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Vonovia wird von Mietern überrannt

Erstmals lädt der Großvermieter zum Treffen ein. Dabei geht es nicht nur um die Hausordnung. Und der Andrang überrascht die Veranstalter.

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© Symbolfoto: Roland Weihrauch/dpa

Von Christoph Springer

Damit hatte die Vonovia nicht gerechnet: Viel mehr Dresdner als erwartet interessierten sich für die „Mieterversammlung“ mit den Verantwortlichen der Bochumer Firma in der Südvorstadt. So viele, dass der ursprünglich geplante Ort zu klein war. Das Treffen am Donnerstagabend wurde daraufhin vom Feldschlößchen-Stammhaus an der Budapester Straße ins Enso-Gebäude hinter dem Hauptbahnhof verlegt. Und auch dort konnten nicht alle interessierten Mieter aus den Häusern an der Altenzeller Straße, der Budapester Straße und der Leubnitzer Straße zugleich mit den Vonovia-Mitarbeitern sprechen. In zwei Gruppen bekamen die schriftlich geladenen Gäste schließlich Gelegenheit dazu. Mehr als 200 waren es, die SZ war dagegen nicht erwünscht und wurde aus dem Raum geschickt.

Helmut Rutsch gehörte zur zweiten Gruppe, die an diesem Abend ihre Sorgen und Nöte persönlich vortragen konnte. Schon vor mehr als einem Jahr hatte er an die Vonovia geschrieben, um Kontakt gebeten und sich unter anderem darüber beschwert, dass sich niemand um die Asylbewerber kümmert, die die Stadt in den Hochhäusern untergebracht hat. „Dieser erste Schritt war schon nicht schlecht“, sagte er nach der etwa zweistündigen Versammlung. Ein Ergebnis: Die Anwohner sollen einen Mieterbeirat gründen, der Probleme sammelt und dann die Vermieterfirma anspricht. Wann und wie dieser Beirat zustande kommen soll, blieb allerdings offen. „So etwas gibt es auch in Prohlis-Ost und anderen Stadtteilen, das ist nix Neues“, sagt der Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas (SPD), der monatelang darauf gedrängt hatte, dass das Treffen mit den Mietern zustande kommt. „Ich bin zufrieden damit, dass der Vonovia eindrucksvoll vor Augen geführt wurde, wie wichtig die Kommunikation mit ihren Mietern ist“, stellte er fest. Schade findet er allerdings, dass „die Gruppe der Ausländer gar nicht präsent war.“

Das ist mehr als die Hälfte der Mieter im Geviert an der Budapester Straße. 1 021 Wohnungen vermietet die Vonovia dort, 621 davon sind sogenannte Belegwohnungen, hat Helmut Rutsch am Donnerstagabend gelernt. Die hat die Stadt gemietet und vergibt sie in Eigenregie an Asylbewerber. Gemeinsam mit anderen Mietern wünscht sich Rutsch deshalb nicht nur stets erreichbare Ansprechpartner bei der Vonovia, sondern auch in der Stadtverwaltung. Das unterstützt auch Albrecht Pallas.

Das Beispiel aus der Südvorstadt könnte unterdessen Schule machen. Solche Versammlungen sollten auch in anderen Vonovia-Gebieten stattfinden, „weil die Sorgen überall dieselben sind“, meint Helmut Rutsch. Das betrifft auch Probleme bei der Hausordnung sowie Defekte und Schäden an der Bausubstanz. Albrecht Pallas will davon seinen Politikerkollegen berichten und so weitere Treffen dieser Art anregen.