn umstimmen können. Um jeden Kunden wird gekämpft. Zumindest bei Auto Elitzsch. Dort will man trotz Krise auch dieses Jahr 3 500 Autos verkaufen.