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Vorbei die süße Zeit

Die Erdbeersaison ist so gut wie beendet, die Früchte sind teuer wie nie. Doch die Bauern haben davon wenig.

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© Archivfoto: André Braun

Von Dominique Bielmeier

Döbeln. Sie sind nicht nur knallrot und lecker, sondern enthalten auch viel Vitamin C, wenige Kalorien und sollen sogar Krebs vorbeugen. Doch wer in den Genuss von feldfrischen Erdbeeren – lateinisch Fragaria – kommen möchte, der sollte sich beeilen: Bei den Erzeugern der Region sind die Früchte nur noch höchstens zwei Wochen lang erhältlich.

„Die Erdbeeren sind durch“, sagt Andreas Wachs, der ein Erdbeerfeld zum Selbst- pflücken am Vorwerk 1 in Mochau betreibt. Mit der diesjährigen Saison ist er ganz und gar nicht zufrieden. „Das war einfach kein Erdbeerjahr“, so Wachs. Zu verregnet. Das macht nicht nur den Früchten zu schaffen, sondern auch den Kunden, die auf Selbstpflücke im Regen natürlich weniger Lust haben.

Was gut 30 Kilometer Entfernung beim Klima ausmachen können, zeigt das Beispiel vom Obstbau Michael Görnitz in Neusörnewitz bei Coswig. „Bei uns war es nicht ganz so verregnet wie bei den anderen“, sagt Michael Görnitz, der mit der diesjährigen Erdbeerernte ganz zufrieden ist. Die sei derzeit sogar „noch voll im Gange“. Noch anderthalb bis zwei Wochen könnten Kunden bei ihm Erdbeeren kaufen beziehungsweise selbst pflücken. Gerade trägt die späte Sorte Malwina, für Görnitz sowieso die beste Erdbeere.

Selbstpflücke nimmt immer mehr zu

4,50 Euro kostet das selbst geerntete Kilo, im Laden „noch günstige 6 Euro“, so Görnitz. Wie überall steigen auch in Neusörnewitz die Erdbeerpreise. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Obstbauern höhere Gewinne machen. Denn für Erntehelfer ist jetzt ein Mindestlohn fällig. Derzeit beträgt er 7,90 Euro und soll weiter steigen. Obstbauern wie Michael Görnitz setzen deshalb vermehrt auf Felder zum Selbstpflücken. Von zwölf Hektar werden in Sörnewitz bereits fünf so genutzt.

Der Anteil der Felder zum Selbstpflücken liegt im Vergleich zu den Feldern, auf denen Erdbeeren für den Einzelhandel angebaut werden, bereits bei über 50 Prozent, erklärt Gerd Kalbitz, Vorstand der Obstland AG in Dürrweitzschen. Auch er macht den Mindestlohn dafür verantwortlich. Der könnte in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass die Erdbeerpreise weiter steigen – was die Verbraucher nach Ansicht von Kalbitz wohl kaum akzeptieren würden – oder die Produktionsfläche zurückgehen wird. „Denn ich glaube nicht, dass eine noch höhere Pflückleistung generiert werden kann“, so der Obstland-Vorstand. Erntehelfer sei immerhin ein harter Job.

Wegen des wechselhaften Wetters mit oft starken Niederschlägen seien die Erdbeeren bei Obstland ein bisschen aufgeschwemmt, „sodass wir rauspflücken mussten, um keine Ansteckungsgefahr zu haben“, sagte Kalbitz.

Keine deutschen Erdbeeren mehr?

Trotz des Regens kann sich Martin Ibisch vom Obsthof Ibisch in Blattersleben bei Priestewitz dagegen nicht beschweren über diese Erdbeersaison. Immerhin gab es keine große Hitzewelle wie im Vorjahr.

Mit der Selbstpflücke hat der Obstbauer erst im vergangenen Jahr begonnen, die Kunden nehmen das Angebot gut an, erzählt er. Im Schnitt kostet das Kilo Erdbeeren zwischen 4 und 5 Euro bei ihm. „Wer auf den Preis schauen muss, dem ist es zu teuer bei uns“, gibt Ibisch zu. „Aber die Qualität ist ja entscheidend.“

Und mit der Malwina, die gerade auch auf dem Obsthof in Blattersleben wächst, stimme die Qualität auf jeden Fall. Noch eine Woche lang können Kunden die noch recht junge Sorte aus der Zuchtlinie der Mieze Schindler im Laden kaufen. Das Kilo kostet hier 6 bis 7 Euro.

Andreas Wachs aus Mochau zeichnet ein düsteres Bild vom deutschen Erdbeeranbau für die Zukunft. Ein anderer Bauer der Region habe seinen Anbau schon ganz eingestellt, weil sich die Beschäftigung von Rumänen als Erntehelfer wegen des Mindestlohns nicht mehr gerechnet habe – dabei wuchsen die Früchte auf 14 bis 15 Hektar. „Der Erdbeeranbau wird ganz aus Deutschland rausgehen“, prophezeit Wachs. Die Früchte würden stattdessen gleich in Polen angepflanzt und die Ernte bei uns verkauft.