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Vorfreude auf Niesky

Die Kleinstadt ist bei Bauherren beliebt. Die interessieren sich auch zunehmend für kleine Baugrundstücke.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Niesky. Yvonne Hinz fiebert dem Spätsommer entgegen. Denn in etwas mehr als drei Monaten soll das neue Eigenheim für ihre Familie im Nieskyer Wiesenweg fertig sein. Gerade rechtzeitig also, damit ihr jüngster Sohn direkt in Niesky eingeschult werden kann. Für ihn, seinen ein Jahr älteren Bruder sowie Mama und Papa beginnt dann ein neuer Lebensabschnitt. „Unsere beiden jüngsten Söhne sind der Hauptgrund, warum wir nochmal einen Neustart machen“, sagt Yvonne Hinz. Für die beiden wünschen sich die Eltern einen kurzen Schulweg und viele Freunde in der Nachbarschaft. Denn dem ältesten Sohn von Yvonne Hinz, der mit seinen 22 Jahren das Elternhaus längst verlassen hat, ist das vergönnt gewesen.

Beide Eltern stammen eigentlich aus Görlitz. Doch nach der Wende bauen sie in einem kleinen Ort bei Reichenbach ihr erstes gemeinsames Haus. Die Nachteile des Landlebens erschließen sich der Familie erst nach und nach. Wenn der Sohn zu Freunden, dem Training oder einer Feier möchte, ist er immer auf die Eltern angewiesen. Als der Nahverkehr noch weiter ausgedünnt zu werden drohte, entscheiden sich Yvonne Hinz und ihr Mann für einen Neuanfang. Sie verkaufen das alte Haus und bauen in Niesky neu.

Kaum angekommen, ist die Bauherrin von der Kleinstadt schon begeistert. „Hier ist alles da“, sagt Yvonne Hinz. Bei drei Schulen sei für jeden Bildungsweg etwas dabei. Auch die vielen Vereine vor Ort sind in ihren Augen ein großer Standvorteil. Niesky erscheint ihr wie eine perfekte Mischung aus Landleben und Stadt. „Man lebt hier ruhig und hat doch alles vor der Haustür“, sagt sie. Dass es in Niesky schwierig gewesen ist, ein Baugrundstück zu finden, kann sie nicht bestätigen. Die Verhandlungen mit der Stadt seien schnell und unkompliziert verlaufen. Und auch mit der Baufirma ist sie absolut zufrieden.

Das dürfte Geschäftsführer Sandro Weickert Massivbau Kern gerne hören. Der beobachtet, dass sich wieder mehr Familien für ein Eigenheim interessieren. Denn während die Mietpreise steigen, sind die Zinsen für Kredite günstig wie nie. Mitunter sei die monatliche Kreditrate für das Haus so hoch wie die Miete, so der Unternehmer. „Die Leute überlegen dann, was die bessere Alternative für sie ist“, sagt er. In schlechten Jahren seien in Niesky vielleicht zwei Eigenheime entstanden. Das habe sich geändert.

Und gerade Niesky attestiert Sandro Weickert eine gute Wertentwicklung. Denn nach und nach verschwinden die letzten Bauplätze. Die Nachfrage könnte dann noch größer und die Häuser umso wertvoller werden. Zumal ihm der Glauben daran fehle, dass noch einmal Wohngebiete im großen Stil wie in den Neunzigern entstehen. Tatsächlich bemüht sich die Stadt derzeit um mehr Bauland.

Laut Barbara Giesel von der Stadtverwaltung liege mittlerweile die Baugrunduntersuchung für vier geplante Grundstücke nahe der Elektro Technik Niesky vor. In einer der nächsten Ausgaben des städtischen Anzeigers sollen die Baugrundstücke ausgeschrieben werden. Im Wohngebiet am Wiesenweg schließen sich derweil die letzten Lücken. Fünf Grundstücke hat die Stadt gegenwärtig noch im Angebot. Darunter auch ein kleines am Moosweg. „Das ist aber wirklich sehr klein“, sagt Barbara Giesel.

Doch das Beispiel von Familie Hinz zeigt, dass sich Prioritäten auch verschieben können. Ihr Mann und sie haben sich bewusst für ein kleineres Grundstück mit weniger als 600 Quadratmetern entschieden, erzählt Yvonne Hinz. Dort steht nun ein ebenerdiger Massivbau. So müssen beide im Alter keine Treppen mehr steigen. Früher haben Menschen beim Bau eines Hauses oft schon an die nächsten drei Generationen gedacht, erzählt Sandro Weickert von der ausführenden Baufirma. Das habe sich geändert. Yvonne Hinz und ihr Mann sind nicht seine einzigen Kunden, die nun schon das zweite Haus in ihrem Leben bauen.