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Vorsicht: Doppelgänger

Nach einem schleppenden Start ist die Pilzsaison jetzt auf dem Höhepunkt. Aber die Sammler sollten genau hinschauen.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Mindestens fünf Pilzsammler stehen zurzeit täglich mit vollen Körben und Eimern vor der Tür von Sieglinde Köhler. „An den Wochenenden sind es noch mehr“, sagt die Kreispilzberaterin. Die Pilzsaison ist diesmal etwas später gestartet als in den Vorjahren. Das Wetter ist schuld. „Zuerst war es heiß, dann kam ein bisschen Regen. Inzwischen ist er so ergiebig, dass er durch das Blätterdach des Waldes bis auf den Boden gelangt ist. Jetzt sprießen die Pilze“, so Sieglinde Köhler. Allerdings ließen sich manche Sammler zu viel Zeit mit deren Zubereitung, hat der Reinsdorfer Pilzberater Klaus-Eckhard Möbius festgestellt. Pilze sollten noch am Tag des Sammelns gegessen oder längstens einen Tag im Kühlschrank aufbewahrt werden. Tipps zur Zubereitung gibt’s auch von den Beratern.

September und Oktober sind die artenreichsten Monate. Stein- , Birken- und Perlpilze, Pfifferlinge und Rotkappen nennt die Pilzberaterin als Beispiele. Maronen finden die Sammler seltener. Aber nicht, weil es keine gibt, sondern, weil viele zu früh abgeschnitten wurden. Nun brauchen sie Zeit, um nachzuwachsen. Stefan Lorenz, Pilzberater aus Niederstriegis, meint dagegen, dass es für Maronen und Steinpilze bereits wieder zu kalt sei. Die Saison sei vorbei, bevor sie richtig angefangen habe. „Auch der Hallimasch tut sich noch schwer. Ihn brachte erst einmal jemand in die Beratung. Er ist ein Spätherbstpilz“, erklärt Sieglinde Köhler.

Sie warnt auch vor Verwechslungen. Der Kahle Krempling sieht von oben aus wie eine Marone, ist aber giftig. Der genießbare Perlpilz hat Ähnlichkeit mit dem stark giftigen Pantherpilz. Seit es häufiger regnet, sprießen auch die Champignons. Allerdings hat Sieglinde Köhler unlängst einen ganzen Fünf-Liter-Eimer eines Sammlers weggeworfen. Denn der hatte die gut schmeckenden Wiesen- oder Anischampignons mit dem Karbolegerling (oder Karbolchampignon) verwechselt. „Die Schnittstellen verfärben sich gelb und der Pilz riecht nach Arznei oder Karbol“, erklärt Sieglinde Köhler die Merkmale, an denen der falsche Champignon zu erkennen ist. Spätestens, wenn die Pilzmahlzeit aus der Pfanne stinke, sollte der Sammler die Finger davon lassen. Nach dem Verzehr des Karbolegerlings kann es zu starken Magen-Darm-Beschwerden kommen.

Stefan Lorenz musste ebenfalls schon viele Giftpilze aus den Sammlerkörben aussortieren. „Ich habe das Gefühl, sie werden von Jahr zu Jahr mehr“, meint der Niederstriegiser. An zwei Wochenenden habe er 20 Mal Giftchampignons bei Pilzsammlern entdeckt. „Das ist etwas Außergewöhnliches“, sagt er. Die Giftigen wachsen oft in Gärten und unter Nadelbäumen.

Einem anderen Sammler musste er sagen, dass seine viele Arbeit komplett umsonst war. Mit einem ganzen Kofferraum voller vermeintlicher Steinpilze war er bei dem Berater vorgefahren. Der erkannte aber, dass es sich um Gallenröhrlinge, auch Bitterlinge genannt, handelt. Sie sind zwar nicht giftig, aber ungenießbar. Schon ein einziger Pilz verdirbt das gesamte Essen. Auch die Schirmpilze haben einen giftigen Doppelgänger. Stefan Lorenz bezeichnet ihn als Kompostgiftschirmpilz, weil er vorzugsweise auf Komposthaufen wächst.

Klaus-Eckhard Möbius stellt eine „Wanderung“ der Giftpilze fest: „Den Satansröhrling gab es früher nur im Gebirge, dann in Chemnitz und jetzt ist er auch in Höfchen gefunden worden.“ Er warnt außerdem vor eigentlich essbaren Pilzen, die an Eiben wachsen. „Der Pilz gibt an die Eibe Nährstoffe ab und bekommt von ihr Zucker. Dabei werden aber auch die Giftstoffe der Eibe auf den Pilz übertragen“, erklärt der Berater.