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Vorsicht, zerbrechlich!

Fragiles Transportgut hat Torsten Rötzsch in seine alte Heimat gebracht. Seine erste Ausstellung öffnet am heutigen Freitag in der Karrasburg.

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© Norbert Millauer

Von Beate Erler

Coswig. Während der Künstler auf einer Leiter steht und die Bilderserie ausrichtet, klingelt unten seine Mutter und bringt Brötchen und Würste. So ist das, wenn er mal wieder in seiner alten Heimat Coswig ist. „Diesmal bin ich nicht nur zwei Tage auf Stippvisite“, sagt Torsten Rötzsch. In seiner Ausstellung „Gläserne Prozesse“, die am heutigen Freitag in der Coswiger Karrasburg öffnet, geht es aber eigentlich um seine Glasarbeiten. Die Bilder an der Wand sollen nur veranschaulichen, wie sie entstehen.

Das meiste steht schon in dem kleinen Raum, der die wechselnden Ausstellungen beherbergt. Auch Museumsleiterin Evelies Baumann hilft mit, gläserne Vasen, Schalen und Kelche in Szene zu setzen. „In Coswig kennt man sich“, sagt sie auf die Frage, wie es zu der Ausstellung gekommen ist. Die Schwester des Künstlers ist mit der Tochter der Museumschefin auf das örtliche Gymnasium gegangen.

Das ist aber nicht der einzige Grund. Einmal im Jahr zeigt das Museum Karrasburg eine Ausstellung eines sächsischen Künstlers. Nach Gemälden und Skulpturen sei jetzt mal wieder Zeit für den schönen Werkstoff Glas, sagt Baumann. Vor zwei Jahren habe sie Torsten Rötzsch angefragt, der nun bis zum 11. Juni seine erste eigene Ausstellung präsentieren kann. Dafür ist er mit seiner Frau, einer Estländerin, und seiner kleinen Tochter aus Nordrhein-Westfalen angereist.

Die Glasherstellung ist seine große Leidenschaft. „Ich mag es, dass Glas so ein unnahbarer Werkstoff ist“, sagt er. „Man kann ihn nie nur mit den Händen bearbeiten, weil er während der Herstellung glühend heiß ist.“ Außerdem lässt sich aus Glas alles herstellen. Vom Bild, über die Vase bis hin zum Möbelstück.

Torsten Rötzsch ist in Brockwitz aufgewachsen, wo seine Eltern noch heute leben. Auf dem Gymnasium hat er den Kunstleistungskurs besucht. „Meine Lehrerin war toll, sagt er, und hofft, dass sie auch zu seiner Ausstellung kommt. Als Schüler hat er in einem Projekt das Bahnhofshäuschen mit Graffiti besprüht. Das steht aber schon lange nicht mehr, sagt er. Mit 20 Jahren hat er Coswig dann verlassen, um eine Ausbildung zum Glasgestalter zu machen.

An der Glasfachschule in Zwiesel hat er unter anderem Glasverarbeitung, Gestaltungslehre und auch Kunstgeschichte gelernt. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche ging er dann nach London in ein Glasstudio. Seitdem war er oft im Ausland unterwegs und beteiligte sich an Ausstellungen in Belgien, England und Estland.

Zwei Tage vor Ausstellungsbeginn fehlen nur noch Details wie die Beschriftung der Vitrinen und natürlich die Beleuchtung. Auf meterhohen grauen Sockeln stehen seine Schätze aus Glas nun im Raum verteilt. Unter anderem eine 15 Kilogramm schwere Vase, die gar nicht zerbrechlich aussieht. Eine Installation aus leuchtend bunten Glaskelchen, aus denen sicher auch August der Starke gerne getrunken hätte. Sie sollen das barocke Leben, das viel mit Trinkfreude zu tun hatte, symbolisieren.

Es gibt aber auch weniger nützliche Gegenstände zu sehen. So zum Beispiel drei große Holzstäbe, die an abgebrannte Streichhölzer erinnern. Auf ihnen sitzen Glasköpfe, die wie Wassertropfen aussehen. Die Ausstellungsstücke können auch gekauft werden. Je nachdem wie aufwendig die Arbeiten sind, schwankt der Preis. Die für Glaskelche gehen bei 90 Euro los und steigern sich bis auf 500 Euro für einen hellgrünen, reich verzierten Kelch.